Meine verrückten Urlaubserlebnisse
Vorsicht! Viel Text, wenig Bild!
“Mit Kind im Rucksack” – könnte eine passende Geschichte zur obigen Überschrift sein. In diesem Fall heißt aber der Blog von Ina und Nico so, die nach Norwegen ausgewandert sind und sie rufen zur Blogparade über lustige, verrückte, witzige oder auch peinliche Urlaubserlebnisse auf.
Da fallen mir doch sofort und spontan einige Ereignisse meines reichen Erfahrungsschatzes ein. 50 Jahre Reisen – da passiert eben einiges. Von verloren geglaubten Rucksäcken, die statt in Argentinien in Japan landen über einer Rohrzange im Handgepäck bis zum Biss eines Erdmännchens.
1) Klassenfahrt
Ich erinnere mich nicht mehr, auf welcher Klassenfahrt es war, aber wir waren mit dem Bus unterwegs. Klassenfahrten sind für Lehrer auch damals schon eine Herausforderung gewesen. Ich gehöre ja noch zur Generation der geburtenstarken Jahrgänge und in den Klassen tummelten sich über 30 Schülerinnen und Schüler.
Im Bus kommt es natürlich zu kleinen Kappeleien. Doch noch schlimmer sind wohl die Zwischenstops an den Autobahnraststätten. Dort kann allerhand passieren. Schüler geraten vor Autos, gehen im Gewimmel verloren, können Klotüren nicht mehr öffnen und und und…
Jedenfalls hielten auch wir damals an einer Raststätte an. Wir wollten uns nach der langen Zeit des Sitzens endlich bewegen und stürmten allen den angrenzenden Spielplatz. Natürlich nahmen wir unsere Wertsachen mit, denn ein Toilettengang war bereits in den 70er und 80er Jahren nicht mehr umsonst.
So kam es auch, dass ich meine kleine Handtasche auf die Parkbank legte und mich auf die nächstbeste Schaukel begab. Irgendwann kam dann unser Lehrer und sammelte seine Schäfchen ein, denn es standen uns noch ein paar Stunden Fahrt bevor.
Angekommen in der Jugendherberge schnappten wir uns unsere Habseligkeiten, um unsere Zimmer zu beziehen und da fiel mir auf, dass meine Handtasche nicht mehr da war. Ich verfiel sofort in Panik, durchsuchte nochmals den Bus, aber die Tasche blieb verschwunden.
Ich ging dann gedanklich alles nochmal durch und kam zu der Erkenntnis, dass ich diese auf dem Spielplatz vergessen haben musste. Mein ganzes Taschengeld. Oje. Mir liefen sofort die Tränen. Der Lehrer kümmerte sich dann darum, die Telefonnummer der Autobahnraststätte ausfindig zu machen – und damals gab es noch kein Internet! – rief dort an und schilderte nach meinen Angaben das Aussehen der Tasche.
Diese war gefunden und abgeben worden. Samt Inhalt. Es fehlte nichts!
Unser Busfahrer wurde beauftragt die Tasche bei der Rückfahrt abzuholen und meinen Eltern im Heimatort zu übergeben. Ich rief meine Mutter an, erklärte ihr heulend das Problem. Die Tasche wurde am Tag danach bei ihr abgegeben und ich erhielt Geldvorschuss vom Klassenlehrer.
2) Mit den Eltern in Österreich
Meine Familie fuhr in den Osterferien nach Österreich. Ich vermute, es war im Zillertal, aber auch hier versagt meine Erinnerung an genaue Orte und Zeiten. Jedenfalls wanderten wir. Täglich. Mein Vater übte einen Bürojob aus und war um jede Bewegungsmöglichkeit in der Freizeit dankbar. Da musste die Familie dann mit.
Und ich kann euch sagen, dass mein Papa trotz der Körpergröße von unter 160 cm einen wahnsinnigen Stechschritt entwickeln konnte. Vorallem bergauf! Puh! Mutti und wir Kinder stöhnten regelmäßig. Dafür überholten wir ihn bergab, denn da machten seine Knie nicht so gut mit. Doch ich schweife ab.
Jedenfalls wanderten wir durch ein Tal bzw. eine Klamm. Irgendwann forderten wir eine kurze Verschnaufpause ein. Ich hatte gerade Geburtstag gehabt und eine neue Ritschratsch-Kamera geschenkt bekommen.

Kennt ihr die noch? Diese kleinen, flachen Apparate, bei denen man den Auslöser drückte und dann an der Unterseite zweimal den Schiebeschalter betätigen musste, damit die Filmrolle weitertransportiert wurde? Oben konnte man einen Blitzwürfel aufstecken. Viermal konnte der auslösen, dann wurde er weggeworfen. Er drehte sich selbständig mit. Hach, Nostalgie 😉
Wir hielten in einer kleinen Naturhöhle an. Ich legte meine Kamera ab und vergaß sie, als Papa zum Abmarsch blies. Glücklicherweise hatte meine Mutter meinen Namen und die Adresse in die Hülle geschrieben.
Auch hier kamen mir wieder die Tränen, als ich den Verlust bemerkte. Doch auch hier traf ich auf engagierte und ehrliche Menschen. Ein Ehepaar hatte die Kamera gefunden und richtig vermutet, dass wir irgendwo im Ort Urlaub machten. Sie klapperten sämtliche Hotels und Pensionen ab bis sie auf den Nachnamen stießen und gaben mir mein kostbares Kleinod zurück.
3) Ein Rucksack auf Reisen
In den 90er Jahren begann meine Reiselust. Initiiert von meinem damaligen Partner.
1991. Wir hatten unsere Jobs gekündigt und uns auf Reisen gemacht. 9 Wochen Neuseeland. Eine unvergessliche Zeit. Doch nun wollten wir noch mehr von der Welt sehen. Wir starteten in Auckland mit Ziel Jakarta. Fluglinie Garuda Indonesia.
Wir landeten in Jakarta, warteten auf unsere Rucksäcke und nach wenigen Minuten war mein Rucksack da. Der meines Freundes allerdings nicht. Auf den warteten wir vergeblich. Irgendwann drehte sich das Gepäckband, aber Koffer und anderes Gepäck kam keines mehr.
Wir gingen zum Schalter und fragten nach. Man konnte uns nicht helfen. Wir sollten doch erstmal in die Stadt fahren und uns dann in ein paar Stunden telefonisch melden. Sie würden nachforschen, wo der Rucksack sein.
An Jakarta habe ich gemischte Erinnerungen. Wir fuhren in die Stadt. Wir waren absolut planlos. Wir hatten nur die Flugtickets gebucht gehabt. Wir stellten uns auf die Straße, schlugen unseren Reiseführer auf und versuchten uns zu orientieren. Wir müssen ein erbärmliches Bild abgegeben haben, denn kaum hatten wir das Buch aufgeschlagen, kamen mehrere Indonesier auf uns zu und fragten, ob sie uns helfen können.
Man empfahl uns dann ein “Hotel” in der Nähe. Dort sagte man uns, Jakarta sei wegen einer Veranstaltung extrem ausgebucht, aber sie könnten uns noch ein Nebenzimmer anbieten. Dies erwies sich als schmuddelig, dunkel und stickig. Es hatte keine Fenster, nur ein paar Glasbaustein und durchbrochene Ziegel. Wir nahmen es trotzdem.
Unsere Frage nach einer Bettdecke wurde zurück gewiesen. Die sei selbst mitzubringen. Ah ja. Wir hatten zwar Schlafsäcke dabei, aber die waren viel zu warm. Also legten wir uns so hin und wurden sogleich zum gefunden Fressen für Millionen von Stechmücken. Das muss ein Festmahl gewesen sein. Sie luden im Minutentakt Freunde und Verwandte dazu. Irgendwann klaubte ich ein großes Badetuch aus meinem Rucksack, dass zumindest ein paar wenige Bereiche meiner Haut schützte.
Gerädert von der Nacht riefen wir am nächsten Morgen auf dem Flughafen an. Man hatte den Rucksack in Frankfurt schlichtweg vergessen einzuladen. Er würde nachgeschickt. Am Abend ginge die nächste Maschine raus und morgen können wir das Gepäck dann abholen.
Wir überlebten irgendwie den Tag im Freien und eine weitere Horrornacht in der Unterkunft, fuhren zum Flughafen, schnappten uns den angelieferten Rucksack und flüchteten raus aufs Land. 7 wunderbare Wochen verbrachten wir auf Java, Bali, Lombok und Gili Nanggu.
4) Rucksack, die Zweite
Wir begaben uns drei Jahre später wieder einmal zum Flughafen Frankfurt, um nach Feuerland zu fliegen. Zwei Monate hatten wir Zeit in denen wir Argentinien und Uruguay erkunden wollten. Dazu hatten wir mehrere Inlandsflüge vorgebucht.
Check-in in Frankfurt. Wir gingen gemeinsam an den Schalter, erhielten unsere Bordkarten und legten unsere Rucksäcke auf das Förderband. Wir achteten darauf, dass auch wirklich jedes Gepäckstück seinen eigenen Schein erhielt. Der Flug sollte über Buenos Aires nach Ushuaia gehen. Dazu mussten wir in Buenos Aires vom Internationalen auf den Nationalen Flughafen wechseln. Wir fragten sicherheitshalber nach, ob wir selbst unser Gepäck in Buenos Aires umladen mussten. Uns wurde aber versichert, dass wir uns um nicht kümmern müssten.
Dann stiegen wir in die Maschine von Varig – kennt ihr die Airline und gibt es die eigentlich noch? – ein. Wir folgen wie beschreiben nach Buenos Aires, fuhren per Taxi zum Domestic Airport, stiegen in den nächsten Flieger und kamen nach einer waghalsigen Landung auf dem alten Airport in Usuhaia an.
Wir warteten auf unsere Rucksäcke und der meines Partners kam auch super schnell. Wir warteten. Um uns herum wurden sämtliche Gepäckstücke nach und nach vom Gepäckband genommen und irgendwann hielt es an. Wir standen da und machten lange Gesichter. Hatten wir nicht mitbekommen, dass jemand meinen Rucksack vom Band genommen hatte?
Wir wendeten uns an den Lost-and-found-Schalter. Hier sprach man nur wenig englisch und spanisch konnten wir leider nicht. Mit Händen und Füßen versuchten wir klar zu machen, dass der Rucksack fehlte. Man werde sich drum kümmern.
Da saß ich nun und hatte nichts anzuziehen außer der Kleidung, die ich am Leibe trug und einer frischen Unterhose, die ich im Handgepäck hatte. Ein paar Stunden später wurde uns telefonisch mitgeteilt, dass man den Backpack in Tokio am Flughafen gefunden hätte. Er würde jetzt zurück nach Frankfurt geschickt und von dort mit dem nächsten Flugzeug nach Ushuaia.
Ich besorgte mir ein paar Kleinigkeiten vor Ort. Zahnbürste, Kleidung usw. Doch Ushuaia ist eine Kleinstadt. Viel Auswahl gab es nicht. Wir konnten daher auch nicht direkt in den Nationalpark starten, was wir ursprünglich vorgehabt hatten. Nach 3 Tagen war mein Rucksack dann endlich da. Wir durften ihn am Flughafen abholen. Service “Lieferung” nicht inbegriffen. Als ich nach der Erstattung meiner Auslagen fragte, sagte man mir, dass das Pech sei und auf Linienflügen würde nichts erstattet.
Immerhin war ich froh, dass nun die Reise endlich losgehen konnte.
4) Keiner verläßt das Flugzeug!
Frankfurt – Boa Vista – Sal – Frankfurt, so lautet die Flugroute von Tuifly, die wir Ende April nutzten. Hasimausischatzibär und ich saßen in Reihe 5. Ich lege mein Handgepäck immer gerne unter den Vordersitz, weil ich einen Platz am Fenster bevorzuge und gerne meinen Fotoapparat und mein Handy in Greifweite habe.

DieReiseEule hing wie immer mit dem Karabinerhaken an einer der Ösen des Tagesrucksacks. Das Flugzeug nahm Kurs auf Boa Vista. Kurz bevor es in den Sinkflug gehen sollte, ging mein Freund schnell nochmal auf Toilette. Ich wollte in der Zeit meine Kamera aus dem Rucksack holen, damit ich mich für die Landung ablenken konnte. Die Flugangst lässt grüßen.
Ich griff nach dem Rucksack und entdecke einen leeren Karabiner! Kreisch! Panik machte sich breit. Wie, wann, wo hatte ich DieReiseEule zuletzt gesehen? Ich schaute grob unter die Sitze. Viel Platz ist da ja nicht und ich wollte in diesem Moment nicht abtauchen. In Frankfurt war sie noch da gewesen. Ich war mir relativ sicher, dass ich sie beim Einsteigen und der Sicherung des Gepäcks noch gesehen hatte. Oder doch nicht? In so einem Moment zweifelt man an allem.
Mein Freund kam von der Toilette und sah mir direkt an, dass irgendwas nicht in Ordnung war. Er dachte, es hätte mit den Turbulenzen zu tun, doch die waren gerade nur das zweitgrößte Problem. Ich zeigte ihm meinen Verlust. Doch inzwischen waren die Anschnallzeichen angegangen und die Landung wurde eingeleitet.
Es ruckelte und schaukelte wegen der kräftigen Windböen, die auf den Kapverden normal sind. Also kümmerte ich mich erstmal darum, nicht in totale Landungspanik zu verfallen, was mir nur mäßig gelang. Jedenfalls setzte das Flugzeug in Boa Vista auf, um die Passagiere, die dort Urlaub machen wollten zu entlassen.
Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte laut gebrüllt: “Keiner verläßt das Flugzeug, bevor DieReiseEule nicht gefunden ist! Bitte sehen Sie unter ihren Sitzen nach!“
Gedanklich agierte ich so, aber in der Realität legte ich mich auf den Bauch, scannte mit meinem Blick die vorderen und hinteren Sitzreihen und entdeckte meine Eule letztlich halb unter dem Schuh des Passagiers, der hinter mir saß. Mir fiel ein Felsbrocken vom Herzen. DieReiseEule wurde ins Exil der Innentasche des Rucksacks verbannt, um nicht noch einmal auf den Gedanken zu kommen, sie könne ihre eigenen Abenteuer erleben.
Und dann noch….
Ihr habt noch nicht genug gelesen? Hier sind ein paar ältere Artikel von mir, in denen ich ebenfalls witziges, kurioses oder peinliches erlebt habe:
Martini on the (Glacier)rocks, Paris – mon amour?, London – Ein Kurztrip mit Teenie (1), Stockholm, Von der Schwierigkeit, beim RMV eine Wochenkarte zu erwerben, Wenn der Koffer auf dem Flug beschädigt wird…, Anekdötchen und mehr, Anekdoten und mehr – Teil 2, Budapest, Barcelona – überraschend, anders…!?, Nach Berlin an einem Freitag, dem 13ten, Ich liebe… (die Hinfahrt) geupdatet, Wie man mehr Tipps für weniger Geld bekommt
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© DieReiseEule 6/2018
Danke fürs mitmachen! Na da hast du aber so einiges erlebt, hat sich die Eule den dann noch mal selbstsständig gemacht oder wurde sie dann angekettet?
LG aus Norwegen
Ina