Die raue Westküste

Manchmal muss man ausgetretene Pfade verlassen, um Neues zu entdecken. Typischerweise halten sich die meisten Urlauber am feinen, weißen Sandstrand von Santa Maria auf. Nur wenige sind bereit, sich auf die Insel mit allen ihren Facetten einzulassen und wenn, dann meist mit einer der angebotenen Gruppen-Inseltouren.
Nur wenige wagen Ausflüge an untouristische Stellen. Mit einem zuverlässigen Fahrer/Abholer und Respekt vor der Natur ist das aber durchaus möglich und ein Erlebnis der besonderen Art.

Gemeinsam mit Uwe, der seit fast 20 Jahren auf Sal wohnt und sich entsprechend gut auskennt, fuhren wir ans industrielle Ortsende von Palmeira. Von hier ging die Wanderung los. Die Landschaft ist karg und steinig, daher sollte man zumindest festes Schuhwerk tragen und nicht in Flip Flops laufen.

Dreimaster in Sicht
Wir liefen also direkt über die Steine am Ufer des Atlantiks. Und dann sahen wir sie: zwei Dreimaster. Das ist kein alltäglicher Anblick und hat uns natürlich sofort in den Bann gezogen. Die Kameras klickten. Mit und ohne Teleobjektiv. Beide gleichzeitig aufs Foto zu bringen, war leider schwierig. Dafür waren sie doch zu weit voneinander entfernt.

Mit dem azur- bis türkisschimmernden Wasser bietet das Segelschiff das perfekte Fotomotiv, oder nicht?
Im Laufe der Wanderung erhaschten wir immer wieder einen Blick auf die Schiffe. Doch wir mussten auch auf unsere Schritte achten. Die Felsen waren teilweise spitz und porös und leider liegen auch viele Glasscherben herum.
Müll ist ein großes Problem auf der Insel Sal. Man findet sie in allen Ecken. Plastiktüten und -flaschen, Scherben, Fischernetze, Taue usw werden häufig nach dem Motto “aus den Augen, aus dem Sinn” entsorgt.
Muscheln

Zum Ausgleich findet man jede Menge Muscheln, deren Form einzigartig ist. Ganze Areale sind mit den kalkigen Gehäusen überseht.

6 km lagen vor uns. Wir hatten vor sie gemütlich zu laufen. Uwe interessiert sich seit geraumer Zeit für die Vogelwelt der Insel und machte Pausen, um diese beobachten zu können. Auch wir ließen uns davon anstecken und hielten die Augen offen. Doch die Tarnung einiger Kleinvögel ist ziemlich perfekt, sodass wir sie meist erst sahen, wenn Uwe uns darauf hinwies.

Felsige Küste
Der Atlantik brauste mächtig im Dezember. Wellen peitschten mit Wucht an den Strand bzw. an die Steine.
An manchen Stellen verließen wir die Steinküste und liefen lieber durch den staubigen Sand. Aufpassen sollte man dennoch, da sich dort teilweise Dornen befinden. Eine bohrte sich durch die Sohle meines Turnschuhs – autsch.

Mehrmals sahen wir Touristen mit den beliebten Buggys an uns vorbeifahren. Die wirbelten ziemlich viel Staub auf. Kein Wunder, dass man immer ein Tuch vor dem Mund während der Fahrt haben muss. Mich erinnerten diese “Invasionen” immer an Star Wars.

Links der Atlantik, rechts die Wüste und geradeaus die Berge. So schweiften unsere Blicke ständig hin und her. Wir entdeckten Windräder und den imposanten Hausberg Espagos’, mit den Antennen und der Flugüberwachungsanlage des Airports.

Veränderliche Landschaft
Vom graubraunen, tuffartigen Felsen ging es weiter über dicke, schwarze Felsbrocken. Diese reichten bis an den Ozean und setzten den ankommenden Wellenkämmen ein Ende. Das Wasser verlief sich in Felswannen. Die angeschwemmten Fische wurden bereits vom Fischreiher dankbar erwartet. Ein Greifvogel kreiste ebenfalls über dem Gebiet.
Nachdem es im November endlich mal reichlich geregnet hatte, waren viele Büsche noch grün und teils blühten diese auch. Bei unserem letzten Besuch 2018 war alles verdörrt gewesen. Umso schöner waren die grünen Lichtblicke.
Plötzlich hörten wir ein Klopfen. Wir erspähten ein paar Männer, die Steine in Form klopften. Teerstraßen gibt es nur wenige auf Sal. Entweder hat man Schotterpisten oder Kopfsteinpflaster und das wird nach wie vor von menschlicher Hand unter der brennenden Sonne hergestellt. Kein leichter Job.

Halbe Strecke
Etwa nach halber Strecke sonnte sich ein Krebs in der Sonne. Kleine Jungvögel hoppsten durch den Sand, pickten nach ein paar mageren Körnchen.
Uwes Hunde trabten brav hinter uns her und bekamen endlich auch einen Schluck Trinkwasser. Pausieren, genießen und stärken war angesagt.
Langsam färbten sich die Felsbrocken rötlich-orange. Die Erhebung des Monte Leste im Hintergrund.

Fast am Ziel
In einer größeren Ausbuchtung sammelte sich das ruhige Wasser und schaukelte die schimmernden Algen hin und her. Ein gigantisches Farbspiel, dass die Kamera leider nur unzureichend festhalten konnte. Die Farben changierten von azurblau bis maigrün.

Darüber wölbte sich der unendliche Horizont. Nur ein schmales, aufgelocktertes Wolkenband durchbrach das Himmelsblau.

Das Ziel im Fokus
Dann sahen wir in der Ferne die Anlage des bekannten Blauen Auges von Buracona. Wir wollten dies aber diesmal nicht besuchen, da die Sonne im Dezember nicht so günstig steht und das Blau nicht so sehr leuchtet.

Wir hatten unseren Fahrer zur Abholung an die Zufahrtsstraße bestellt und liefen ihm, da wir ein bisschen zu früh dran waren, entgegen. Dabei wurden wir noch von einer Schar Vögel überflogen, ebenso von einigen Flugzeugen.

Und dann ging es mit dem Pickup zurück nach Santa Maria.
Insgesamt haben wir für den Ausflug gemütliche 5 Stunden gebraucht. Da es keinen Schatten gibt, sollte man auf jeden Fall genug Getränke und Sonnenschutz dabei haben.
Ein paar letzte Impressionen
Wer sich für Sal interessiert und ein paar Insider-Informationen haben möchte, darf gerne auf Natur-Sal, Insel Sal oder Maritimes Sal reinschauen.
Bereits auf diesem Blog erschienen sind folgende Artikel über Sal
- Sal Kurzguide/Kompaktreiseführer
- Viveiro Botanischer Garten
- 18 Herzensbilder von Sal
- Sals versteckte Buchten
- Hotel Atlantico Oasis Salinas Sea
- Wenn die Kultbar nicht mehr ins Stadtkonzept passt
- und auch interessant: Wenn der Koffer auf dem Flug beschädigt wird
Transparenzhinweis* Die Reise war selbst geplant und gebucht. Niemand hat mich beauftragt darüber einen Bericht zu verfassen. Ich wurde nicht dafür bezahlt. Ich habe keinen geldwerten Vorteil erhalten. Die Beurteilung ist allein auf meinem „Mist“ gewachsen und daher gebe ich auch nur meinen persönlichen, subjektiven Eindruck wieder.