Kulmbach in Oberfranken
Etwa 20 km nordwestlich von Bayreuth befindet sich die idyllische Stadt Kulmbach, die vor allem für ihre Bierbrauereien bekannt ist. In Kulmbach vereinigen sich die beiden Quellflüsse Roter und Weißer Main zum Main, der bei Mainz in den Rhein fließt.
In früheren Tagen residierten in Kulmbach verschiedene Markgrafen auf der Plassenburg. Heutzutage ist der bekannteste Sohn der Stadt der Entertainer Thomas Gottschalk. Geboren wurde dieser zwar in Bamberg, aber in Kulmbach wuchs er auf. Er war u.a. Ministrant in der katholischen Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau.
Kann Kulmbach mit Coburg oder Bamberg mithalten? Lohnt sich der Städtetrip? Meine Meinung: Ja. In Kulmbach geht es viel entspannter zu als im touristisch total überlaufenen Bamberg. Lies meine Tipps und bilde dir selbst eine Meinung.
Kulmbach Sehenswürdigkeiten
Kulmbach besticht durch Ruhe und Gelassenheit. Vollkommen unaufgeregt kommen die Sehenswürdigkeiten daher. Eine Form von Understatement. Dabei müssen sich Kulmbachs Sehenswürdigkeiten keineswegs hinter denen von Bamberg oder Coburg verstecken. Am meisten überrascht und absolut begeistert waren wir von der Plassenburg, die stolz über der Stadt thront.
Plassenburg
Die Plassenburg ist das Wahrzeichen Kulmbachs. Von jeder Ecke in der Stadt kann man das Gemäuer sehen. Von unten betrachtet hatten wir wenig Erwartung an einen Besuch. Umso überraschter waren wir vom Innenhof mit den Arkaden und den mit Ornamenten reich verzierten Wänden.
Die ehemalige Residenz der Markgrafen wurde erstmals 1135 urkundlich erwähnt und ist im Renaissancestil erbaut. In der Burg befinden sich 4 Museen, wobei wir nur das Zinnfigurenmuseum besucht haben. Dazu später mehr. Die anderen Museen sollen ebenfalls spannend sein, aber man kann an einem Wochenende nicht alle Eindrücke aufnehmen und deshalb waren wir nicht im Landschaftsmuseum Obermain, im Museum Hohenzollern in Franken oder im Armeemuseum Friedrichs des Großen.
Plassenburg, Festungsberg 27, Kulmbach
Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich 9.00 bis 18.00 Uhr │ November bis März: täglich 10.00 bis 16.00 Uhr, Website
Stationen des Altstadtrundgangs
14 Stationen kann man anhand eines Stadtplans innerhalb von ca 1 Stunde ablaufen. Den Plan bekamen wir gratis im Hotel, man bekommt ihn aber auch bei der Tourist Information in der Grabenstraße.
Auf diesen Rundgang, der an der Stadthalle│Dr.-Stammberger-Halle startet, kommt man an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Infotafeln findet man an allen Altstadtstandorten. Ich stelle euch ein paar Stationen vor.
Roter Turm
Der Rote Turm ist eines der ältesten Bauwerke Kulmbachs. 5 Stockwerke hoch bzw. 27 m reckt sich der Rote Turm gen Himmel. Er war nicht nur Teil der Stadtbefestigung, sondern auch Unterkunft für den Stadtpfeifer. Der Name leitet sich nicht nur vom rötlichen Buntsandstein ab, sondern auch vom Fachwerkgebälk, welches zum Schutz mit Ochsenblut bestrichen wurde.
Weißer Turm und Bürgerloch
Der weiße Turm ist ebenfalls ein Teil der Stadtbefestigung und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Eine »geschweifte« Haube bildet den Abschluss des viereckigen Turms nach oben. Direkt neben dem Turm steht die Wehranlage Bürgerloch, dass in der Geschichte als Gefängnis diente. Tritt man durch das Spitaltor zwischen beiden Türmen, findet man einen Fußweg zur Plassenburg.
Marktplatz mit Luitpoldbrunnen
Zentraler Mittelpunkt in Kulmbach ist der Marktplatz mit Rathaus und Luitpoldbrunnen. Da wir kurz vor Ostern da waren, war der Brunnen wundervoll mit bemalten Ostereier geschmückt. 1898 wurde der Brunnen erbaut. Während des 2. Weltkriegs wurde er abgebaut und im Bauhof gelagert bis er auf Drängen der Bürger 1944 wieder am Ursprungsplatz aufgestellt wurde.
Rund um den Marktplatz kann man es sich kulinarisch gut gehen lassen. Da gibt es eine Pizzeria, ein italienisches Eis-Café und hippe Restaurants. Ich empfehle einen Blick in den Hof des ehemaligen Ratskellers zu werfen. Ein Blumenladen hat den Hof erobert und man findet neben Pflanzen jede Menge ungewöhnliche Dekoartikel.
1752 erbaute Hans Georg Hoffmann das Kulmbacher Rathaus. Die gelb gestrichene Fassade im Rokokostil kann man nicht übersehen.
Einige Leserinnen und Leser wissen um meine Leidenschaft, Kanaldeckel zu fotografieren und hier war Kulmbach ein Eldorado. Rund um den Luitpoldbrunnen liegen etliche, besondere Gullydeckel. Einige davon zeigen die Wappen der Partnerschaftsstädte Kilmarnock│Schottland, Lugo│Italien, Saalfeld│Thüringen, Rust│Österreich und Lüneburg│Niedersachsen.
Zinsfelder Brunnen am Holzmarkt
Heute steht der historische Zinsfelderbrunnen am Holzmarkt. Ursprünglich stand er auf dem Marktplatz, musste dort 1869 wegen Wasserversorgungsleitungsarbeiten weichen. Auch dieser Brunnen war zu unserem Besuch österlich geschmückt. Lauf unbedingt einmal langsam um den Brunnen herum. Du wirst bunt bemalte Figuren entdecken, die die vier Jahreszeiten symbolisieren.
Die Figur des Zinsfelders, die das Stadtwappen in den Händen hält, steht oben auf der Brunnensäule. Sie versinnbildlicht die Marktfreiheit.
Weißt du, woher der Name Zinsfelder kommt? Hierbei handelt es sich um einen mittelalterlichen Stadtknecht. Sein Aufgabengebiet umfasste es, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und den Marktpfenning (Zins-) auf dem Marktplatz (-feld) einzunehmen.
Spitalkirche
Die Spitalkirche ist sozusagen der Prototyp der Markgrafenkirchen. Zwischen 1804 bis 1894 lebte man hier Ökumene. Man feierte evangelisch-lutherische , aber auch römisch-Katholische Gottesdienste in der Spitalkirche. Wer sich die Kirche anschauen mag, holt sich den Schlüssel im Café Schoberth in der Spitalgasse ab.
Oberhacken│Kleines Rathaus│Badhaus
Oberhacken ist das ehemalige Handwerkerviertel. Hier steht ein Fachwerkhaus neben dem anderen. Wer die Kopfsteinpflastergassen entlang schlendert, kommt am Kleinen Rathaus (Heute: Restaurant Müllers Ku) und am Badhaus vorbei.
Das Badhaus wurde bis Anfang des 19. Jahrhundert als öffentliche Badeanstalt genutzt. Nur 8 Badestuben sind in Deutschland wissenschaftlich erforscht und restauriert und diese Badestube gehört dazu. Der Eintritt ist frei. Die Badestube ist von Freitag bis Sonntag von 13-17 Uhr geöffnet.
Stadtpfarrkirche »Unsere Liebe Frau«
Die katholische Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau ist untrennbar mit Thomas Gottschalk verbunden. Der Entertainer war in seiner Jugend Ministrant in der Kirche. Die Kirche ist im neugotischen Stil erbaut. Vom Kirchplatz aus hat man den besten Postkartenblick zur Plassenburg. Ein echter Instagram-Hotspot.
Marktbrunnen in der Oberen Stadt
Der Erbauer des Zinsfelder Brunnens am Holzmarkt – Hans Georg Schlehdorn – ist auch der Erschaffer der Säule des Marktbrunnens in der Oberen Stadt. Hinter dem Kulmbacher Wappen auf der Spitze der Säule entdeckt man einen freundlichen Löwen mit Hut. Dieser wurde von Johann Brenck gestaltet.
Funfact: Der Löwe wurde 1869 nach München verkauft. 1932 lies man eine originalgetreue Kopie anfertigen. Später kaufte man das Original wieder zurück, platzierte es an verschiedenen Stellen in der Stadt bis man in den 1970er Jahren dem Marktbrunnen erneut die »Löwenkrone« aufsetzte. Einheimische behaupten steif und fest, dass der Löwe seitdem etwas beleidigt in die Gegend schaut.
Waaf’n Brunnen
Über diesen Brunnen etwas herauszubekommen war unmöglich. Außer, dass er wohl unter dem Pseudonym »Die Stadtgespenster« bekannt ist. Er steht an der Ecke Kressenstein│Fritz-Hornschuch-Straße.
Etwas abseits des Altstadtrundgangs findet man den Gewürzbrunnen.
Gewürzbrunnen
1984 wurde der Gewürzbrunnen in der Langgasse eingeweiht. Kulmbach lag im Mittelalter an einer wichtigen Handelsstrasse für Gewürze aus aller Welt. Daran soll der Brunnen erinnern. Dargestellt sind Vanilleblüten, Nelken, Muskatnuss und Pfeffer.
Museen
In Kulmbach gibt es einige Museen zu besichtigen. Ich stelle dir 4 vor, die ich selbst besucht habe.
Zinnfigurenmuseum
Das Zinnfigurenmuseum befindet sich in der Plassenburg. Es beherbergt die weltweit größte Zinnfigurensammlung mit über 300.000 Exponaten. Das Diorama des Konraditags mit fast 20.000 Figuren hat sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. Doch nicht nur die großen, nachgestellten Szenen aus der Geschichte ziehen mich in den Bann, sondern gerade die kleinen »Schaufenster« fesseln mich. Nachgestellt wurden u.a. bekannte Gemälde von Spitzweg und anderen Malern.
Man kann bei einem Besuch unmöglich alles erfassen. Plane also unbedingt viel Zeit ein. An der Kasse kannst du dir einen Audioguide leihen, der dich durch die Ausstellung führt.
Zinnfigurenmuseum in der Plassenburg, Festungsberg 26, Kulmbach
Öffnungszeiten s. oben unter Plassenburg
3-in-1 Museum im Mönchshof
Im Kulmbacher Mönchshof findet man 3 Museen unter einem Dach. Pro Museum solltest du mindestens 1 Stunde einplanen. Du kannst wählen, wie viele Museen du an einem Tag besuchen willst. Je nachdem berechnet sich der Preis. Wenn du dich intensiv mit den Ausstellungsstücken und Hinweistafeln auseinandersetzen möchtest, dann plane pro Museum einen halben Tag ein.
Im Eintrittspreis des Brauereimuseums ist ein Probierglas Museumsbier (wahlweise auch eine antialkoholische Alternative) und eine Scheibe Museums-Gewürz-Brot enthalten.
Museen im Mönchshof, Hofer Straße 20, Kulmbach
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10-17 Uhr Website
Bayerisches Brauereimuseum
Bayern ohne Bier ist unvorstellbar. In Oberfranken ist die höchste Dichte von Brauereien in Bayern bzw. Franken zu finden. Wer hat nicht schon vom Kulmbacher Mönchshof oder Bamberger Rauchbier gehört oder gekostet?
Im Biermuseum erfährst du alles über die Kunst des Bierbrauens. Von der Ernte der Zutaten bis zum fertigen Produkt. Interessant ist neben all den Bierbrauerei-Werkzeugen auch die Werbung über Kronkorken und Bierdeckel. In der gläsernen Brauerei kann man den Bierbrauern über die Schulter schauen.
Bayerisches Bäckereimuseum
Wie funktioniert eine Getreidemühle? Diese Objekt ist 3 Stockwerke hoch und du kannst auf jeder Etage interaktiv sehen, was in der Mühle passiert. Doch es geht nicht nur ums Brot, sondern auch um Kuchen und Törtchen. Wie hat sich das Bäckerhandwerk im Laufe der Jahrhunderte verändert? Wie wurden die Waren an die Kundschaft gebracht? Es gibt viel zu entdecken.
Beim Weg durch das Bäckereimuseum wandelt man durch die Epochen. Beginn im alten Ägypten, weiter zu den Römern bis in die heutige Zeit. Es gibt Hörstationen, Tafeln mit Informationen und sogar einen Tante-Emma-Laden.
Deutsches Gewürzmuseum
Wow! Das Gewürzmuseum hat mich am meisten geflasht. Wahnsinnig, wie weit Gewürze transportiert wurden und werden, damit wir unsere Speisen aromatisieren können. Heutzutage ist das dank Flugverkehr kaum noch ein Problem, aber wenn man in die Geschichte blickt, waren die Wege nicht nur extrem lang, sondern auch beschwerlich und gefährlich.
Schon am Beginn des Rundgangs duftet es nach allerlei Gewürzen. Ingwer, Nelken, Muskatnuss…. Folgt man dem Rundgang, kommt man immer wieder an Riechstationen vorbei. Von lieblicher Vanille bis Chili, dass in der Nase kitzelt und zum Niesen reizt.
Skulpturen
Über Kunst kann man sich streiten. Aber eine Stadt ohne Blickfang in Form von Skulpturen oder Denkmälern ist langweilig. Beim Stadtrundgang in Kulmbach habe ich ein paar fotogene Objekte ablichten können.
Sparkassen-Schorsch
Auf Schorsch zu treffen war purer Zufall. Ich dachte ja, es handele sich um ein Denkmal für einen Wanderer, aber meine Recherche hat andere Fakten¹ zum Vorschein gebracht. Die Figur sitzt vor der Hauptstelle der Sparkasse in der Nähe des Fritz Einkaufszentrums.
1985 feierte die Sparkasse ihr 150 jähriges Bestehen und zu diesem Anlass wurde die Figur aufgestellt bzw. hingesetzt. Sie soll an einen fleißigen Sparer aus dem Gründungsjahr der Sparkasse erinnern. Der Künstler Erich Hiemisch hat dem Bauern einen Sparstrumpf voller Münzen in den Schoß gedrückt.
Hans von Kulmbach
Ein Mann – viele Namen. Hans Suess, Hans Süß von Kulmbach, Hans von Culmbach, Hans von Kulmbach und vermutlich auch Hans bzw. Johann Wagner – geboren in Kulmbach anno 1480 war ein stadtbekannter Grafiker, Maler und Zeichner.
Da sich der Gehilfe Albrecht Dürers von anderen Künstlern seiner Zeit unterscheiden wollte, benannte er sich nach seinem Geburtsort Kulmbach. Er signierte seine Werke mit HK.
Büttnerdenkmal
Wo Bier gebraut wird, braucht man Fässer. Daher hat das Handwerk des Büttners (Böttchers) in Kulmbach eine lange Tradition. Folgerichtig hat man diesem Berufsstand am Marktplatz ein Denkmal gewidmet.
Davidsbrunnen
Die Davidsstatue steht im Stadtpark und sie erinnert an die gefallenen Soldaten Kulmbachs des 1. Weltkriegs. Bei diesem Denkmal handelt es sich um eine Rekonstruktion, da das Original der Reichskristallnacht zum Opfer fiel.
St. Nikolai Kapelle
An der Pestalozzistrasse, gegenüber vom Stadtpark, steht die kleine, evangelische St. Nikolai Kirche. Die ehemalige Friedhofskapelle ist denkmalgeschützt. Gebaut wurde die Saalkirche zwischen 1573–76.
Kulmbach kulinarisch
Da in Kulmbach mehrere Brauereien ansässig sind, sollte man unbedingt ein Bier probieren. Die gibt es natürlich auch als alkoholfreie Variante. Um Kulmbach herum wird Frankenwein angebaut. Dieser kommt traditionell in Bocksbeutelflaschen daher. Meist handelt es sich um trockene Weine, die nicht jedem Gaumen munden. Ich mag sie sehr gerne.
Bist du auf der Suche nach guter, fränkischer Hausmannskost? Dann gibt es zwei Restaurants, die ich dir empfehlen kann. Die Stadtschänke am Holzmarkt oder Zum Petz in der Langgasse. Typische Gericht für die Region sind z.B. Blaugesottene (fränkische Bratwurst, die im Essigsud gegart und mit Zwiebeln serviert wird), Brot-Biersuppe oder Schäufele mit Klößen.
Wenn du zum Kaffee ein Stück leckeren Kuchen magst, empfehle ich dir entweder das Café Zur Weißen Frau in der Plassenburg (allerdings kann ich die heiße Schokolade nicht empfehlen) oder Soffi’s Café am Marktplatz.
Übernachtung
Wir haben gemeinsam mit Freunden im Taste Hotel übernachtet und waren sehr zufrieden. Die Lage ist ruhig. Bis zur Altstadt läuft man nur ca 10-15 min.
Die Zimmer waren geräumig und sauber. Zimmersafe ist vorhanden. Auch das Duschbad war geräumig und hat sogar eine Wäremlampe.
Das Frühstücksbuffet war gut und reichhaltig. Preis-Leistung stimmen.
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Anreise
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¹ Sparkassen-Schorsch in der Frankenpost
Fragen und Antworten
Liane und Herr R.
Willkommen. Ich bin Liane, die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule. Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch Beta-Leser und Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.
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Ein großartiger Artikel über die schöne Stadt, die ich vor vielen Jahren kennengelernt habe. Vielen Dank dafür. LG Marie
Was für ein toller Blogbeitrag. Ich habe Kulmbach auch schon besucht, dass ist aber auch schon eine Weile her. Das Zinnfiguren hat mir sehr gut gefallen und ich war total begeistert, wie abwechslungsreich die Figuren sind. Danke für die vielen Informationen. Liebe Grüße Sonja