Wanderparadies im Atlantik
Der Mensch bewegt sich aufrecht. Er geht, läuft, schreitet, rennt, schlendert, spaziert oder wandert, um nur ein paar Synonyme zu nennen. Fortbewegung dient nicht nur dem Zweck, an ein Ziel zu kommen, sondern ist für viele Menschen auch Balsam für Geist, Seele und den Körper. Wandern befreit und ordnet die Gedanken.
Anfang der 2000er Jahre verband man Wandern mit einem Hauch von Spießertum und Spaßbefreiung. Doch in den letzten 10 Jahren ist die Bewegung in der freien Natur wieder hip geworden. Wandern ist für jedes Alter geeignet. Junge Menschen erklimmen Berggipfel gerne durch Klettern, die mittleren Jahrgänge gehen es oft etwas gemütlicher an, aber selbst im hohem Alter kann man bei entsprechender Gesundheit noch seine Wege ablaufen.
Wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen (Jean-Jacques Rousseau)
Madeira ist perfekt für alle Wanderer. Etliche Levadas durchziehen die Insel und können erlaufen werden. Manche Strecken sind relativ flach, andere erfordern ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Für alle Routen gilt, dass man festes Schuhwerk tragen sollte und sich vorab über einen Wanderführer vertraut machen sollte.
Vier Einsteigerrouten auf Madeira, die wir selbst erwandert haben, stelle ich euch heute vor.
Vorbereitung
Madeira ist eine Vulkaninsel, d.h. die meisten Wege sind uneben und enthalten Steigungen und Gefälle. Daher kann ich jedem empfehlen, bereits zu Hause häufiger zu laufen und statt den Aufzug die Treppe zu nehmen. So ist man körperlich für die einfachen Strecken einigermaßen vorbereitet.
#1 Wie eingangs bereits beschrieben, sollte man auf allen Routen festes Schuhwerk tragen. Flipflops, Pumps oder Leinenschuhe sind nicht geeignet. Gute Sneaker sollten es mindestens sein, besser sind leichte Wanderschuhe, in denen man schweißaufnehmende Socken aus Naturmaterialien trägt und die zudem noch die Knöchel stützen.
#2 Im gut sitzenden Rucksack sollte man genug Getränke, evtl. einen Snack (Tipp: Traubenzucker), eine Regenjacke, Sonnenmilch und einen Kopfschutz – je nach Witterung eine wärmende Mütze oder ein Sonnenhütchen – dabei haben. Bei den von mir beschriebenen Wegen ist die Mitnahme einer Taschen- oder Stirnlampe nicht notwendig, aber auf vielen anderen Levadas durchquert man teilweise lange, dunkle, enge und niedrige Tunnel, wo man ohne diese nicht heil durchkommt. Außerdem macht es Sinn, Pflaster und eine kleine Hausapotheke mitzuführen.
#3 Überlege dir gut, wann du loswandern willst. Die meisten Wanderwege können zur Mittagszeit erstens sehr voll werden und bieten zweitens nicht unbedingt Sonnenschutz. Schütze dich vor einem Sonnenstich. Meine Empfehlung: Nimm ein leichtes, frühes Frühstück ein und beginne deine Wanderung am besten zwischen 8 und 9.30 Uhr.
#4 Falls du mit dem Auto anreist, lege dir Wechselkleidung in den Kofferraum. Ich bin nach dem Wandern immer froh, wenn ich aus den festen Schuhen raus kann und meine Füße “gelüftet” werden.
Ponta de São Lourenço

Sicher einer der bekanntesten und beliebtesten Wanderwege auf Madeira ist der Ponta de São Lourenço, den man beim Anflug auf die Insel bereits aus dem Fenster erkennen kann.
Die Anreise per Auto erfolgt über die VR 1, über Machico Richtung Caniçal. Ab der Zona Franca ist Ponta de São Lourenço ausgeschildert. Nach etwa 5 km erreicht man den Parkplatz an der Baía d’Abra. Spätestens ab 10 Uhr ist dieser in der Hochsaison voll belegt.
Alternative Anreise mit dem Bus. Linie 113 fährt nach Baía d’Abra.
Einfacher Wanderstrecke bis zur Casa do Sardinha 3,1 km.
Gehzeit hin und zurück ohne Pausen ~ 3 Stunden
Höhenprofil: ↗ 420 m ↘ 420 m
Am Ausgangspunkt steht eine Hinweistafel. Sofort steigt man Stufen hinab ins Tal. Man sieht bis zum Gipfel des Morro do Furado und kann sogar bereits die kleine Cafeteria Casa do Sardinha ausmachen.
Der Weg ist gut auszumachen. Nach 850 m erreicht man den ersten Aussichtspunkt, den Miradouro de São Lourenço.



Nach rechts geht ein Pfad hinunter zum São Lourenço Beach. Wer mag kann den Abstecher mitnehmen, wir ließen uns die Option für den Rückweg offen (und hatten dann keine Lust mehr dazu).
Ab jetzt ist der Weg immer wieder durch Drahtseile abgesichert. Es geht ständig bergauf und bergab, trepphoch, trepprunter. Bereits nach kurzer Zeit merken wir unseren Gluteus maximus (großer Gesäßmuskel). Naja, gegen einen knackigen Hintern kann man ja schlecht was einwenden.
Immer wieder bieten sich spektakuläre Ausblicke. Die landenden Flugzeug sind so tief, dass man Bedenken bekommt, ob sie nicht doch den Gipfel streifen.
Anfangs sieht der Wanderweg gar nicht so weit aus, aber er zieht sich, da sich die Biegungen hinter Felsen verstecken. Nachdem man die schmale Landzunge überquert hat, teilt sich der Weg. Beide Äste führen zur Casa do Sardinho. Daher haben wir auf dem Hinweg den linken Weg gewählt und sind zurück die Strecke am Bootsanleger vorbei gelaufen.
Unter Palmen kann man beim Cafe ein Getränk oder Imbiss zu sich nehmen. Die Preise sind ok. Hier gibt es eine (kostenpflichtige) Toilette.

Viele Wanderer machen von hier noch einen Abstecher auf den Morro do Sardinha. Der Anstieg ist sehr steil und nach Regenfällen rutschig. Von oben schaut man bis zum Leuchtturm – dem östlichsten Punkt Madeiras.
Wie geschrieben, folgten wir auf dem Rückweg dem Rundweg. Ein gepflasteter Weg führt zum Cais do Sardinho. Wer Badesachen dabei hat, kann hier gefahrlos ins Meer steigen. Wer genug gelaufen ist, kann sich mit einem Boot zum Parkplatz schippern lassen oder eine Bootstour vorbei an der Fischzucht buchen.
Wer wandern möchte, läuft einfach den gleichen Weg zurück. Langweilig wird es nicht, da man neue Blickachsen hat.
Feenwald (Fanal)

Mit dem Auto entweder vom Süden ab Paúl da Serra oder vom Norden ab Ribeira da Janela über die ER 209 bis zum Wanderparkplatz Feenwald oder zum Posto Forestal (Forsthaus).
Einfache Wanderstrecke von wenigen Metern bis zu 11 km
Gesamt Gehzeit durch den Feenwald ohne Levadatour etwa 30 min
Höhenprofil: ↗20 m ↘ 20 m
Um nur den mystischen Feenwald zu erkunden bedarf es keiner Wegbeschreibung. Man läuft einfach durch die knorrigen Lorbeerbäume bis zu einer der Anhöhen oder bis zur abgesicherten Steilwand. Besonders eindrucksvoll muss der Fanal bei Nebel sein. Wir hatten einen sonnigen Tag erwischt. Schön ist der Wald dann auch und die Aussicht ist wundervoll, aber geheimnisvolle, spirituelle Emotionen, die so gern beschrieben werden, kamen da nicht auf.
Den Feenwald kann man gut mit Levada dos Cedros, einem Rundweg, kombinieren.



Übrigens findet ihr auch bei meinen Reisebloggerkolleginnen Wandervorschläge für Madeira. Reisebloggerin.at beschreibt ihre drei liebsten Wanderungen. Fünf aussichtsreiche Wanderungen hält Ferngeweht für euch bereit.
Risco Wasserfall

Die Wanderung zum Risco-Wasserfall kann gut mit der Wanderung zu den 25 Quellen kombiniert werden. Wer nicht lange laufen kann und mag, kann den Mini-Pendelbus (€ 3,- p.P.) bis/ab zum Forsthaus Rabaçal nehmen.
Anfahrt mit dem Auto von Funchal über die ER 101 bis Calheta, dann die ER 222 die Berge hoch. An der Kreuzung links halten ER 110 bis zum ausgeschilderten Parkplatz.
Einfache Wanderstrecke 3,2 km.
Gesamt Gehzeit hin zum Wasserfall, zurück bis zum Forsthaus ohne Pausen 1 Std. 45 min.
Höhenprofil: ↘ 240 m ↗ 240 m
Vom Parkplatz führt eine geteerte Straße bergab. Gelegentlich muss man dem Pendelbus Platz machen. Die Straße endet am Forsthaus (mit Bewirtung). Nun folgt man den Hinweisschild Risco-Wasserfall. Man wandert durch den schattenspendenden Lorbeerwald.

Zwischen den Farnen und Moosen plätschern immer wieder Mini-Wasserfälle, die den Levada speisen. Der Weg ist gut zu laufen. Es gibt keine Treppen und nur wenig Unebenheiten. Unweigerlich endet die Strecke am beeindruckenden Risco Wasserfall.

Der Rückweg erfolgt auf dem selben Weg.
Im Forsthaus nutzten wir das WC (50 ct passend bereithalten). Wir gönnten uns zurück eine Fahrt im Pendelbus, denn gesundheitlich waren wir noch angeschlagen und wollten die Kräfte etwas schonen.
Miradouro do Chão do Pasto

Du suchst nach phänomenalen Ausblicken über die ganze Insel, willst aber nicht viel wandern? Dann ist der Miradouro do Chão do Pasto ein echter Geheimtipp.
Mit dem Auto von Funchal über die ER 103 Richtung Ribeiro Frio, dann am Restaurant Abrigo do Poiso nach rechts auf die ER 202 abbiegen. Auf der linken Seite sieht man nach 1,5 km einen Parkplatz.
Einfache Strecke ca 300 m.
Gesamt Gehzeit etwa 15 min.
Höhenprofil: ↗20 m ↘ 20 m
Vom Parkplatz geht man über den Picknickplatz geradeaus. Dort erkennt man einen schmalen Trampelpfad durch das niedrige Gehölz, der auf den Hügel führt.

Man sieht hinab auf die Nordküste bei Porto da Cruz. In nordöstlicher Richtung sieht man ein Observatorium und den Gipfel des Pico Ruivo. Während man sich dreht, kann man einmal die ganze Insel überblicken.

Wir haben den Aussichtspunkt durch Zufall gefunden. Eigentlich wollten wir den Levada zum “Balkon” laufen, aber dort gab es keine Parkmöglichkeiten mehr und so fuhren wir weiter. Obwohl das nur eine Mini-Wanderung war, waren wir vom Ausblick begeistert. Man kann die Strecke ausweiten, wenn man mag. Es gehen genug Wege in der Nähe ab, de man erkunden kann.
Bei anderen Touren kann ich euch empfehlen, dass ihr eine geführte Wanderung bucht. Die Gruppen sind meist klein und die Guides haben viel Erfahrung.
FAQ – Fragen und Antworten
Zu welcher Jahreszeit kann man am besten auf Madeira wandern gehen?
Optimale Reisezeit ist von April bis Oktober, aber wandern kann man auf Madeira jederzeit. Von April bis Oktober ist das Wetter am beständigsten. Es ist fast immer trocken, kann allerdings auch mal recht heiß werden.
Im Januar und Februar fällt häufiger Niederschlag. Nach Regenfällen können Wege unpassierbar und gesperrt sein, dafür sind die Wasserfälle dann umso beeindruckender.
Welches sind die schönsten Wanderwege auf Madeira?
Zu den schönsten Wanderungen gehört der Weg zu den “25 Quellen und dem Risco-Wasserfall”, dann der Weg über die Halbinsel “São Lourenço”, an der Südküste der “Levada Nova” und der wundervolle, aber anspruchsvolle Weg vom “Pico Arieiro zum Pico Ruivo”.
Braucht man einen Wanderführer?
Viele Levadas und Wanderwege sind gut beschildert, aber dennoch lohnt es sich, einen Blick in einen Wanderführer zu werfen. Hier bekommt man wertvolle Informationen zu Höhenprofil, Gehzeit, Parkmöglichkeiten uvm.
Liane und Herr R.
Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.
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Hallo Liane,
gerade heute habe ich auch einen Blogartikel über das Thema Wandern auf Madeira geschrieben. Die Pico-Tour und die Ponta-Wanderung sind auch meine Favoriten, am Risco-Wasserfall bin ich leider nicht gewesen. Was ich unbedingt noch empfehle, sind die traumhaften Klippen zwischen Boca da Risco und Porto da Cruz.
Viele Grüße,
Annika
Werde ich auf meine Wanderliste setzen, wenn ich das nächste Mal auf Madeira bin.
LG Liane
Vielen lieben Dank für diese wunderbaren Tipps: ich setze mir ein Lesezeichen zu diesem Beitrag, denn ein Urlaub auf Madeira steht auf meiner Liste… 🙂
Beste Grüße,
Eddy
Das freut mich. Falls du demnächst auf Madeira bist, wünsche ich dir viel Spaß dort.
interessante Touren – für jedes Level was dabei – merk ich mir mal diesen Blogpost! LG
Das freut mich. LG