Alte Opel(renn)bahn
Mitten im Wald südlich von Rüsselsheim findet man die Überreste der legendären, ersten fest gebauten Rennstrecke in Deutschland. In weiten Teilen ist sie heute überwachsen, aber ein paar engagierte Liebhaber kämpfen für den Erhalt der Strecke und legen Überreste nach und nach frei.
Oft wird von der Opel Rennbahn gesprochen, aber korrekterweise heißt sie eigentlich Alte Opelbahn. 1919 wurde die Test- und Rennstrecke fertiggestellt und die Rennfahrpioniere vergangener Zeiten gaben sich hier die Klinke in die Hand. In der Blütezeit der 1920er Jahre pilgerten Besucherströme zur Rennstrecke. Bis zu 50.000 Besucher sahen die Wagen, Motor- und Rennräder durch die Steilwand cruisen. Und das zu einer Zeit, als Rüsselsheim selbst nur etwa 8.000 Einwohner zählte.


Die Firma Adam Opel teste Anfang des 20. Jahrhunderts seine Autos auf den Straßen Rüsselsheims. Doch das passte vielen Anwohnern nicht, die sich durch den Lärm und Gestank beeinträchtigt fühlten. Eine Lösung musste her. Man plant eine asymmetrische Ellipse, die als Teststrecke für die Wagen der Firma Opel und Rennveranstaltungen genutzt werden sollte. Bereits während des 1. Weltkriegs begann man mit dem Bau auf damals noch freiem Feld.
Die Marke Opel war derzeit für ihre Fahrräder berühmt. Die Brüder Opel feierten große Erfolge auf ihren Rädern. Daher entschied man sich beim Bau für die Streckenform in Anlehnung an die frühen Velodrome. Damit war sichergestellt, dass man die Bahn zwar einerseits als Teststrecke für Autos nutzen konnte, aber auch für verschiedene Rennsportveranstaltungen, wie Fahrrad-, Motorrad- oder Autorennen Damals waren noch keine anderen deutschen Rennstrecken gebaut. Weder der Nürburgring noch der Hockenheimring.
Die Opelbahn war der erste Kurs, der nach amerikanischem Vorbild wie in Indianapolis gebaut wurde. 12 m Streckenbreite und Steilwandkurven – das machte die Opelbahn zur schnellsten Rennstrecke Europas. Fast unglaublich, aber die Boliden schafften Höchstgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h auf der Strecke.
Der Große Opel-Preis und die Laubfroschparade
1922 wurde der Große Opel-Preis ausgelobt. Dem Sieger winkte ein Preisgeld von unglaublichen 100.000 Reichsmark. Leider konnte ich nicht rausfinden, wer dieses errang.
Ein weiteres Ereignis hat Einzug in die Geschichtsbücher gefunden – die Laubfroschparade. Als Laubfrosch wurde das Auto Opel P4 bezeichnet, natürlich wegen der grünen Farbe. 1925 wurde auf Fließbandproduktion umgestellt und so konnte man stolz 125 Laubfrösche aus einer Tagesproduktion auf der Opelbahn präsentieren.

Die Reichsbahn setzte zu den Rennenveranstaltungen sogar Sonderzüge ein – so groß war das Interesse der Zuschauer, die aus Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und dem gesamten Rhein-Main-Gebiet kamen. Auf 5 Holztribünen, sowie aus dem gesamten Innenraumbereich konnte man das Treiben auf der Bahn beobachten. Von den Tribünen und dem Start/Ziel-Bereich sind heute keine Überreste mehr vorhanden, da dieser Bereich dem Ausbau der angrenzenden Landesstraße in den 1970er Jahren weichen musste. Sehr schade.
Und noch ein legendäres Auto wurde auf der Opel Rennbahn getestet.
Das Raketenauto
Adam Opels Enkel Fritz von Opel träumte von einem Auto mit Raketenantrieb. Er beauftragte seinen Werksingenieur und Testfahrer Kurt Volkhart mit der Umsetzung. Dieser tüftelte lange, aber 1928 war es soweit.: Die Opel Sander-Rakete bzw. RAK 1 war bereit, wurde auf die Rennstrecke gebracht und startete am 11. April durch.

Zwölf Feststoffraketen, die hinter dem Fahrer befestigt waren und durch ein Pedal ausgelöst werden konnten, katapultierten Volkhart in wenigen Sekunden von 0 auf 140 km/h. Da der Test erfolgreich verlaufen war, beauftragte Fritz von Opel noch im gleichen Monat den Bau des RAK 2, der bereits einen Monat später auf dem Berliner Avus Ring 230 km/h erreichte.
Der RAK 1 jedoch hatte ausgedient und wurde leider nicht in ein Museum gebracht, sondern zurückgebaut, Man versah ihn wieder mit einem Motor und als normales Fahrzeug hat er bis heute überlebt.
Ende der Rennstrecke

Nachdem der Berliner AVUS umgebaut wurde und 1927 auch noch der Nürburgring an den Start ging, verlor die Opelbahn als Rennstrecke immer mehr an Bedeutung. Außerdem konnte die technische Entwicklung der baulichen Voraussetzung der Bahn nicht mehr entprechen. 1949 war endgültig Schluss. Der Pachtvertrag mit den Mainzer Stadtwerken als Eigentümer lief aus. Es wurden sogar Löcher in den Beton gebohrt und Bäume gepflanzt, um die Strecke aufzubrechen.
Danach vergaß man sie und überließ sie der Natur, die sich ihr Areal zurück eroberte. Im Zuge der Ausweitung des Regionalparks Rhein-Main “entdeckte” man das Potential des Lost Place ab 2013 wieder. Eine Besucherplattform überragt ein Stück der ehemaligen Teststrecke (Nordkurve) und auf den dortigen Infotafeln kann man die Geschichte dieses einzigartigen Bauwerks deutscher Mobilitätsgeschichte nachlesen.


Am 22. Mai 2021 jährt sich der 100te Jahresstag des ersten offiziellen Rennens auf der Opelbahn.
Möchtest du noch mehr über Cabo verde erfahren? Dann schau in meine anderen Artikel rein. Du findest hier Tipps zur Anreise, zu Restaurants und vieles mehr.
Mehr zur Geschichte der Opel Rennbahn findet man auf den Seiten des Regionalpark Rhein-Mains, bei wikipedia oder bei der Initiative Kulturdenkmal Opelrennbahn.


Anreise
Die Alte Opel Rennbahn erreicht man sehr gut mit dem Fahrrad. Einfach der Regionalpark Rundrouten-Beschilderung folgen. Parkplätze für Autos sind fast nicht in direkter Nähe vorhanden. Von Rüsselsheim aus kann man aber auch hinlaufen. Die Opel Rennbahn ist über google-maps zu finden.
Danke
Mein Dank geht an Herrn Ritter, der mich mit zusätzlichen Informationen und dem Luftbild der Opelbahn versorgt hat.
Das Luftbild stammt aus dem Opelarchiv und wurde der Initiative Kulturdenkmal Opelrennbahn zur Bewerbung der Bahn zur Verfügung gestellt und diese hat mir das Recht auf Veröffentlichung übertragen.
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Superspannend und ganz in der Nähe. Das ruft geradezu nach einer Besichtigung.. wie du immer so interessante Sachen findest, liebe Liane 😉
Liebe Grüße
Kasia
Ich liebe den Regionalpark Rhein-Main. Da gibt es so viel zu entdecken. Und da habe ich in der Broschüre irgendwann mal von der Opelrennbahn gelesen und immer gedacht, das muss ich mir mal ansehen. Jetzt war es soweit.
Die Broschüren bekommt man übrigens kostenlos. Zur Zeit wahrscheinlich per Versand. Sonst kann man die sich im Regionalparkzentrum in den Weilheimer Kiesgruben holen.
Liebe Grüße
Liane
Vielen Dank für die ausführliche Info 🙂
Interessant und übrigens ein Bild, das uns gefällt. Anmutiges Farb-Editing.
Wir wünschen eine wunderbare Woche
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
Ich danke dir, Klausbernd.
super Beitrag der mich sehr interessierte ! Dank
Würde ich mir sofort anschauen aber ist leider eine Ecke weg von mir !!
Vielleicht im Sommer oder Herbst… So langsam gehen die Zahlen ja runter und die ersten Hotels machen wieder auf.