Skulpturengarten am Schloss Mirabell
Unter der Leitung von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein entstand um 1695 der Zwergerlgarten neben dem Schloss Mirabell. Er ist somit der älteste, europäische Zwergegarten. Die Figuren wurden aus Untersberger Marmor geschaffen und sind nicht das Werk eines Einzelnen, sondern einer Künstlergruppe.
28 barocke Zwergfiguren verzückten einst die höhere Gesellschaft, bevor sie 1811 versteigert wurden, weil sie nicht mehr den Zeitgeist entsprachen. Zwerge sind Darstellungen von kleinwüchsigen und/oder mißgebildeten Menschen. Dabei waren “Zwerge” in der Renaissance am Hofe sogar hoch angesehen, da sie treu und loyal waren.
Anfang des 20. Jahrhunderts begann man die Zwerge zurück zu kaufen. Aktuell sind allerdings 4 in deutschem Privatbesitz und 2 in Salzburg bei einem Privatier.
Pallonespieler

Bereits am Zugang zum Bastionsgarten stehen zwei Pallonespieler. Pallone war ein angesagtes Ballspiel der Renaissance, wobei der Ball mit einem Stachelärmel zurück geschlagen wurde. Der Zwerg auf der linken Seite des Weges trägt skurrilerweise einen Topf auf dem Kopf.

Monatszwergenrondell
In der Mitte des Bastionsgarten reihen sich für jeden Monat des Jahres im Uhrzeigersinn Zwergerl. Mittig beginnt der Januar mit einem Zwerg mit Huhn.

Das Huhn steht für Glück, Häuslichkeit und für Wohlstand. Der Zwerg ist breit am Lachen, sein Hemd steht offen und er trägt einen Schlapphut.
Der Zwerg für Februar fehlt noch. Er stellt eine Zwergin als Fastnachtstänzerin mit ausgeschnittenem Mieder dar. Er soll in Traunstein stehen.
Ein langer Bart und eine Glatze kennzeichen den Zwerg des Monats März. In der Hand hält er einen Spaten und zeigt somit an, dass im Frühjahr die Gartenarbeit aufgenommen wird.
Ein Zwerg mit Gartenvase steht synonym für den April. In der Vase wurden früher Zitrusbäumchen gepflegt. Diese waren symbolisch für die Tugend.
Im Mai trägt der Zwerg eine Rettichtasche. Angeblich trug diese Figur früher noch einen Blumenstrauß aus Kupfer in seiner rechten Hand. Rettich war ein Symbol für inneren Reichtum.
Die Juniskulptur wird auch der träumende Gärtner genannt. Eigentlich heißt er aber Zwerg mit Grabscheit. Schwer stützt er sich auf die Harke, mit der er die fürstlichen Gärten bearbeitet hat.

Im Juli wird gemäht, daher steht hier ein Zwerg mit Sense. Wobei die Sense, schaut man genau hin, fehlt. Der Zwerg symbolisiert die Vergänglichkeit.
Der August wird durch das weibliche Geschlecht vertreten. Die Zwergin mit dem Zwiebelbund. Da Zwiebeln sehr gesund sind steht die Zwergin für Gutes und Heilbringendes.

Die Septemberverkörperung ist dem August ähnlich, allerdings handelt es sich um eine Zwergin mit Obstschürze. In der rechten Hand hält sie einen Apfel hoch. September ist der Monat der Obsternte.

Der Zwerg mit Butte verkörpert den Oktober. Er gehört zur Darstellung des italienischen Stehgreiftheaters. In Deutschland kennt man wohl eher den Begriff Kiepe statt Butte.

Wir nähern uns dem Jahresende mit dem November und sind schnell damit fertig, denn diese Figur fehlt noch. Auch diese Skulptur steht in Traunstein und hält eine (Martins)Gans in den Händen.
Der Zwerg mit dem Nockentopf bildet den Abschluss des Monatszyklus mit dem Dezember. Im Winter trank man gerne einen Humpen Bier und labte sich an Nocken.
Komödianten, Duellanten und andere Theaterzwerge
Kaum hat man die Brücke zwischen den Pallonespielern überquert, sieht man rechter Hand den Türkenzwerg mit Turban. Er versucht einen Baumstamm abzubrechen, schafft es aber nicht. Durch die beiden Türkenbelagerungen um Wien waren die Orientalen nicht allzu gern gesehene Gäste und mussten Spott und Hohn ertragen.

Von den Türkenzwergen gab es zwei Stück, wobei der Zweite leider verschollen ist.
Zu den Komödianten zählt der Zwerg mit dem Zwicker. Die Brille sollte die Hilfsbedürftigkeit des Zwerg darstellen, der sich mit dem Dottore sprachliche Duelle lieferte.

Es gibt noch den Zwerg mit Kastagnetten, ein Tänzer.

Und die Duellanten, wozu der Zwerg mit dem Holzbein und der Zwerg mit dem Strohtaschenhut gehören.

An norditalienischen Fürstenhöfen wurden häufig grotesk-komische Schauspiele mit kämpfenden Zwergen aufgeführt.

Fehlende Zwerge
Nicht nur die Monatszwerge von Februar und November fehlen, sondern auch der zweite Türkenzwerg. Wer den Zwerg in Kampfstellung und den Zwerg mit Schlapphut sehen möchte, muss in die Reichenhaller Straße gehen. Dort stehen sie in einem Privatgarten.
Der Zwerg mit Dolch befindet sich in Traunstein, ebenso wie der Zwerg mit Feldflasche – ein Analogon zum braven Diener. Und auch der Zwerg mit Löffelkappe und die Zwergin mit ausgeschnittenem Mieder sind in deutschem Privatbesitz.
Noch 5 andere Zwerge sind verschollen. Daher sind keine Details bekannt.
2017/18 wurden die Skulpturen aufwändig in Hallein restauriert und dann auf ihre Sockel montiert. Seitdem kann man sie wieder bestaunen. Am Eingang findet man eine Übersichtstafel, wo welcher Zwerg zu finden ist.
Über das Schloss Mirabell und den Mirabellgarten habe ich bereits geschrieben. Lest gerne rein.
Ich muss leider gestehen, dass die mir gar nicht zusagen. Find die ein bisschen gruselig 😀 Mein Monatszwerg, der Julizwerg, ist ja auch ein bisschen hässlich mit seiner Beule und der “Sense”. 😀
Aber sehr witzig, kannte die vorher tatsächlich noch nicht.
Jetzt war ich schon so oft in Salzburg, habe es aber noch nie geschafft, mir den Garten anzuschauen. Ich wusste auch nichts von diesen Figuren! Da muss ich definitiv beim nächsten Besuch hin.
Hallo,
nachdem wir letztes Jahr in Wien waren, will mein Mann auch bald Salzburg sehen. Ich werde mir mal den Tipp mit dem Zwergerlgarten aufheben. Die sind ja herzallerliebst anzuschauen.
Was waren noch einmal Nockerl? Irgend etwas Süßes oder?
Liebe Grüße
Renate
Nockerln sind ein Dessert mit viel Zucker und Eischaum.
Immer wieder faszinierend, was es nicht alles gibt. Habe ich glaube ich noch nie von gehört, finde ich aber durchaus ganz interessant. Auf jeden Fall gespeichert, falls ich mal in der Nähe bin 🙂
Prima. Ab nach Salzburg 😉
Ich bin mir sicher, ich bin schon mehrmals an diesen Zwergen vorbei gegangen und habe sie nie beachtet. Spannende Geschichte, die du da recherchiert hast!
Danke. Beim nächsten Mal übersiehst du sie bestimmt nicht 😀
An die Zwerge erinnere ich mich sogar ganz gut! Aber ich hab mir damals überhaupt keine Gedanken drüber gemacht, für was sie stehen könnten!
Danke für die netten Worte.
Was für skurrile Figuren, wirklich sehenswert. Herzliche Grüsse
Vielen Dank