Der Skulpturenpark in Eschborn
Eschborn ist eine Kleinstadt im ländlichen Dunstkreis zu Frankfurt am Main. Bisher war mir Eschborn nicht wirklich einen Ausflug wert, doch dann las ich bei Facebook von der Sonderausstelllung Alltagsmenschen der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner. Die Fotos der lebensgroßen Betonfiguren sprach mich an und so beschloss ich, mir diese mal aus der Nähe anzusehen. Praktischerweise stehen mehrere davon im Skulpturenpark, den man das ganze Jahr über kostenlos besuchen kann. So kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Oder eigentlich sogar 3, denn man kann die Strecke von Niederhöchstadt nach Eschborn mit einem Spaziergang oder einer Radtour entlang des Westerbachs verbinden. Dieser Ausflug eignet sich für Kunstinteressierte, aber auch für Familien mit Kindern. Die werden ihren Spaß haben.

Start am Bürgeramt Niederhöchstadt
Die Parkplätze am Bürgeramt in Eschborn-Niederhöchstadt sind kostenlos. Bei der Anfahrt dachte ich erst, ich wäre falsch gefahren, denn das Bürgeramt liegt versteckt in einem Wohngebiet in einer Sackgasse.
Vom Parkplatz aus laufe ich hinter das Bürgeramt und da sehe ich schon die ersten Skulpturen und am Hinterausgang steht auch direkt die erste Figur der Alltagsmenschen Sylter Frau.

Nächste Station ist eine Hinweistafel über die dauerhaften Installationen. Dort habe ich mir noch den Prospekt über die Alltagsmenschen-Ausstellung mitgenommen.
Auf einer Mauer sitzen 3 Affen, die von Laura Ford aus Cardiff in Bronze gestaltet wurden. Doch nicht wie allgemein bekannt, haben sie die Augen, Ohren und Mund verschlossen, sondern tragen Verbände an Armen oder Beinen.

Auf der gegenüberliegenden Wiese stehen drei Bronzefiguren von Dietrich Klinge aus Heiligenstadt, mit denen ich leider nicht ganz so viel anfangen kann. Aber Kunst liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters.
Reise nach Jerusalem und Polonaise
Im Hintergrund erspähe ich bereits die nächsten Alltagsmenschen. Aber zuerst schaue ich mir die Reise nach Jerusalem genauer an. Noch sind Stühle frei. Scheinbar hat die Musik gerade erst pausiert und noch hat nicht jeder den Platz eingenommen. Oder ist es umgekehrt und die Reise geht gerade weiter?


Die Installationen bieten Platz, sich selbst mit zu inszinieren, wenn man das möchte. Gerne nimmt man den leeren Platz ein. Ich bin keine Selfiekünstlerin und sowieso lieber hinter als vor der Kamera und spare mir das.
Doch sicher kann man gerade bei der nächsten Personengruppe tolle Fotos machen. Mehr oder weniger malade Menschen versuchen sich daran, eine Polonaise auf die Wiese zu legen.

Die Figuren sind so herrlich sympathisch und bodenständig. Keine Modelfiguren, sondern “Normalos” mit Falten, Speckröllchen und gebrochenen Gliedern.
Als nächstes gehe ich an den kleinen Westerbach und schaue dem Badenden ins Auge, der unsicher ist, ob er die Füße ins kühle Nass stecken soll.

Hinter der Brücke
Ich wähle den Weg über die Brücke. Dort erwarten mich Dauerskulpturen. Zwei Personen sitzen an Tischen – Untitled – ich nenne es die Schwätzchenhalter. Außerdem stehen dort noch die Artefakte Inside und Stein für das Licht.
Im weiteren Verlauf überquere die Hauptstrasse, weil eine Figurengruppe meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Von weitem sieht es aus wie eine Gruppe von Rehen aus Drahtgeflecht. Links fließt ruhig der Westerbach, rechts ist Wiese. Die Sonne scheint. Es ist so idyllisch hier. Und im Hintergrund erspähe ich die Skyline Frankfurts mit dem markanten Messeturm.


Von hier aus könnte man bis nach Eschborn weiterlaufen, wo weitere Figuren stehen, aber ich gehe links die leichte Anhöhe hoch und dann zurück Richtung Bürgerhaus und sehe die Figur Der Sämann, die Hinweisstele des Skulturenparks und eine hübsche Scheune.


Von Waschweibern und glücklichen Paaren
Nochmal gehe ich in den Parkbereich am Bürgerhaus und komme an den Wäschefrauen vorbei, die sich angeregt unterhalten. Sofort assoziere ich den Schwatz meiner Mutter mit der Nachbarin unter der Wäscheleine. Das sah auch immer so aus.

Gleich in der Nähe ist die Skulpturengruppe Das Versprechen, bestehend aus 8 Eichenfiguren und im Hintergrund bereits sichtbar, ist das Berliner Paar. Er – ganz Gentleman – hält den schützenden Schirm über sie. Dabei scheint es egal zu sein, ob es sich um einen Sonnen- oder Regenschirm handelt.


Auf dem Parkplatz sticht mir noch ein riesiges Graffiti ins Auge, dass ich selbstverständlich ablichte. Doch nun folgt Mission 2 – die Skultpuren in Eschborn will ich auch noch sehen.

Ortsmitte Eschborn
Am Zugang zur Kirche sitzt Holger, um die Ecke sind Bauarbeiter beschäftigt bzw. am pausieren. Witzigerweise direkt neben einer echten Baustelle. Ob das Absicht war?


Ursprünglich für das Ruhrgebiet entworfen, stehen die Putzfrauen neben dem Brunnen. Dahinter fließt mit leisen, gurgelnden Tönen der Westerbach. Die Damen sollen diejenigen in Szene setzen, die sonst im Hintergrund wertvolle Arbeit leisten und selten Anerkennung erhalten.

Der Westerbach
Der Westerbach, wegen seines Fischreichtums auch bekannt unter dem Namen Krebsbach, entsteht durch die Vereinigung verschiedener kleiner Quellflüsse im Kronberger Wald und fließt von Kronberg über Eschborn bis Frankfurt-Rödelheim, wo er letztlich in die Nidda mündet.
Herr Oben blickt auf das Wasser des kanalisierten Bächleins. Für mich sieht es nach Mittagspause eines Bänkers oder Versicherungsvertreters aus.


Zuletzt laufe ich noch zum Rathaus Eschborn, denn dort sollen noch die Einkaufsfrauen und die Herrengruppe Ernst des Lebens zu finden sein. Zu meiner Freude entdecke ich auf der Unterortstrasse einen Eschborner Kanaldeckel mit Stadtwappen, danach die mit dem Hund gassigehenden Frauen auf Einkaufstour und letztlich die Anzugträger mit bunten Hütchen.


Kunst in Eschborn
Eine Skulpturenachse durchzieht die Kleinstadt und hat spannende Exponate im Angebot. Ich habe mir längst nicht alle angesehen und auch nicht alle in diesem Beitrag gezeigt. Wer sich umfassender informieren möchte, schaut am besten auf der Kulturseite Eschborns vorbei.
Wie findet ihr solche Outdoor-Kunstaustellungen? Seht ihr euch sowas gerne an? Schreibt mir gerne einen netten Kommentar.
Hallo,
ich habe Figuren der Künstlerinnen Lechner schon mal auf Sylt und im Schlosspark Nörten-Hardenberg gesehen. Finde sie sehr witzig und gelungen. Herzlichen Dank für den Tipp.
Liebe Grüße
Renate