Kanaldeckel-Geschichten: Das Mainzer Doppelrad

Was sieht man auf dem Mainzer Gullydeckel?

Es geht wieder um meine Leidenschaft der Kanaldeckel-Fotografie. Unter unseren Füßen findet sich so mancher „Bodenschatz“. Ich möchte diese nicht nur ablichten, sondern bin auch an den Geschichten dahinter interessiert und daher nutze ich die reisefreie Zeit und stelle euch mal einige Kanaldeckel näher vor. Heute: Das Mainzer Doppelrad

Zwei sechspeichige Räder werden durch ein Kreuz miteinander verbunden. Fertig ist das Mainzer Doppelrad.

Stadtwappen Mainz

Die Entstehung des Mainzer Rades ist ungeklärt, aber es gibt jede Menge Legenden darüber. Die wahrscheinlichste Theorie hat mit dem Schutzpatron der Stadt, dem Heiligen Sankt Martin, zu tun. Von 1300 n. Chr. gibt es ein Ratssiegel, das den Heiligen mit den beiden Rädern zeigt. Außerdem wurden die Mainzer Erzbischöfe im Mittelalter als “Lenker des Wagens der Mainzer Kirche” currum ecclesiae Moguntinae aurigantes bezeichnet. Gerne fasste man auch das Christusmonogramm, welches aus den übereinander geschriebenen Buchstaben X und P bestand, in einen Nimbuskreis ein. Daraus ergab sich angeblich dann das Mainzer Rad.

Im Laufe der Jahrhunderte änderte das Stadtwappen sein Aussehen gegenüber den ersten Abbildungen im 15. Jahrhundert. Anfangs wurde das damals fünfspeichige Doppelrad senkrecht dargestellt. Die aktuellste Version entstand 2008.

Warum die Mainzer Räder eine Zerstörung eines Schlosses vereitelten

Noch eine interessante Sage hat mit den Rädern zu tun. Im Jahr 1631 eroberten die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf die Stadt Aschaffenburg, die zum Bistum Mainz gehörte. Gustav Adolf nahm die Schlüssel der Stadt von Bernhard von Trier entgegen und bedauerte gleichzeitig, dass er nun leider das Stadtschloss, welches erst wenige Jahre zuvor fertig gestellt worden war, abfackeln müsse. Es sei zwar sehr schön und er würde es gerne in seine Heimat Schweden mitnehmen, aber das würde ja leider nicht gehen.

Der pfiffige Kapuzinerpater entgegnete, dass das durchaus gehen würde. Er müsse das Schloss nur dorthin rollen. Der König konnte nicht folgen und erbat eine Erklärung. “Schaut hoch zum zweiten Stock. Seht ihr dort die eingemeißelten Räder unter jedem Fenster. Damit könnt ihr rollen.” Daraufhin musste der König so sehr lachen, dass er auf die Zerstörung verzichtete.

Ich hoffe, die neue Geschichte hat euch gefallen. Weitere Kanaldeckel-Geschichten bin ich am recherchieren. Mehr demnächst.

Meine Kanaldeckelsammlung findest du auch unter bilderdiedieweltnichtbraucht. Und falls du ein Geschenk suchst, dann wären meine Kanaldeckel-Kalender, die jährlich neu aufgelegt werden, bestimmt das Richtige.

Gefallen dir meine Gullydeckelgeschichten? Dann richte deinen Blick beim nächsten Spaziergang nach unten und entdecke viele Bodenschätze. Bei Facebook gibt es eine aktive Gruppe von Drainspottern, die Bilder aus aller Welt zeigen.

Ich freue mich über einen Kommentar oder Anmerkungen.

7 Kommentare zu „Kanaldeckel-Geschichten: Das Mainzer Doppelrad“

  1. Mit deiner Kanaldeckelliebe bist du nicht alleine. Die Frau Tonari (https://tonari.blog/) hat jahrelang gesammelt und wir haben ihr immer auf Instagram geholfen. Aber jetzt bloggt sie leider nicht mehr.
    Die Aschaffenburger Geschichte ist hier recht bekannt. Ich wohne nämlich ganz in der Nähe, also auch noch im ehemaligen Gebiet der Mainzer Bischöfe.
    LG
    Sabiene

    1. Es gibt schon tolle Kanaldeckel.
      Bei Frau Tonari schaue ich mal vorbei. Danke für den Tipp.
      LG Liane

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