Vom Garten der Familie Verna zum öffentlichen Park
1839 kauften Ludwig und Wilhelmina von Verna das Rüsselsheimer Amtshaus plus Garten. Freiherr Ludwig starb jedoch sehr früh durch einen Reitunfall und so kümmerte sich seine Witwe Wilhelmina um den Erhalt des Anwesens. Sie ließ den Garten im Stil eines Englischen Gartens anlegen. Eine Kapelle wurde ebenfalls errichtet, aber sie fiel einem Brand zum Opfer. Bereits zur Zeit der Freifrau war der Garten ein seltenes Kleinod. Einmal im Jahr öffnete Frau Verna den Park für die Öffentlichkeit.
Die Erben verkauften 1911 das Palais und den Park an die Stadt Rüsselsheim, die den Park der Öffentlichkeit als Stadtpark zugänglich machte und macht. Nach und nach wurden kleine Veränderungen durchgeführt – ein Spielplatz wurde angelegt, der Obelisk wurde freigelegt, die Wegführung verändert. Über das Jahr finden hier nun wieder verschiedene Feste statt und der Park wird gerne von Hochzeitspaaren für romantische Fotos genutzt.
Die künstliche Ruine

Bei den englischen Gärten waren künstlich angelegte, auf alt getrimmte Ruinen der letzte Schrei. Eine Besonderheit ist die an fotorealistische Trompé-l’oil-Malerei erinnernde optische Täuschung an der rechten Seite. Man meine, man schaue in die weite der Landschaft, die es so aber nicht gibt. Je näher man tritt, desto mehr erkennt man den Fake. Es ist nur eine Grafik.
Die Ruine ist ein beliebtes Fotomotiv. Betreten sollte man die Ruine allerdings aus Sicherheitsgründen nicht.
Das “Hexenhäuschen” bzw. Teehäuschen
Hexenhäuschen wird das Gebäude der Alten Mühle im Volksmund genannt. Es steht auf einer Anhöhe im Park, unweit des Obelisken. Ins Obergeschoss der Eremitage zog sich einst die Freifrau von Verna zurück, trank ihren Tee und überblickte den gesamten Garten. Im Untergeschoss befand sich die technische Anlage für den Springbrunnen und die erste Dampfturbine Rüsselsheims, die das “gefakte” Mühlrad antrieb.*

In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts fiel das Gebäude einem Brand zum Opfer und wurde schwer beschädigt. Durch die Feuchtigkeit nistete sich der Hausschwamm ein. Inzwischen wurde es saniert und erstrahlt wieder in neuem Glanz.
Der Obelisk

Über die Schönheit und Sinnhaftigkeit des Obelisken kann man sich streiten, aber entspricht dem Trend der Zeit, als man den Park schuf. Der Obelisk ist ca 10 m hoch und aus Kalkstein geschaffen, der aus einem Steinbruch der Vernas in der Nähe der Wiesenmühle stammt.
Die Sonnenuhr
Die Sonnenuhr wurde nicht zu Zeiten der Freifrau von Verna errichtet, sondern kam viel später in den Park. Sie passt aber zum Gesamtkonzept und ist gerade für Kinder spannend. Glücklicherweise scheint im Rhein-Main-Gebiet sehr häufig die Sonne, sodaß man den Schatten gut verfolgen kann.

Der Teich und der Springbrunnen
Unterhalb des ehemaligen Teehäuschens (Alte Mühle/Hexenhäuschen) ist ein Teich angelegt. Im Schatten der Bäume lässt es sich im Sommer gut aushalten. Eine Wasserfontäne sorgt für eine romantische Stimmung. Auf einer kleinen Insel im Teich steht eine Skulptur mit 2 Kranichen.

Der Pavillon
Der große Pavillon steht genau neben dem Teich. Er wurde erst in den 50er Jahren errichtet. Bereits seitdem finden hier musikalische Konzerte statt. Neben dem Pavillon wurde eine blaue Hörl-Familie aufgestellt.
Die (verborgene) Grotte
Etwas versteckt liegt die Grotte im südlichen Teil des Parks. Angelblich soll Frau von Verna hier Besucher empfangen haben. Da die Grotte baufällig ist, wurde sie zugeschüttet und es sind nur noch Schießscharten und ein gotisches Fenster sichtbar.

Monopteros (Tempel)
Wilhelmine von Verna ließ den Tempel zum Gedanken an ihren bei einem Reitunfall verstorbenen Mann als “Ruine” anlegen. Bei der Renovierung wurden die Säulen auf- und gerade gestellt.
Die Voliere
Etwa 60 Vögel tummeln sich in den Volieren des Vogelhauses im Stadtpark. Kanarienvögel, Zebrafinken, Rosenköpfchen und andere Exoten werden von einem Pfleger liebevoll umsorgt. Kinder stehen gerne an den Gittern und schauen den Piepmätzen zu.

Die Bepflanzung
Um die 500 Bäume, die teilweise bis zu 80/90 Jahre alt sind, verteilen sich über das Parkgelände. Erwähnenswert sind unter anderem die Judaseiche beim Vogelhaus, hohe Magnolien, eine über 10 m hohe Araukarie und ein alter Speierling.

Im Frühling erblüht der Park. Über 200.000 Blumen und Blüten tauchen den Garten in ein Farbenmeer.

Palais Verna
Das Palais Verna wurde 1770 erbaut. Wilhelmine von Verna erweiterte den Bau nach dem Erwerb. Das dreigeschossige Gebäude beherbergte, nachdem es 1912 an die Stadt Rüsselsheim verkauft wurde, das Rathaus. Später zog das Polizeirevier ein. Heute fungiert der Bau als Behörde des Ordnungsamtes. Das Palais steht heute unter Denkmalschutz.
Fazit
Der Verna Park ist ein Kleinod in Rüsselsheim. Hier feiern die Einwohner ihre Feste. Familien mit Kindern kommen gerne hierher, da die alten Bäume im Sommer wunderbar Schatten spenden und das Wasser des Teichs und des Springbrunnens eine Kühle Abwechslung bietet. Da der Stadtpark weitläufig genug ist, findet man auch seine Ruheoasen.
Kalender Rüsselsheim im Detail
Natürlich enthält mein Rüsselheim-Kalender auch ein Bild von der künstlichen Ruine, die im Verna Park steht. Der Kalender ist bei amazon erhältlich und innerhalb von ca 3-4 Tagen verfügbar. Außerdem ist der einzigartige Kanaldeckel mit dem Rüsselsheimer Stadtwappen im Kanaldeckel-Kalender mit deutschen Motiven enthalten. Diesen gibt es auch als Puzzle mit 2000 Teilen.
Liebe Liane,
Da habe ich sieben Jahre in Frankfurt gewohnt und war auch einige Male in Rüsselsheim, aber dass der Verna Park dort so wunderschön ist und so tolle Gebäude zu bieten hat, das wusste ich bis zu deinem Text nicht. Das Hexenhäuschen ist ja schon ziemlich toll – aber ich glaube, die Ruine und der Tempel würden mich am meisten reizen. Zumindest als Fotomotiv taugen beide ja auf jeden Fall ausgezeichnet. Wenn ich mal wieder in der Gegend bin, werde ich auf jeden Fall vorbeischauen.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Ich bin auch jahrelang an diesem Park vorbei gefahren und gelaufen und dachte immer, er lohnt sich nicht.
Von außen sieht er viel kleiner und unscheinbarer aus, als er ist. Schau ihn dir das nächste Mal an. Es lohnt sich.
Liebe Grüße
Liane
Liebe Liane,
der Verna Park sieht ja wirklich zauberhaft aus!
Ich finde es schön, wenn solche Anlagen aus ehemaligem Privatbesitz erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So haben alle etwas von der Schönheit.
Und auch einen Einblick in die modischen Stilrichtungen der vergangenen Zeit finde ich immer interessant.
Liebe Grüße
Gina
Danke für die lieben Worte, Gina.
Hallo Liane,
der Obelisk sieht ja etwas speziell aus, aber sonst finde ich den Park sehr gut gelungen.
Mich interessiert auch immer die Geschichte dahiner – wer auch immer diese Menschen waren, die es sich leisten konnten, solche Gebäude zu Palais umzubauen und solche Parks anlegen zu lassen. Auch da, wie Du schreibst, gab es Modestile, und englische Gärten haben durchaus was. Ich flaniere da gerne durch, auch diese künstlichen Ruinen finde ich lustig und spannend.
Ich muss zugeben, dass ich Rüsselsheim nie mit einem so beeindruckenden Park in Verbindung gebracht hätte.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Liane,
Rüsselsheim ist ja eher nicht so das Top-Reiseziel bei mir. Aber der Park sieht wirklich toll aus! Das macht in einer Stadt immer soo viel Lebensqualität aus 🙂
Liebe Grüße
Lisa von Travellerin.de
Danke für deinen lieben Kommentar. Rüsselsheim hat hübsche Ecken, aber ist natürlich nicht DIE Stadt für eine Städtereise.
Herzliche Grüße
Liane
Ach, Parks sind doch wirklich etwas Wunderbares. Besonders die alten. Ich liebe das, diese architektonischen Elemente zu entdecken. Und das funktioniert sogar virtuell. Ein schöner Beitrag. Echt. Vielen Dank. Und liebe Grüße, Stefanie
Oh wie lieb von dir, Stefanie.
Ich mag Parks auch sehr gerne, besonders wenn sie gut gepflegt werden.
Liebe Grüße
Liane