Spiel mit der Schärfentiefe – Versuch macht klug mit dem Makroobjektiv

Schärfentiefe, was ist das?

Sicher kennt ihr Bilder, wo ein Detail oder der Vordergrund ganz klar zu sehen ist, der Hintergrund aber verschwommen ist. Man spricht dann von einer geringen Schärfentiefe.

Das Gegenteil ist die große Schärfentiefe, bei der (fast) alle Bereiche deutlich zu sehen sind. Mein laienhafter Merksatz dazu lautet: Willst du alles deutlich sehen, musst du die Blendenzahl nach oben drehen. 

Ich zeige euch gleich an Beispielen, was ich meine. Mit Absicht habe ich die Fotos nicht nachbearbeitet. Für die Aufnahmen habe ich neben meiner Nikon D7000 das Makroobjektiv Nikkor 40 mm 1:2,8 G *  im Modus A genutzt.

Zeitautomatik

Modus A oder AV eignet sich gut für Bilder mit “verwaschenem” Hintergrund, da die Schärfentiefe von der gewählten Blende abhängig ist. Da es für Anfänger nicht so einfach ist, gleich beide Parameter – Blende und Zeit – optimal aufeinander abzustimmen, macht es Sinn, nur die Blende selbst zu wählen und die Zeit automatisch “berechnen” zu lassen.

Schärfentiefe (1)
ISO 200, f/25, Belichtungszeit 2sek.

Für alle Aufnahmen habe ich ISO 200 gewählt.

Beim ersten Bild habe ich eine kleine Blende – f/25 – gewählt. Je größer die Blendenzahl, desto weniger Licht kommt durch die Linse, weil sie verschlossener ist. Im Prinzip entspricht die Blende der Pupille im Auge. Bei grellem Sonnenschein schließt sich unsere Pupille und man sieht viel von der Iris. So wird die Netzhaut vor zuviel Sonneneinstrahlung geschützt. Bei der Kamera ist es genau so. Ist viel Helligkeit da, verschliesse ich die Blende indem ich eine große Blendenzahl wähle.

Wie man auf dem obigen Bild sieht, führt Blende 25 dazu, dass ich nicht nur die Figur im Vordergrund scharf sehe, sondern auch sehr gut die Tulpen, aber auch das Bücherregal im Hintergrund erkenne.

Die Belichtungszeit ist entsprechend lang. Das führt, sofern man kein Stativ benutzt oder die Kamera auf einer festen Unterlage hat, zu Verwacklungen.

Möchte ich aber, dass der Hintergrund nicht mehr klar erkennbar ist, wähle ich – wie im folgenden Beispiel – eine kleinere Blendenzahl und schon wirkt alles im Hintergrund weicher.

Schärfentiefe (2)
ISO 200, f/11, Belichtungszeit 1/2 sek

Man erahnt zwar noch das Bücherregal, aber einzelne Titel zu lesen ist unmöglich. Auch die Tulpen sind noch als solche auszumachen, aber sie sind unscharf.

Schärfentiefe (3)
ISO 200, f/3, Belichtungszeit 1/25 sek.

Beim dritten Bild liegt nun der Fokus ganz klar auf der Figur und der Hintergrund ist nur eine Art “Tapete”, die durch die Farben den Vordergrund hervorhebt. Mit Blende 2,8 oder 3 erreicht man am ehesten die geringe Schärfentiefe.

Nach dem gleichen Prinzip sind die folgenden Bilder entstanden. Anfangs sieht man noch die Autos auf der Straße, bei großer Blende könnte man auch denken, die Aufnahme ist auf einer Wiese entstanden. Ich kann also mit Blende und Schärfentiefe wie ein Maler agieren und unerwünschte Blickpunkte ausblenden.

Schärfentiefe2 (2)
ISO 200, f/25, Belichtungszeit 1/13 sek.
Schärfentiefe2 (3)
ISO 200, f/9, Belichtungszeit 1/100 sek.
Schärfentiefe2 (1)
ISO 200, f/3,2, Belichtungszeit 1/640 sek

Am besten probiert man das einfach an verschiedenen Beispielen selbst aus. Auf jeden Fall den Autofokus ausschalten und das Motiv, was ihr wirklich klar haben wollt eigenständig scharf stellen.

Bedenken sollte man, dass nur ein kleiner Bereich fokussiert wird. Wenn ich einen Blütenzweig oder Schrift fotografiere bedeutet das, dass nur ein Teil scharf abgegrenzt ist, während andere Bereiche, die weiter vorne oder hinten liegen bereits wieder verwischen.

100 (39)
Nur die Mitte ist wirklich fokussiert. ISO 100, 1/2000 sek, f/3

Das sieht man am Beispiel dieses Holzes ganz gut. Der Name Alfred ist bis auf den letzten Buchstaben unscharf, beim Nachnamen sind die ersten 4 Buchstaben ganz klar, aber dann läuft es wieder aus. Natürlich kann man hier nicht von richtig oder falsch sprechen. Dieser Effekt ist durchaus gewollt.

Wenn man sich nach vielen Versuchen mit der Blende sicher ist, schaltet man irgendwann auf komplett manuellen Modus um und wählt auch die Zeit selbst. Somit kann man noch mehr selbst bestimmen, wie das Foto aussehen soll. Ich gebe zu, dass ich auch noch am üben bin und bisher lieber die Zeitautomatik wähle.

Du musst also nicht denken, du musst gleich alles selber können. Merke dir für den Anfang einfach, dass du eine große Blende – kleine Blendenzahl – brauchst, um den Effekt der geringen Schärfentiefe – der “verschwommene” Hintergrund – zu erreichen.

Und nun viel Spaß beim Probieren. Ich hoffe, ich habe es gerade für Anfänger verständlich formuliert.

100 (15)
ISO 160, 1/500 sek, f/3

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade von Steflei-Fotografie “Meine Fotografie-Tipps”, an der gerne auch noch bis 1. Mai 2018 teilnehmen kannst. Vielleicht hast du ja auch einen tollen Tipp für Anfänger oder du bist Profi und lässt uns an deinem Wissen teilhaben.

Ich freue mich auf eure Berichte und Kommentare.

© DieReiseEule 4/2018

7 Kommentare zu „Spiel mit der Schärfentiefe – Versuch macht klug mit dem Makroobjektiv“

  1. Hallo,

    vielen Dank für den sehr gut erklärten und verständlichen Beitrag. Auch wenn ich selbst bereits mit Schärfentiefe und Blende arbeite, bereits etliche Kurse und Beiträge, oder auch Videos dazu gesehen habe, hilft es mit sehr, mit dies immer wieder in Erinnerung zu rufen.

    Ich finde die Eselsbrücke richtig gut, passender kann man es nicht beschreiben.
    “Willst du alles deutlich sehen, musst du die Blendenzahl nach oben drehen. ”

    Viele Grüße,
    Stefan

  2. Pingback: Auswertung der Blogparade „Meine besten Fotografie-Tipps“ Teil 1 – Steflei Fotografie – der Blog

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