Ankunft in Narsarsuaq
Ich habe mir einen lang gehegten Reisetraum erfüllt und bin nach Grönland gereist. Ich kann gar nicht sagen, warum ich seit meiner Jugend so eine Sehnsucht verspürte, einmal auf die größte Insel der Welt zu reisen. Wahrscheinlich war es die Aussicht auf die Kontraste von Eis, Kälte zu Grün, Blumen. Und ich nehme gleich vorweg, dass sich meine Erwartungen – bis auf die Sichtung von Eisbären – erfüllt haben.
Ich habe mich diesmal, entgegen meiner sonstigen Reisegewohnheit, für eine Kleingruppenreise entschieden. Alles andere erschien mir zu kompliziert. Fündig wurde ich bei Moja Travel, die als Vermittler der spanischen Gesellschaft Tasermiut fungierten.
Das Beste von Grönland – wo wurde die Reise angepriesen. 14 Tage Wandern, Zodiak fahren, Kajaktour, Besteigung des Inlandeises und und und. Ob es das Beste von Grönland war, kann ich nicht beurteilen, da ich nur einen sehr kleinen Ausschnitt dieser Insel gesehen habe, aber es war grandios. Darüber werde ich mehrere Berichte und Fotoreportagen verfassen.

Von Frankfurt/Main ging es mit Icelandair zuerst nach Keflavik/Island. Eine direkte Verbindung gibt es nicht. Alternativ kann man über Kopenhagen anreisen. Mit einer Übernachtung im Airporthotel Aura flogen wir – DieReiseEule, ich, Hasimausibär und mein Hasimausischatzibär – mit einer Bombadier Propellermaschine von Air Iceland nach Narsarsuaq im Süden. Die Stadt liegt direkt am Eriksfjord, der seinen Namen Erik dem Roten verdankt.


Die ehemalige US Airbase ist der heutige zweitgrößte, internationale Flughafen Grönlands. Hier landen nur erfahrene Piloten, denn wo die Start-/Landebahn endet, beginnt der Eisfjord. Außerdem wehen hier die meiste Zeit des Jahres kräftige Winde.
Automatisch versucht man bei der Landung mitzubremsen, wenn man das Eismeer immer näher kommen sieht. Doch kaum hat der Pilot das Tempo gedrosselt, wendet man mitten auf dieser Bahn – denn eine andere gibt es nicht – und man wird gemütlich Richtung Flughafengebäude gefahren. Die Treppe wird aufgeklappt und dann läuft man die paar Schritte hinein. Dabei kann man dem Personal zuschauen, wie es die Koffer und Rucksäcke auslädt, in Wägelchen lagert und diese keine 10 min später zum Gepäckband befördert. Alles Handarbeit.


Narsarsuaq
Narsarsuaq ist ziemlich unspektakulär. Eine typische grönländische “Stadt”. Immerhin gibt es fußläufig zum Flughafen einen Supermarkt, das Blue Ice Cafe (mit direktem Blick auf die Startbahn), ein Hotel mit 92 Zimmern, eine Jugendherberge mit 40 Betten, eine Krankenschwester und ein Museum. Lange Wege muss man nicht zurück legen. All dies verteilt sich auf knapp 2 km.
Narsarsuaq ist der Ausgangspunkt für Wanderungen ins Flower Valley. Vom Hafen aus kann man Bootstouren zum Qooqqut Gletscher, der täglich! 200.000 Tonnen Eis produziert, buchen.
Wir wurden noch im Flughafengebäude von unserem Guide Gilles aus Belgien in Empfang genommen. Die Rucksäcke kamen auf einen Anhänger, der an einem alterschwachen Jeep angebracht war. Wie sich mit der Zeit rausstellte, sind die meisten Fahrzeuge in Grönland für den deutschen TÜV eher ungeeignet 😀

Mit dem Jeep ging es die paar Meter bis zum Hafen. Dort bekamen wir als erstes unsere roten Polarjacken, die uns den Rest der Reise begleiten sollten. Mein Hasimausischatzibär erwischte Größe M, die ziemlich figurformend saß. Da aber keine passende Größe mehr verfügbar war, wurde er auf die Ankunft im Hostel vertröstet, wo sich das “Hauptquartier” von Tasermiut befand.
Entgegen den Erwartungen, ständig frieren zu müssen, begrüßte uns perfektes Sommerwetter mit fast 20°C, Sonnenschein und azurblauem Himmel. Und die Sonne blieb noch lange am Himmel. Erst nach 23 Uhr setzte die Dämmerung ein.

Als nächstes wurden wir darauf hingewiesen, dass wir die Bootsstege niemals ohne angelegte Schwimmweste betreten dürften und wir immer eine Linie bilden würden, um das Gepäck an bzw. von Bord der Zodiaks zu bringen.

Also legten wir mit etwas Hilfe die Schwimmwesten an, setzten die Mützen und Sonnenbrillen auf und stiegen ein. J-J (Dschäi-dschäi) brachte uns auf die andere Seite des Eriksfjords nach Qassiarsuk – dem ehemaligen Brattahlid. Dabei handelt es sich um eine der ersten Siedlungen der Winkinger. Erik der Rote lebte mit seiner Frau und seinen Kinder hier. Näheres dazu kommt in einem gesonderten Artikel.

Der eiskalte Wind peitschte uns mächtig ins Gesicht und uns wurde schnell klar, warum man unbedingt für die längeren Bootstouren eine Mütze, ein Halstuch oder Buff und die Kapuze aufziehen sollte. Dank der Polarjacke froren wir nicht. Die Überfahrt dauerte auch nur etwa 10 min.

Da das Leif Eriksson Hostel komplett belegt war, wurden wir in ein anderes Haus umquartiert, was sich letztlich als Glücksgriff erwies. Wir hatten einen wunderbaren Wintergarten, von dem wir die Eisberge beobachten konnten. Außerdem versorgte uns Gilles mit einem selbstgekochten, sehr leckeren Abendessen.

Alle packten mit an. Insgesamt bestand unsere Gruppe aus 8 Personen plus Gilles. Fünf Franzosen und drei Deutsche bildeten für die nächsten 14 Tage eine meist recht homogene Gemeinschaft.

Wir machten uns miteinander bekannt, teilten die Räume auf und dann packten wir unsere Rucksäcke aus und erhielten wasserdichte Packsäcke, die uns für die Dauer der Reise zur Verfügung gestellt wurden. Überflüssige Gepäckstücke wurden bis zur Abreise im Hostel verwahrt.

Den nächsten Morgen nutzen wir vorab zu einem Aufstieg auf den Hausberg Qassiarsuks und statten der Leif Eriksson Statue, die über dem Ort prangt einen ersten Besuch ab. Von dort oben hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die Eisberge, Boote und den kleinen, geschichtsträchtigen Ort.
Dann war es Zeit sich die Pack- und Tagesrucksäcke zu schnappen, das Zodiak zu beladen, überzusetzen und los ging der erste Wandertag Richtung Flower Valley. Mehr dazu im nächsten Bericht.
Zu guter Letzt noch ein paar fotografische Eindrücke
Lust auf Grönland? Dann schaut euch auch meine anderen Berichte an:
- Packliste für Grönland
- Grönland in schwarz-weiß
- Grönlandeis(berge) – interessante Fakten
- Die faszinierende Flora Südgrönlands
Wie wäre es, wenn ihr mir einen Kommentar hinterlasst? Ich versuche auch jedem zeitnah zu antworten. Ich freue mich immer sehr über Lob, Kritik, Anregungen….
© DieReiseEule 8/2017
Pingback: Auf den Spuren der Geschichte in Brattahlíð – Abschied von Grönland – DieReiseEule – Von einer die auszog, um sich von der Welt verzaubern zu lassen
Pingback: Narsaq->Saarloq->Uunartoq oder Warmbad mit Eisberg
Ein tolles Land und ein wunderbarer Bericht
LG Andrea
Vielen Dank
Allein wegen dem Flugzeug könnte ich leider nie nach Grönland reisen – du hast meinen vollsten Respekt 🙂 Aber es sieht schon wirklich großartig aus….
Fliegen gehört auch immer noch nicht zu meinen Lieblingsdisziplinen, aber ich nehme es in Kauf, weil die Welt so wunderschöne Plätze für uns bereit hält.
Schon komisch, dass ich als Flugphobikerin so oft damit unterwegs bin. Heute Abend zum Beispiel bereits wieder 🌍
Du bist halt eine echte Reiseeule 😉 Viel Spaß – war es Berlin?
Berlin und London, jepp.