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Die Geierlaybrücke im Hunsrück – Nervenkitzel über dem Abgrund

Die Anfahrt zur Geierlaybrücke

Nur etwa 1,5 Stunden vom Rhein-Main-Gebiet entfernt, findet man die, wie sie durch ihre Initiatoren bezeichnet wird,  “schönste Hängebrücke Deutschlands” – die Geierlaybrücke.

Von Mainz aus fuhr ich über die A 60 und die A 61 bis ins Hunsrück. An der Abfahrt Laudert verließ ich die Autobahn. Weiter ging es über die Landstraße durch Braunshorn.

Das Wetter spielte ein wenig verrückt. Man sollte nicht meinen, dass zwei Tage zuvor  kalendarischer Frühlingsanfang war. Es schneite. Und das nicht wenig. Die Temperaturanzeige im Auto fiel auf -1°C ab.

Ich musste einfach mal am Wegesrand anhalten und das Schneegestöber filmen und ablichten. Das Windrad war kaum wahrnehmbar.

Dann fuhr ich auf die Rhein-Hunsrück-Höhenstraße B 327. Nach wenigen Kilometern verließ ich diese wieder und fuhr  über die Landstraße an Bell und dem Beller Aussichtsturm vorbei bis nach Mörsdorf.

Aussichtsturm Bell
Kunst am Wegesrand – Neben dem Beller Aussichtsturm

Direkt hinter dem Ortseingangschild Mörsdorf befindet sich das Besucherzentrum auf der rechten Seite. Daneben ein geschotterter Parkplatz.

Täglich von 7 – 21 Uhr ist dieser gebührenpflichtig. Mindestgebühr € 2,- für 2 Stunden. Jede weitere halbe Stunde kostet € 0,50. Der Parkautomat wechselt nicht und nimmt auch keine Karten an. Also unbedingt passendes Kleingeld einstecken!

Weitere Parkmöglichkeiten gibt es im Ort und dafür gibt es ein eigenes, gut ausgeschildertes Parkleitsystem.

Das Besucherzentrum

Das Besucherzentrum und der Shop

Im Besucherzentrum findet man ein Restaurant. Da ich bereits um 9.30 Uhr da war, war dies noch geschlossen. Im Vorraum findet man Broschüren und auf einem Bildschirm läuft ein Film über die Geschichte. Ansonsten ist er sehr nüchtern und leer.

Die Toilettenbenutzung kostet € 0,70. Auch hier benötigt man passendes Kleingeld. Auf dem Rundweg zur Brücke sind keine weiteren Örtlichkeiten vorhanden.

Der angebundene Souvenirshop war leider auch geschlossen. Betriebsferien. Eine Information darüber auf der Homepage wäre wünschenswert gewesen, denn ich hatte mich auf die angekündigten, regionalen Spezialitäten gefreut.

Kapelle hinter dem Besucherzentrum

Alle Wege führen zur Brücke – oder doch nicht?!

Ich machte mich auf die Socken und entschied mich gegen die erste Straße links. Ich folgte den Hinweisschildern “Wanderweg zur Geierlay” und erhoffte mir damit einen Rundweg zu gehen.

Ein paar Meter ging es noch an einer Nebenstraße entlang, bevor der Weg in den Wald überging. An diesem Morgen schneite es und somit lag eine stille, friedvolle Stimmung über dem Tal. Von hier aus konnte ich allerdings noch keinen Blick auf die berühmte Brücke, die bis Mai letzten Jahres die längste Hängebrücke Deutschlands war, bevor sie von der Titan RT im Harz abgelöst wurde, erhaschen.

Glücklicherweise hatte ich festes Schuhwerk an, denn der Weg war an manchen Stellen sehr schmal und steil. Durch den Schnee, der auf dem aufgeweichten Untergrund lag, war es rutschig. Spuren waren keine sichtbar. Ich war wohl die Einzige, die auf die Idee kam, bei diesem Wetter den naturbelassenen Pfad durch das Winterwonderland zu nehmen.

Kaum im Tal angekommen stieg der Weg auf der anderen Seite des Bächleins bereits wieder steil an. Ich kam ziemlich ins Schwitzen. Wie romantisch muss der Weg wohl im Frühjahr sein, wenn die Knospen sprießen und die ersten, hellgrünen Blättchen sich der Sonne entgegen strecken?

Andererseits wäre ich dann wohl nicht allein auf den Wegen gewesen, sondern hätte mir meinen Platz erkämpfen müssen. Dann war es mir letztlich doch so lieber. Ein bisschen Grün und Ansätze von Knospen zeigten sich auch schon. Ich musste nur sehr genau hinschauen.

Der Weg bog nach links ab, der Wald lichtete sich und die Steigung wurde gemächlicher. Und dann plötzlich wurden die ersten Stahlseile sichtbar. Ich stand unter der beeindruckenden Konstruktion und staunte.

Das sollte sie sein? War das alles? Doch keine 20 Schritte weiter erfasste mich Demut. Sollte ich wirklich gleich darüber laufen? 100 m Höhe und 360 m Länge überwinden?

Plötzlich war ich mir da nicht mehr so sicher, ob ich wirklich drüber wollte. Wie stand es doch so nett auf der Homepage?

“Wer sich nicht über die Brücke traut, hat jederzeit die Möglichkeit über eine Abkürzung wieder an den Ausgangspunkt zu gelangen.” Zitat HP Geierlay

Ich unterquerte die Brücke und folgte der Schleife. Dann sah ich die Wegstrecke das erste Mal direkt vor mir.

Dadurch, dass ich nicht den geteerten Feldweg genommen hatte, war ich zuerst auf der “falschen” Seite, was sich daran zeigte, dass dort ein Automat stand, aus dem man sich für € 3,- ein Armband ziehen konnte, auf dem “Ich bin drüber” zu lesen war.

Da die Überquerung der Geierlaybrücke kostenfrei ist, erwarb ich ein Armband, denn irgendwie muss sie ja finanziert und erhalten werden. Außerdem ist es ein nettes Andenken.

Klar, dass ich mich nun meinen Befürchtungen stellen musste. Positiv: ich war allein auf weiter Flur. Niemand war auf, vor oder neben der Brücke sichtbar. Folglich konnte es auch nicht so extrem wackeln. Es sei denn, ich meinte, hüpfen zu müssen, was ich nicht tat.

In aller Ruhe und mit leicht weichen Knien beschritt ich den Weg über den Abgrund. Ich hielt an, um Fotos zu machen. Ein Blick in die Tiefe bewog mich, die Kamera fest um den Hals zu fixieren. Nicht auszudenken, wenn sie die 100 Meter abstürzen würde.

Ganz schön tief

Ich entdeckte nach und nach, dass auch diese Brücke schon vom “Virus der Liebesschloss-Paare” erobert wurde. Noch ist die Anzahl überschaubar, aber wieviele dieser Anhänger verträgt die Konstruktion, bevor sie unter dem Gewicht ächtzend zerbersten würde?

Kaum hatte ich die Strecke hinter mich gebracht und meinen Adrenalin- und Endorphinspiegel wieder auf erträgliche Höhen einpendeln lassen, kamen weitere Besucher über den barrierefreien Feldweg heran.

Boah, ich Glückspilz konnte die Geierlay wie ein Erstentdecker für mein Abenteuerkonto verbuchen. Fast wie die Erstbesteigung des Mount Everest 😀

Überquerung der Geierlaybrücke – nur etwas für Mutige und Adrenalinjunkies

Zurück nahm ich dann den barrierefreien, geteerten Weg, der einige Informationstafeln beherbergt. Mörsdorf fest im Blick. Und dann ging es für mich nach 2 Stunden zurück in die Heimat. Der Schneefall hatte aufgehört, dafür der Verkehr zugenommen.

Vielleicht habe ich euch ja jetzt zu einem Osterausflug inspiriert. Obwohl es dann sicher deutlich belebter dort sein wird. Im Ort gibt es Übernachtungsmöglichkeiten und Wohnmobilstellplätze. Am besten auf der Homepage informieren.

Informationen

Parkplätze wie oben beschrieben sind gut ausgeschildert und kosten mindestens € 2,- für 2 Stunden.

Die Überquerung der Hängebrücke selbst ist kostenfrei. Der Erwerb eines Silikonarmbandes unterstützt die Erhaltung des Objektes und kostet € 3,- (nur Kleingeldannahme).

Toiletten gibt es im Besucherzentrum. Benutzung kostet 70 cent.

Adresse: Besucherzentrum Geierlaybrücke, Kastellauner Straße 23, 56290 Mörsdorf


Ich habe die Geierlay-Hängebrücke aus eigenem Antrieb besucht. Ich bin in keiner Weise eingeladen worden. Der komplette Ausflug wurde von mir selbst geplant und finanziert.

Ich freue mich auf eure Berichte und Kommentare. Dieser Beitrag nimmt an meiner eigenen Blogparade der schönsten Baumwipfelpfade und Hängebrücken teil.

© DieReiseEule 3/2018

Liane und Herr R.

Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.