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Uunartoq -> Tasiusaq -> Kuusuaq oder die Frage nach: Mögt ihr Lachs?

Abreise von Uunartoq

Das Frühstück nehmen wir nochmals im Haus des Inuit mit Panorama über den Fjord ein. Es bleibt danach noch Zeit in Ruhe zu packen und eine Abschiedsrunde über die Insel zu machen. Dabei gleitet obiger Vogel lautlos an mir vorbei und umkreist mich, bis er doch lieber Richtung Eismeer fliegt.

Jeder sucht sich noch ein “stilles Örtchen”. Denn hier in der Natur gibt es keine sanitären Anlagen. Leider auch keine Bäume und Büsche, hinter denen man sich als Frau verstecken könnte. Da haben es die Männer – zumindest beim kleinen Geschäft – leichter. Also suche ich Schutz hinter Felsen. Dabei sehe ich in der Ferne andere Gruppenteilnehmer, die in der Hockhaltung sitzen. Privatsphäre kann man auf dieser Tour vergessen.

Ein paar Fotos mache ich noch. Mal wieder bricht ein Stück eines Eisbergs mit donnerndem Getöse ab, ich stapfe durch den Heidelbeerberg und wundere mich, dass man überall – auch auf der Anhöhe – Muscheln entdecken kann.

Dann sehe ich unser Zodiak kommen und es wird Zeit, dass wir uns alle ein weiteres Mal versammeln, Uunartoq verlassen, die Schwimmwesten anlegen und eine Schlange bilden, um die Rucksäcke Richtung Boot zu befördern.

Mit der Hoffnung, Wale zu sehen – sahen wir, aber in weiter, weiter Ferne – schipperten wir um die Inseln herum. Nächste Zwischenstation: die verlassene Graphitmine auf der Insel Amitsoq bei Nanortalik.

Exemplarisch für Grönland wird der “Müll” einfach liegen und sich selbst überlassen. Recycling gibt es kaum. So versprüht dieser Ort einen morbiden Charme.

Endlich sind wir wieder durchgewärmt und die Glieder mobil. Noch liegt eine gute Strecke mit dem Boot vor uns. Da ist es gut, dass wir Pausen machen.

Immer gut einmummeln. Auf dem Zodiak ist der Fahrtwind eisig.

Inzwischen weiß ich, wie ich warm bleibe. Kurzarmshirt, Langarmshirt, Fleecejacke, Winterjacke, Polarjacke, dazu Skiunterhose, Wanderhose, Regenhose und um einen warmen Kopf zu behalten setze ich meine Mütze auf, fixiere diese mit dem Buff, dass ich mir über Ohren und Nase ziehe, darüber noch die Kapuze der Polarjacke. Skihandschuhe und Rettungsweste an, Kamera um den Hals und dann geht es los.

Ziel ist Tasiusaq. Ein schicksalsträchtiger Ort, der von malerischer Landschaft umrahmt ist. Ende des 19. Jahrhunderts, während eines sehr harten Winters, verhungerten hier alle Bewohner des entlegenen Dorfs. Monatelang waren sie von der Außenwelt abgeschnitten. Danach blieb die Siedlung bis in die 1930er Jahre unbesiedelt. Inzwischen leben hier wieder rund 60 Personen.

Unsere Dufflebacks und die Polarjacken werden per Zodiak ins nächste Zeltcamp befördert. Mit dem Tagesgepäck stiefeln wir los. Noch ist es kühl unter der Wolkendecke. Doch schon kurze Zeit später klart es auf und wir entblättern uns nach und nach. Gemütlich wandern wir am See entlang.

Im Sommer wirkt das Schneemobil etwas verloren in der Landschaft, bietet aber einen netten Farbtupfer

Wir entdecken essbare Pilze. Sie werden im Mückennetz unseres Guides gesammelt und sollen unser Abendbrot bereichern. Apropos Mückenschutz. Bisher waren wir von den Plagebiestern verschont geblieben. Ich dachte schon, die ganzen Berichte darüber dienen nur zur Abschreckung. Doch jetzt hole ich mein hässliches Mückennetz zum ersten Mal hervor und bin meinem Hasimausischatzibär dankbar, dass er auf den Erwerb eines solchen bestanden hat.

Diese Viecher umschwirren uns. Sie kriechen in Mund, Ohren und Nase. Stechen tun die meisten zwar nicht, aber sie nerven! Wir reden hier auch nicht von zwei oder drei Mücken, sondern von Familienclans, Dorfgemeinschaften und Zusammenrottungen von überregionalen Tourismusanbietern der Mückenszene.

Einzig die Natur entschädigt uns mit perfektem Panorama über den See. Wie immer machen wir auf den Felsen unsere Mittagspause, bevor es uns durch grönländischen “Wald”, im unter Naturschutz stehenden Gebiet Qinnguatal, verschlägt.

Grönländischer Birkenwald

Kaum haben wir das Gebüsch hinter uns gelassen, erhaschen wir den ersten Blick auf das Tagesziel. Ein Pony steht plötzlich mitten im Gefilde und grast, ohne sich von uns stören zu lassen.

Das Camp liegt direkt am Tasersuaq See und dem Fluss Kuusuaq. Diesmal müssen wir unsere Zelte und das Versorgungstipi aufbauen und Wasser aus dem Fluss holen.

Nebenan steht ein Haus, dass als Jugendfreizeitheim dient. Als uns die Jugendleiter entdecken, kommen sie freudestrahlend mit einer schwarzen Speisbütt auf uns zu. Darin sind sechs große, frisch gefangenen Lachse drin, die sie uns schenken.

Frischer Lachs – yummy. Keine leichte Zubereitung in der improvisierten Küche des Tipis

Später werden wir diese braten, dazu die gesammelten Pilze – eine sehr schmackhafte Mahlzeit. Trotz besten Willens und guten Essern gelingt es uns nicht alle Lachse aufzuessen. Das ist sehr schade. Was würde uns dieses Mahl wohl in Deutschland gekostet haben?

Gesättigt geht es in die Zweimann-Zelte. Morgen werden wir zum Tasermiut Gletscher fahren, bevor es ins nächste Zeltcamp unterhalb des Ulamertorsuaq-Felsen geht. Was uns dort erwarten wird, ist uns noch schleierhaft. Wir werden sehen. Und ihr könnt es demnächst hier nachlesen.

Ist Grönland nicht einzigartig und toll? Gefallen euch die Fotos und die Texte? Zuviel, zu wenig? Schreibt es mir ins Kommentarfeld. Ich freue mich.

Liane und Herr R.

Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.

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