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Abschied vom Mooncamp │ Von Itilleq nach Igaliku und zurück

Abschied vom Mooncamp

13. August 2017

Noch einmal packen wir unsere Dufflebacks, denn heute geht es direkt nach der Wanderung zurück zum Ausgangspunkt in Qassiarsuk, wo wir noch 2 Nächte sein werden.

Lange warten wir heute auf unser Zodiak. Als unser Bootsführer endlich da ist, erzählt er, dass es heute sehr nebelig ist und sehr viele scharfkantige, kleine Eisbrocken auf dem Wasser treiben. Daher hat er doppelt so lange gebraucht wie veranschlagt. Er hofft darauf, dass wir gut durchkommen. Wir drücken auch die Daumen.

Was er meint und wie gemächlich man durch Eisfelder fahren muss, erfahren wir  wenige Minuten später. Es wird mystisch. Schaut euch dazu mein Video auf FB an.

Nebelschwaden zeichnen ein weiches Bild. Wir können nur im Schneckentempo das Eismeer durchqueren. Es knackt unterm Bug und wir hoffen, dass die Eisschollen nicht zu scharfkantig sind. Ein Bad im Meer schwebt uns bei den heutigen Temperaturen nicht vor.

Welch ein Kontrast zum gestrigen Tag auf dem Inlandeis. Ein Tanz auf einem Minenfeld, so könnte man es wohl bezeichnen. Die Sonne ist versteckt. Es ist kalt. Saukalt. Gut, dass wir warm gekleidet sind.

Ich fühle mich wie in einen packenden Thriller gebeamt. Fast setzt die Atmung aus. Jeder lauscht gebannt dem Rauschen und den Knackgeräuschen, die entstehen, wenn man über das Eis fährt. Spätestens jetzt wird uns bewußt, dass ein Zodiak letztlich doch nur ein stabiles Schlauchboot ist. Die Gefahr des Schiffbruchs fährt mit.

Je näher wir Itilleq kommen, desto mehr verzieht sich der Nebel. Doch die Fahrt hat mehr Benzin verbraucht, als vorgesehen. So machen wir einen Zwischenstop zum Auftanken in Narsaq, wo gerade ein großes Containerschiff in den Hafen einfährt. Doch selbst hier sind noch viele Eisschollen unterwegs.

Wir vertreten uns die Füße und versuchen die Durchblutung anzuregen, denn ganz ehrlich sind wir diesmal trotz Polarausrüstung mächtig durchgefroren.

Etwa 20 Minuten später steigen wir alle wieder ins Boot und setzen die Fahrt nach Itilleq fort. Ein letzter Blick auf die Eisberge, die der Gletscher in den Fjord gespuckt hat und die von der Entfernung wie Wattebäuschchen wirken.

Das Zodiak nimmt Tempo auf. Die Dichte der Eisschollen lässt nach, der Nebel verzieht sich und so legen wir bei nur noch leichter Bewölkung an. Jacken aus und im Haus verstaut. Noch freuen wir uns über die durchbrechenden Sonnenstrahlen, die uns langsam, aber sicher auftauen. Doch schon bald legen wir ein Kleidungsstück nach dem anderen ab. Alltag in Grönland.

Wir schultern unsere Tagesrucksäcke und laufen über eine relativ bequeme Schotterstrasse, ja wirklich eine Strasse, los. Es geht vorbei an einem “Baumkindergarten”. Hier versucht man den für uns eher mickrig anmutenden Bäumen einen Raum zu schaffen, ähnlich einer Baumschule bei uns.

Danach geht es an einem landwirtschaftlichen Betrieb vorbei. Auch diese haben Seltenheitswert in Grönland. Außer Schafzucht in einigen, wenigen Regionen wächst hier halt nichts. Zumindest kein Obst oder Gemüse.

Kurz bevor wir die Kuppe erreicht haben, die den Blick auf Igaliku freigeben soll, sehen wir, dass es auch außerhalb der “Städte” motorisierte Gefährte gibt.

Der Straße sei gedankt. 😀 Auf der Kuppe angekommen gibt es die liebgewonnene Lunchpause. Der Anstieg war diesmal moderat, dennoch schadet es nicht, sich zu stärken und ein Nickerchen zu machen.

Der Ort macht einen idyllischen Eindruck und wirkt wie aus einem Pippi Langstrumpf Film.

Igaliku war einst eine wichtige Wikingerstadt und zudem im 15. Jahrhundert auch Bischofssitz. Eine weitere Besonderheit sehen wir, als wir uns den Häusern nähern. Viele sind aus Stein und nicht aus Holz oder aus einer Kombination. Selbst Hausnummern haben sie, obwohl ich mir sicher bin, dass hier jeder jeden kennt.

Im Ort gibt es ein sehr beliebtes, wenn auch recht teures Hostel mit Sonnenterrasse. Aber was ist in Grönland schon günstig? Zwischen den Häuser laufen Hunde und Hühner frei herum. Es gibt nur eine Rundstrasse plus einen Abzweig zum Hafen. Hektik gibt es hier nicht. Alles ruhig und gelassen. Die Einwohner haben ein müdes Lächeln für uns übrig.

Wir schauen uns die Ruinen des Bischofssitzes und das aktuelle Gotteshaus an. Hinweisschilder erklären einiges zur Geschichte. Jeder Ort, egal wie groß, hat auch immer mindestens einen Kinderspielplatz. Und die sind gepflegt. Wenn hier etwas kaputt gemacht würde, wüsste man wohl auch sofort, wer es war.

Die Kirche wurde neben den Ruinen des ehemaligen Bischofssitzes errichtet

Nachdem wir den Rundgang beendet haben – und ihr seht, dass wir inzwischen wieder tolles Wetter haben – nehmen wir die Abkürzung über den steilen Wiesenhang. Verschnaufpause. Wir riskieren einen letzten Panoramablick. Das Paar auf dem Quad kommt mit dem Hund im Schlepptau zurück.

Der Hund biegt zu uns ab, schnuppert und – wir können uns alle das Lachen nicht verkneifen – pinkelt den Rucksack unseres Guides an, der das Tier fluchend verjagt.

Auf dem Rückweg treffen wir auf eine weitere Wandergruppe. Verkehr wie in der Rushhour. Wir legen am Hafen unsere Jacken und Schwimmwesten an und steigen ins Zodiak. Es soll nicht auf direktem Weg zum Hostel in Qassiarsuk gehen, sondern noch zu einem weiteren Gletscher.

Wie es dort war und warum wir Metallbecher brauchten, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Mögt ihr mir einen Kommentar hinterlassen? Nur zu. Nicht wundern, wenn ihr das erste Mal kommentiert, wird dieser manuell freigeschaltet. Das kann etwas dauern, da ich ja nicht ständig am PC hänge.

© DieReiseEule 12/2017

Liane und Herr R.

Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.

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