Willkommen in der Welt meiner skurrilen Geschichte um meinen Nachbarn vom Planten Dings
Kapitel 1
Wo – zum Teufel – ist Yügöwämiß-Q9*?
Miri. Miri Mies ist mein Name. Der Brüller, ich weiß. Miese Scherze werden gerne darüber gemacht. Manchmal fühle ich mich mies. Oder auf Krawall gebürstet, so wie heute. Morgens mies, abends mieser. Haha. Das Schicksal spart mich nicht aus. Mist, es klingelt. Um die Uhrzeit klingeln eigentlich nur Zeitungsverkäufer oder sämtliche, ortsansässige Sektenmitglieder.
„Gegrüßet aus dem fernen Tal der molekularen Stellare und Quasare seiet ihr, Lebewesen des bolufen Planeten Mytricäm“. Verwirrt und sprachlos schaue ich die mir gegenüberstehende Person mittlerer Größe mit kleinem Bauchumfang an. Die mandelförmigen Augen strahlen mich in einem unnatürlichen Neongrün an. Ich kann keine einzelne Pupille ausmachen, sondern sehe drei nebeneinander liegende dunkle Punkte dort, wo die Pupille sein müsste. „Ich kaufe nix“, rutscht es mir als erstes raus. „Sinnlos mich von einem grünen Kobold oder einem Pralinenabo zu überzeugen. Sie wissen doch sicher, dass Haustürgeschäfte verboten sind.“
Ein kritischer Blick trifft mich. „Meine Königlichkeit ist ihrer Sprache nur unzulänglich mächtig, aber ich bemühe mich ihrem geschickten Satzgefüge zu folgen. Kobolde sind vor siebzig Jahren ausgestorben und grün waren derer nur im Fabelkontestkatalog. Nachzulesen in der Schrift der Grimmixs vom Jahre 27 nach der schlammmioten Firmamentsphärenexplosion. Pralinenabo kenne ich noch nicht, aber es klingt nach Feierabend. Somit werde ich es im Agendenkosmoskop notieren. Derweil ich sinniere über das Gewalle, möge ich euch meine Aufwartschaft und Ehre entbieten und auf ein orgiastisches Willkommensbankett im Bettstattheim laden. Man entsandte mich aus den Breiten des Universums, um Kontaktschaltungen zu den Einwohnern des imposanten, culloten Planeten aufzugrillen. Darf ich mich vorstellen? Königmann Sigurjos Lapyszulati vom Planeten Yügöwämiß-Q9*.“ Sprachs und knickste nieder.
Also echt. Ich komme mir total verarscht vor. Was will der Wicht? Ich hatte ja schon einige, seltsame Gestalten an meiner Tür stehen, aber die waren eindeutig besoffen, bekifft oder man sah die Drückerkolonne am Straßenende stehen. Dieser Sigbumms oder wie auch immer der heißt ist anders. Meine Gedanken spielen pingpong. Tür zuknallen oder versuchen, dem Wirrwarr gesprochener Worte einen Sinn zu entnehmen? Ich entscheide mich für letzteres. Irgendwas hat das Kerlchen. „Hallo Sigla oder wie dein Name sei. Wo auch immer du herkommst. Kann ich das mal ins Deutsche übersetzen, was ich meine verstanden zu haben und du sagst mir, ob ich das richtig interpretiert habe?“, frage ich ihn. „Du willst mich einladen. Zum Umtrunk. Nach…nach…ja also, da bin ich mir nicht so sicher wohin. Kannst du das nochmal sagen?“, fordere ich Sigla auf.
„In meiner Welt würde man sich dem Gegenüber mit der linken Hüfte nähern, aneinander schwingen und namentlich bekannt machen, aber ich füge mich dem Reglement derer von Mytricäm. Mit Tempus werde ich euch hoffentlich den Namen entlocken, damit ich den Höhenstand ermitteln kann. Eine Einladung sollte es sein. Wie nennt ihr das, wo ihr, wie sie jetzt soeben, das Haupte weilen lasset? Scheinbar nicht Bettstattheim, dawohl das Ding zum Niederlassen für Dunkelzeiten doch wohl Bett heißt, oder sind meine Agendeneintragungen falsch? Entschuldigt, es war lange kein Legat von unsereins mehr hier, um die Notizbilder zu aktualisieren.“
Mir wird klar, dass Sigla seine Wohnung meint. „Ja, supi. Ich heiße Miri. Und das da“, ich weise auf meine Katze, die gerade um die Ecke schleicht, „ist Kurkuma, meine Katze. Bist du hier rechts ins Haus Nr. 13 gezogen oder wo steigt die Fete? Und wann? Und was soll ich mitbringen?“, löchere ich. Siglas Gerede entnehme ich, dass die Party noch heute Abend steigen wird. Ich verspreche einen Nachtisch beizusteuern. Sigla ist nebenan in die Wohnung von Hennes eingezogen. Hennes, der bunte Hund. Ich mochte ihn, weil er immer lustige Ideen hatte und so schön unangepasst war. Aber wie das in so einer Kleinstadt ist, fällt man einfach nur „unangenehm“ auf, wenn man nicht ins Schema passt, aber Blumentöpfe oder Messersets sind damit nicht zu gewinnen. Sein Vermieter Herr Huber, der bayerische Sturkopf, kündigte Hennes mit der fadenscheinigen Begründung, den Hausfrieden gestört zu haben. Hennes hatte die Faxen dicke und zog vor zwei Wochen nach Frankfurt, wo er sich in eine anti-vegane dafür fleischliebende WG einmietete. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.
Aber warum sucht sich der Huber dann als Nachfolger wieder einen so komischen Vogel aus? Nennt man wohl Konfrontationstherapie Marke Eigentherapie oder so. Ich bewege mich in die Küche und öffne meine Schubladen, den Kühlschrank und die Vorratsboxen und suche nach Zutaten für das Dessert. Ich entscheide mich für die unangebrochene Packung Knoppers, Sahne, Mascarpone, Vanille, Gehackte Mandeln und aus dem Eisfach noch die Himbeeren. Daraus lässt sich was machen. Brauche nur noch einen Namen für die Kreation. Himbeertraum ist zu abgelutscht. Na, ich fange erst mal an und wenn es fertig ist, wird mir schon was einfallen. Die Knoppers zerbrösele ich, bedeckte den Boden der Glasform und rühre mir Kakao an. Die Dinger müssen weicher werden. Also ertränke ich sie mit dem Kakao. Dann Sahne steif schlagen, Mascarpone, Vanillemark, Zitronensaft und eine Prise Kurkuma dazu.
Nicht was ihr jetzt denkt. Ich schlachte doch nicht meine Katze! Banausen! Diesmal meine ich natürlich das gelbe Gewürz. Das macht so ’ne schöne Farbe. Die Himbeeren müssen auftauen. Das wird eine Weile dauern. Gut, dann mixe ich noch schnell ein Getränk zusammen. Vielleicht hat Sigla ja nur Wasser da. Ich habe gar nicht gefragt, ob der Veganer oder so ist. Bin aufgeregt, welche Nachbarn noch kommen. Der Huber garantiert mit seiner Schnäärrsch. Wie? Den Ausdruck Schnäärrsch kennt ihr nicht? Seid ihr auch vom Planeten Dings? Sein ange(t)rau(h)tes Eheweib. Das, des Hubers. Die Schnäärrsch. Tratschweib. Wenn was im Dorf passiert, weiß sie es, zehn Minuten bevor es passiert. Giftnudel. Ich kann die nicht leiden. Sie mich auch nicht, weil ich ihr nichts erzähle. Nur über meine Kleidung zerreißt sie sich immer das Maul. Meine Vorliebe für Hüte ist Gesprächsthema, vor allem wenn sie sich mit der ollen Fischerin aus Nummer 4 am Gartenzaun trifft.
Ich schweife ab. Hubers werden da sein. Hoffentlich kommen auch Steffi und Lars und Marion von oben drüber. Drüber über mir, meine ich. Dann habe ich wenigstens vernünftige Leute, mit denen ich mich unterhalten kann.
So, Weißwein, Limettensaft mit einem Schuss Whiskey mischen, brauner Zucker und Vanille dazu. Ein paar Eiswürfel in die Karaffe und fertig ist der Nelly Sling. Inzwischen sind die Himbeeren aufgetaut, die ich püriere, die Mandeln, Vanillezucker und ein bisschen Chili dazu. Alles über die Sahne-Mascarpone-Masse verteilen und ab in den Kühlschrank. Ach herrje, was ziehe ich denn an? Na, das überlege ich mir später.
18.30 Uhr. Mit meinen hellen Highheels stöckele ich durch Hubers Vorgarten. Auf der Klingel steht nur KSL. Der Name war ja auch ganz schön lang und kompliziert. Während mein Zeigefinger den Knopf drückt, versuche ich mir den Namen in Erinnerung zu rufen. Königirgendwas. Sigurd? Sigmund? Siglinde? Nee. Und wofür stand nochmal das L? Mir schwirrt dieser blaue Stein durch den Kopf. War es Lapislazuli? Ach wurscht, ich nenne ihn einfach weiter Sigla, den Rest kann ich mir eh nicht merken. Sigla öffnet mir die Türe und ein ehrliches Strahlen läuft über sein Gesicht. Er spricht: „Es freut mich, Miri vom Planeten Mytricäm, dass du Tempus für mich opferst und mir die Ehre deiner sphärischen Erscheinung erweisest. Tritt ein in mein Bettstattheim – oh, entschuldige, Wohnung nanntest du das vorhin. Ich lerne noch und weise dich darauf hin, mich darauf hinzuweisen, wenn ich mich spiralig auszudrücken pflege und das nicht eurem Termini entsprechen sollte.“ „Ja, schon gut Sigla. Ich verstehe nur die Hälfte, aber das kriegen wir auf Dauer bestimmt hin. Kann ich jetzt reinkommen oder muss ich noch die Hüfte mit dir dittschen?“, frage ich.
Im Wohnzimmer warten schon Steffi, Lars, Marion und Herr Huber. Seine Frau hatte sich mit Migräne entschuldigt. Die Wohnung ist seit Hennes‘ Auszug frisch gestrichen worden. Nun strahlten die Wände in einem zarten Karamellton statt der bunten Farben, die sie zuvor hatten. Außer einem abgefahrenen Sofa in Donutform weist nichts auf einen Außerirdischen hin. Eher auf bayerische Rustikalität, denn der Wandschrank in Eiche antik muss wohl von Hubers sein.
„Mytricämbewohner, ich freue mich, dass ich den weiten Weg vom Planeten Yügöwämiß-Q9* auf mich genommen habe, um Verschwisterungen zu schließen. Nach einer Weile, wenn wir uns kennengelernt haben, werde ich euch alle bitten, mich dort zu besuchen. So weit ist der Flug dorthin auch gar nicht. Maximal vier Auszeiten. Hinter der Milchstrasse biegt ihr nach dorsal ab und dann mit wenig Geschwindigkeit zwischen Quasar 16 10 und Stellar 05-P durch und dann winke ich euch ein. Die Abfahrt übersieht man leicht mal, aber ich werde ein Pulsarlicht anweisen, euch entgegen zu eilen.“, orakelte Sigla. „Und nun lasset die Orgie beginnen.“
Damit bin ich sofort einverstanden. Ein Prost auf unseren neuen Mitbewohner vom Planeten Dings. Ich glaube, wir werden noch viel Spaß mit ihm haben.
Kapitel 2
Das Agendenkosmoskop – Sigla in Not
„Miri Mies, ich habe ein ungalantes Causa.“ (?) Mein neuer Nachbar Sigla vom Planeten Dings – Yüksük oder so – steht ratlos vor meiner Haustür. Sigla nenne nur ich ihn. Naja und die Nachbarn. Sein richtiger Name ist lang und kompliziert. Königmann Sigfried Lapislazuli oder so ähnlich. Das muss ich echt noch üben, bis ich es drauf habe. Er behauptet, er käme von einem weit entfernten Planeten unterhalb der Milchstrasse und so langsam glaube ich ihm das auch. Obwohl das total abgefahren klingt. Oder habt ihr etwa einen außerirdischen Nachbarn?
Sei es drum. Scheinbar benötigt Sigla meine Hilfe. Leider drückt er sich oft so komisch aus. Alt und neu gemischt und manchmal auch Wörter, die ich noch nie bzw. noch nie in dem Zusammenhang gehört habe. Da muss ich meine Gehirnwindungen zu Höchstleistungen auffordern. „Komm doch rein. Was brennt dir auf der Seele?“, will ich von ihm wissen. „Nun ja, brennen tut nichts, Miri Mies. Offenes Feuer ist bei uns vor 93 Auszeiten verboten wurden. Es wurde durch die ionencrystallenen Nanolichtpartikelgläser ersetzt. Was ist Seele? Den Ausdruck kenne ich nicht. Oder doch! Ich erinnere mich, dass mal im Zusammenhang mit der Morgenspeise gehört zu haben. Meines Erinnerungsvermögens nach soll das hier auf Mytricäm in einem Kommunalbezirk – ich glaube, man nennt es Schwaben – der Viktualienaufnahme dienen.“ „Hä?“, unterbreche ich ihn. Mir stehen die Fragezeichen auf die Stirn geschrieben, ganz bestimmt. Schade, dass ich nicht sofort in den Spiegel schauen kann. „Was? Viktualienaufnahme? Morgenspeise? Und überhaupt redest du immer von Mytricäm und ich zermatere mir seit gestern das Hirn, was du damit meinst“, sage ich und führe ihn in die Küche, wo er sich umständlich auf den Barhocker setzt.
Sigla erklärt mir, dass Mytricäm die Bezeichnung für unsere Erde ist. Der blaue Planet oder, wie er es gestern nannte, der bolufe Planet. Boluf=blau. Dann kommt er auf den Grund seines Besuches zu sprechen: „Mein Agendenkosmoskop benötigt Energie. Aber meine Konverter sind nicht interoperabel mit den hiesigen Systemen. Hast du eine Idee?“
Phantasie habe ich, aber mit der Technik ist das so eine Sache. Da bin ich nicht wirklich bewandert drin, zumal ich nicht mal weiß, was dieses Kosmoskop ist. Ein außerirdischer I-Pod, vermute ich mal. Ich hake nach und Sigla erklärt mir, dass das so ein multisuperduper Dings ist. Dictonary, Handy, Uhr, Laptop, E-Book-Reader, Chronikaufzeichnungsgerät und Gedankensammler zugleich. Hoffentlich sind die Teile nicht so teuer und gehen bald in Serie. Das will ich auch haben. Müssen wir bis dahin nur noch das Aufladeproblem lösen. Dabei sind die da auf dem Planeten Yügöwämiß augenscheinlich viel weiter mit ihren Erfindungen.
„Laß mal sehen“, fordere ich Sigla auf und greife mir das Kosmoskop. Das Gerät hat eine ovale Form, die an einem Ende in einem geschwungenen Dreieck ausläuft. Erinnert mich irgendwie an einen Fisch ohne Flossen. Das Display, ich nehme jedenfalls an das es sich um ein solches handelt, ist wabenförmig schwarz-silbern. Die Rückseite ist im gleichen Neongrün, wie Siglas Augenfarbe. Leicht ist das Gerät. Es hat maximal das Gewicht einer großen Vogelfeder. Ich frage mich, wie das geht. Die haben bestimmt andere Materialien da unten. Am „Bauch“ sehe ich ein kleines, rundes Loch. Das muss wohl für den Stecker sein mit dem man sonst das Ding auflädt. „Womit lädst du das zu Hause, Sigla? Gibts ein Kabel dafür?“ Sigla zieht eine Minikugel mit einem Dorn – so nenne ich das mal – aus der Hosentasche. Die Kugel hat ein pulsierendes, ebenfalls neongrünes Licht.
„Äh. Damit lädst du das Kosmoskop auf? Ist das sowas wie ein Akku?“, möchte ich erfahren. „Kein Akkumulator in eurem Sinne, Miri. Das sind die Kieselsteine unserer Stadtwege, damit wir immer Energie haben. Wenn das Licht ausgeht, legst du die Vervekugel einfach wieder hin und nimmst dir die nächste. Die lädt automatisch wieder auf. Ich habe nach Vervekugeln gesucht, bisher aber keine finden können. Noch ist ein Rest Energie da, aber der wird nur noch bis heute Abend oder morgen halten. Ich möchte doch alles von euch lernen, euch auditieren und das Archiv auf den neuesten Pegel bringen. Die Direktübertragung kostet viel mehr Energie, wie wir berechnet hatten.“, teilt mir Sigla mit.
Ich suche in meiner Kruschtbox nach den alten Handykabeln. Früher hatte ich doch mal ein Nokia – oder war es ein Alcatel? ich weiß es nicht mehr – das noch nicht die neuen Universalstecker hatte. Ich bin mir sicher, da gabs mal eins mit so einem schmalen, runden Stecker. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die 230 Volt Spannung dem Gerät schaden wird. Wer ahnt schon, was die da für Spannungen haben. Endlich finde ich das Kabel, aber leider ist der Stecker trotzdem zu dick. Hm. Wir müssen wohl improvisieren. Ich überlege: Kenne ich einen Physiker, einen Elektriker oder einen Ingenieur, die besser mit der Materie vertraut sind? Oleg ist Elektriker. Leider ist der gerade auf Kreuzfahrt im indischen Ozean, irgendwo zwischen den Philippinen und Indonesien unterwegs. Janine ist Ingenieurin, allerdings wird die uns nicht helfen können, denn sie ist Dipl-Ing für Brauwesen. In der Sparte ist sie, muss ich zugeben, eine Koryphäe. Ihre Erfindung ist ein dunkles Dinkelbier, welches nicht nur eine malzige, sondern auch eine erdige Note hat. Einzigartig lecker. Ich bezweifele, dass ein Bierantrieb dem Agendenkosmoskop gut täte. Innovativ wäre es zweifellos.
Forsch ergreife ich Siglas Hand und ziehe ihn hinter mir her in den Keller. In der Werkzeugschublade wird sich was finden, meint ihr nicht? Gemeinsam werden wir das doch schaffen. Vielleicht nicht bis heute Abend oder morgen früh, aber im Laufe der Woche oder eines Monats oder so. In drei Wochen ist Oleg notfalls wieder da. So schnell bin ich nicht entmutigt. „Schaut her, ein Rollgabelschlüssel. Wofür hebt ihr Antiquitäten auf?“ Sigla reckt das Werkzeug in die Höhe. Er könnte glatt die Freiheitsstatue doublen. Hihi. „Hey, das ist nicht antik. Den Engländer brauche ich für mein Fahrrad. Außerdem kannst du ruhig weiter du zu mir sagen und musst nicht wieder in diese aufgeblähte Sprache abrutschen“, belle ich Sigla unfreundlicher an, als ich es meine. „Entschuldige. Ich übe noch. Unsere Chronik gab mir die Wortwahl vor, doch möglicherweise änderte sich die Tonität bei euch in den letzten Jahren grundlegend. Genau deshalb brauche ich Energie für mein Agendenkosmoskop, um es auf den neoterischen Verlauf zu bringen.“
Weia. Ganz schön anstrengend dessen Gerede zu folgen. Ich glaube, langsam kann ich mir zusammen reimen, was er mir sagt – und ehrlicherweise finde ich das auch ganz süß in dem veralteten und doch neumodischen Stil. Aber anstrengend ist es dennoch. Oh man Miri, streng deinen Geist an. Woraus kann man einen Stromleiter basteln? Ich entdecke eine Feder aus einem nicht mehr vorhandenen Kugelschreiber. Der Draht hat die richtige Dicke bzw. eigentlich eher Dünne, für das schmale Loch. Aber ich kann die Feder nicht in die Steckdose schieben, sonst kriege ich einen Stromschlag. Der hätte mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt. Kringellocken hab ich schon, mehr brauche ich nicht.
KLS – so Siglas Initialen – findet eine Rolle Blumenkreppband, das Grüne. Ihr wisst schon. Damit umwickelt man Blumendraht, damit Gerbera und andere Blüten besser halten und damit es nicht so auffällt. Zusammen tüfteln wir den ganzen Nachmittag. Dann haben wir es geschafft, die Feder mit dem alten Handykabel semiprofessionell zu verbinden. Zurück in der Küche wagen wir den Versuch. Daumen drücken, dass uns nicht gleich alle Sicherungen um die Ohren fliegen. Feder ins Agendenkosmoskop, Stecker in die Steckdose. Unwillkürlich ziehe ich den Kopf ein. Als ob das was nützen würde. Hurra. Das Gerät wechselt die Farbe auf neongelb (warum ist eigentlich alles neon?). „Miri Mies. Du bist gar nicht mies. Du bist ein brillantes Caput. Meine Erkenntlichkeit ist dir sicher.“
Ich fühle mich geschmeichelt und bin megastolz auf mich. Da sage noch jemand, ich hätte technisch nichts drauf. Ich lass mir das diplomieren. Jetzt fange ich schon genauso geschwollen zu reden an wie Sigla. Aber nur gedanklich. Ich glaube, meine Gehirnwindungen haben intern einen Zopf geflochten. Den muss ich erst mal entwirren. Ich verstehe mich selbst fast nimmer.
Bin mal gespannt, welche Abenteuer ich mit Sigla noch erleben werde. Ich habe das im Instinkt, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange war. Was sagt ihr dazu?
Kapitel 3
Wozu braucht Sigla eine Transpontermikronenapparatur?
Seit vorgestern ist mein Leben durcheinander geraten. Das hat ausnahmsweise nichts damit zu tun, dass ich mich mal wieder von meiner Freundin Caro getrennt habe. Zur Zeit ist Caro out. Sie hat es aber auch echt übertrieben. Ich bin immer noch sauer, wenn ich daran denke. Mein Blutdruck steigt. Ich merke das. Wieso? Ach so, sorry, wisst ihr ja nicht. Caro und ich hatten an Weihnachten vor einem Jahr beschlossen, dass wir dieses Jahr über die Festtage fliehen und nach Australien reisen wollen. Dafür haben wir jeden Cent gespart. Friseur? Gestrichen. Wir haben uns gegenseitig die Haare geschnitten. Das Ergebnis erinnerte an Harry Potter, aber das war mir egal. Ausgehen? Gestrichen. Zu teuer. Unsere Freunde kamen zu uns und jeder steuerte was zum Buffet bei. Selbst den kleinen Luxus eines Sonntagsbrötchens verkniff ich mir. Brot ist günstiger.
Tja, und dann kommt Caro vor 23 Tagen 14 Stunden und 9 Minuten nach Hause. Erst freue ich mich. Sie war für ein paar Tage auf Seminar. Hat sie mir jedenfalls gesagt. Aber irgendwas stimmte da nicht. Ich sah es nicht gleich. Nur das ihre Haltung sich verändert hatte. „Na Schatz, fällt dir was auf?“, fragt sie mich und dreht sich im Kreis. Fünfmal. Sechsmal. Grinst wie ein Honigkuchenpferd. Endlich fällt auch bei mir der Groschen. Sie hat sich die Brüste machen lassen. Von unserem Urlaubsgeld! Pfui. Aber der richtige Hammer erwartete mich erst, als sie das T-Shirt anhob. In bunten Farben prangte ein Tattoo auf der linken Brust. Keine Rose oder was Mädchen sich so machen lassen. Nein. Das Autogramm von Angela Merkel. Änschie? Wo ich überzeugte SPD-Wählerin bin! Das ging echt gar nicht! Caro, das Biest. Das hat sie nur gemacht um mich zu ärgern. Weil ich immer sage, die Frau – die Merkel – hat Mundwinkel wie ein DDR-Holznussknacker. Die großen, bemalten aus dem Erzgebirge. Wo sich der Mund öffnet, man die Nuss reinlegt und es nie funktioniert, weil es dafür keine passenden Nüsse gibt. Die sind entweder immer zu dick oder zu mickerig.
Ich habe sie hochkant rausgeschmissen. Nicht die Kanzlerin! Die Caro. Mit allem ihrem Scheiss, der noch in der Wohnung lag. War mir egal, ob die kitschigen Fabergé-Eier ihrer Oma kaputt gehen oder nicht. Die Änschie hätte ich aber auch rausgeschmissen, wenn die da gewesen wäre.
Danach war ich tagelang nicht ansprechbar. Habe mir die Augen aus dem Kopf geheult. Zur Arbeit bin ich seitdem auch nicht mehr gegangen. Heulen tue ich nicht mehr, aber der Antrieb fehlt mir trotzdem. Doch dann klingelte es vorgestern an der Haustür und ein Typ steht davor und labert mich von der Seite an. Königmann Sigurjos Lapyszulati sein Name, sagte er. Aber das könnt ihr hier (s. Kapitel 1) nachlesen.
Nur so am Rande: seit KLS oder Sigla, wie ich ihn nenne, bei mir sein Agendenkosmoskop repariert hat, wird jeder Link den ich einfüge Neonfarben. Ich schwöre euch, eben war der noch Rot!
Jedenfalls mischt der Sigla seitdem mein Leben auf. Manchmal brauche ich Übersetzungshilfe, weil der so geschwollen und altmodisch daher schwätzt, aber eigentlich finde ich den ganz nett und witzig. Ok, streicht das „eigentlich“. Er ist nett und lustig. Gestern habe ich eine technische Meisterleistung erbracht, indem ich ihm half, einen Akku für sein Agendenkosmoskop zu entwickeln. Obwohl die auf dem Planeten Dings so mega modern und technisch fortschrittlich sind, haben sie ihren Legat (so nennen die ihre Abgesandten) mit nur zwei Vervekugeln ausgestattet auf die Reise geschickt. Die sind davon ausgegangen, dass wir hier die Energiekugeln als Kieselsteinersatz nutzen, so wie auf ihrem Planeten. Dat war wohl nix, nur ’nen Satz mit X.
Ich greife zum Telefon und wähle meine eigene Handynummer. Da Sigla kein irdisches Mobiltelefon hat, habe ich ihm meins mitgegeben. Ich habe ja noch das Festnetz. Nach dem dritten Klingeln höre ich ihn abheben. Kein Ton. „Hey Sigla, ich bins, Miri.“, schreie ich in die Muschel. Ist so ein Impuls. Taub ist er ja nicht, aber wenn er nichts sagt… „Du kannst rüber kommen, dein Agendenkosmoskop ist aufgeladen. Glaube ich zumindest, weil es jetzt wieder Neongrün ist.“ Weil ich nichts höre, lege ich auf. Der wird schon kommen.
Keine fünf Minuten später geht die Türglocke. Ich schlittere über die Fliesen und kann gerade noch rechtzeitig abbremsen, bevor ich gegen die Kante der Klotür knalle. Ich reiße die Tür auf und davor steht…………der Paketbote. Ach Mist. „Ein Paket für Marion von oben. Nehmen sie das an?“, will er wissen. Die Frage ist rein rhetorisch. Er weiß, dass wir hier im Haus alle gegenseitig die Pakete annehmen. „Ach. Ich glaube, da will noch jemand zu ihnen Frau Mies. Oder soll ich das Subjekt aus ihrem Garten entfernen?“ Ey, fangen inzwischen alle an so hochtrabend zu sprechen? Ist das ansteckend?
Hinter seinem Rücken sehe ich Sigla. Er hat die Arme gerade nach vorne gestreckt, die Handflächen zum Boden gerichtet und um brummt „hmmm, hmmm, hmmm“ vor sich hin. „Nee, schon gut. Das ist KLS aus der Dreizehn. Werden sie vielleicht auch noch kennenlernen“, verabschiede ich mich vom Paketmensch. „Suchst du was?“ „Gegrüßet seiest du, Miri Mies vom Planeten Erde. Ha! Siehst du, ich habe es memoriert. Erde. Nicht Mytricäm.“ Stolz wie Oskar – wer ist eigentlich dieser Oskar? und schreibt man den mit k oder c, geht es mir durch den Kopf – strahlt er über beide Wangen. Backen sagt man ja nicht. Die sind sozusagen am Arsch. Ich grinse innerlich, wegen meines Scherzes.
Habt ihr schon bemerkt, dass ich immer so abschweife? Ist ne Eigenart von mir. Ich habe einfach zuviel Knoten im Hirn, die es einzuflechten gilt. Komme gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen. Das ist auch so ein Ausdruck, den ich seltsam finde. Ob das vom Mikado kommt? Da liegen die Hölzchen doch auch auf den Stöckchen… Meine Lehrer früher in der Schule meinten, ich wäre minderbegabt und steckten mich auf die Realschule. Weil ich mich immer so verzettelt habe. In Aufsätzen und so.
Dann kam Frau Posch. Die meinte das Gegenteil. Ich sei hochbegabt und hätte eine Inselbegabung. Man müsse nur noch die Insel finden. Wenn es nach mir ginge, würde ich mir Tasmanien aussuchen, aber ich glaube, sie meinte eher Juist. Soll ja auch schön sein, da. Die Posch war eine ganz liebe, nette. Nur, dass sie mich zum Psychologen schickte um einen IQ-Test zu machen fand ich doof. Die Fragen waren so kindisch. Ehrlich. Meine Eltern fielen fast vom Stuhl als das Ergebnis fest stand. 142. Pft. Zahlen und Mathe sind echt nicht mein Ding. 142 was überhaupt? Hühneraugen? Gespaltene Haarspitzen? Interessiert ja doch niemanden. Jedenfalls wurde ich dann aufs Gymmi hochgestuft. Wisst ihr, was ich glaube, was mein Problem ist? Ich bin hochsenibel. Wobei so richtig hoch bin ich mit meinen Einmeterzweiundsechzigeinhalb nicht…
Ich entschuldige mich. Noch eine Nebengeschichte. Wo war ich gerade? Ach ja, Sigla. „Suchst du was?“, wiederhole ich meine Frage. „Meinst du, ich könnte hier eine Transpontermikronenapparatur aufstellen?“, antwortet er mit einer Gegenfrage. „Das Magmafeld unter dem Reich der Erde ist metaphosphorisch höchst aktiv. Das würde gehen.“ Gehen? Wofür? Will der den Aliens da draußen Grußbotschaften vom Erholungsurlaub schicken, oder was?
„Klar. Mach ruhig“, antworte ich ganz gechillt. Ist nicht mein Vorgarten. Da wo mal Rasen war, wächst sowieso nur noch Moos. „Du bist eine gute Seele aus dem Herzen derer von Klifitter-zu-Jawyn. Ich habe es in den Chroniken nachgewälzt. Warum du nun Mies heißt, weiß ich noch nicht, aber das finde ich auch noch raus. Vermutlich hat es mit der Statustransition der unplanaren Pentade im Jahre 98 nach der schlammmioten Firmamentsphärenexplosion zu tun.“ Den letzten Teil habe ich schon mal gehört, aber ich verstehe trotzdem nur Bahnhof.
Endlich stapft Sigla rein in die Küche – wieso sind wir denn immer in der Küche? – und greift nach seinem Agendenkosmoskop. „Hach, du bist ein Schnucki. Darf ich das Kabel mitnehmen?“ Klar erlaube ich ihm das. Dafür haben wir es ja gebastelt. Es dauert zwar ganz schön lange bis das Kosmoskop geladen ist, aber es geht immer noch schneller als die Suche nach den Vervekugeln. „Frage, Sigla. Was hast du mit dem Transponterdingsbumms vor?“ „Ich will das Magmafeld erforschen. Wenn es mir gelingen sollte, das Titan daraus zu selektionieren, dann könnten wir auf Yügöwämiß-Q9* endlich Dihydrogenmonoxid mittels Filtration durch ein Einaugenthermometer synthetisieren.“
Willst du wissen, wozu die Yügöwämißen das Dihydrogenmonoxid brauchen? Tja, ich fürchte, da musst du auf die nächste Geschichte warten. Falls es noch eine gibt…
Kapitel 4
Unter Safari habe ich mir was anderes vorgestellt…
Hätte ich mal nur nichts gesagt. Keine Ahnung, was meine Vermieterin Frau Hölle-Bau – die Frau ist tatsächlich die personifizierte Hölle – zu ihrem zerstörten Vorgarten sagen wird. Zum Glück wohnt die in Eisenhüttenstadt und kommt nur alle Jubeljahre mal vorbei. Sigla, mein Nachbar vom Planeten Dings, wie ich immer so schön sage, weil ich mir den Namen des Planeten partout nicht merken kann, hat seine Transpontermikronenapparatur aufgebaut. Er will das Magma unter der Erde erforschen, weil sie auf seinem Planeten momentan einen Mangel an Dihydrogenmonoxid haben und man mit dem Titan, welches wohl im Magma sein soll und einem Einaugenthermometer das Dihydrozeugs synthetisieren kann.
Leider musste KLS dazu den Vorgarten umgraben und hat ihn mit Stäben aus Ywiskeramik gespickt. Ich hatte in Chemie leider nie mehr als 7 Punkte, daher kann ich Siglas Aussagen nur halb folgen. Jedenfalls will er das Titan bzw. Titanoxid mit Deuteronen beschiessen, dann absaugen, eintüten und mitnehmen, wenn er zurück nach Yügödingsbumms muss. Mir ist noch nicht klar, worin er das abfüllen will. Notfalls kann er meine leeren Wasserflaschen haben. Jedenfalls ist die Apparatur nicht das Problem. Die ist eher kompakt gehalten. 64 Stäbe hat er im Rasen versenkt. Im Quadrat. Das ganze nimmt bestimmt zehn mal zehn Meter ein.
„Miri“, schallt es soeben aus dem Vorgarten, das kann nur Sigla sein. „Schau nur! Es klappt!“ Ich schaue aus dem Klofenster und sehe einen kuppelartigen Lichtbogen in Orange-Rot-Gelb, der sich über die Ywisstäbe spannt. „Ist das jetzt das Titan? Wie willst du das einsammeln?“, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Der Lichtbogen erlischt. Sah eigentlich ganz nett aus. „Ich brauche einen Stabilisator. Hast du einen da? Sonst verfällt das gleich.“
Stabilisator? Ja klar, hab ich in der Küchenschublade. Ihr bemerkt hoffentlich die Ironie in meinen Gedanken. Was denkt der sich denn? Wie soll so ein Stabilisator aussehen? „KLS, ehrlich, du redest wieder mal in Rätseln. Ein bisschen konkretere Anweisungen wären ganz nett. Was sagt denn dein externes Brain, das Agendenkosmoskop dazu? Das ist doch sonst so allwissend“, entgegne ich. „Der beste Stabilisator wäre Kontanifrid, aber den gibt es auf der Erde nicht. Mir fehlt die Idee, was es hier gibt“, sagt Sigla. In diesem Moment quietscht das Gartentor und mein Neffe Phil-Luc-Camus, ein richtiger Nerd, tritt ein.
Ich ziehe die seltsamen Gestalten an wie das Licht die Motten. Der Dreifachname-Neffe, der auf die vollständige Ansprache mit den ganzen Vornamen besteht, ist etwas weltfremd. Kein Wunder bei dem Namen. Da hatte mein Bruder einen schwachen Moment. Nee, der ist nicht für den Namen verantwortlich. Seine Gattin, meine Schwägerin Shaneia-Jacqueline – selbst mit einem No-go-Namen gesegnet – jammerte mega bei der Entbindung rum und Olli lies sich dazu hinreissen, ihr die Namensauswahl zu überlassen. Schließlich hatte sie sich ja so dolle gequält. Das ich nicht lache. Pah, sag ich da nur. Phil-Luc-Camus war innerhalb von fünf Stunden auf der Welt. Turbotempo. Der junge Mann hatte es eilig. Und heute sieht man ihn nie ohne sein Laptop durch die Gegend ziehen. Der redet auch immer von Sachen, die ich nicht verstehe.
Andererseits prima, dass der kommt. Der muss sich doch perfekt mit Sigla verstehen. Zwei Außerirdische. Den setzte ich gleich auf das Stabilisatorenproblem an. Grxgrxgrxgrx. Grxgrxgrxxxxgrx. Was ist das denn für ein Geräusch und wo kommt das her? Es wird lauter und hektischer. Phil-Luc-Camus entdeckt den Aufbau von Sigla und steuert – im Lauf das Laptop aufklappend – darauf zu. Kurzzeitig war nochmals der schicke Lichtbogen sichtbar. Jetzt ist er wieder weg und auch das komische Geräusch verstummt. „Hey du! Mach das nicht nochmal. Das ist verboten. Ich will doch nicht verstrahlt werden“, geifert Phil-Luc-Camus Sigla an. „Sei gegrüßet Fremder. Ich entbiete dir die Ehre und mein Name ist Königmann Sigurjos Lapyszulati, aber du kannst mich auch Sigla oder KLS nennen. Miri gewährte mir, hier meine Transpontermikronenapparatur zu installieren“, erklärt mein Nachbar vom Planeten Dings.
„Oh cool. Was kann das Teil? Kann ich mir das mal ansehen?“ Schon steuert mein Neffe auf die Apparatur zu. Ohne eine Antwort abzuwarten schaut er sich die Ywiskeramikstäbe, die Verbindungen zum Gerät und das Gerät selbst an. „Ich bin Phil-Luc-Camus, aber du kannst ruhig PLC sagen. Wir teilen das gleiche Schicksal mit drei Namen, das verbindet.“, sagt er. Jetzt bin ich baff. Sonst ist der so pingelig mit seinem Namen und in Sigla sieht er gleich eine verwandte Seele. Die Zwei verfallen sofort in Fachsimpeleien. Ich kriege noch mit, wie Sigla die Grundlagen erklärt und dann knalle ich das Fenster zu.
Ich koche mir erst mal einen Kaffee. Ich bin sauer. Sowas von sauer. Gestern war ich noch gut genug und nun bin ich abgeschrieben. Sollen die doch selbst sehen wie sie zurecht kommen. „Miri, hi. Hast du Knete oder Salzteig oder sowas im Haus? Und außerdem wäre eine Bleihaube gut. Alternativ nehmen wir auch Draht, Frotteehandtücher und diese Kringel-Geschenkbänder“, klärt mich PLC auf. Die Abkürzung seines Namens beanspruche ich jetzt aber auch für mich. Er tritt in den Flur. „Kannst du mir mal sagen, was ihr da draußen vorhabt?“, belle ich ihn an. Sigla ist mein Nachbar, den lasse ich mir nicht von dem Freak wegnehmen. Da werde ich zur Löwin. Oh, ich glaube, ich bin eifersüchtig. Tief durchatmen und runterfahren. Ohhhhhmmmm.
PLC hat ein Geigerzählerprogramm auf seinem Rechner und der hat eben die seltsamen Geräusche gemacht. Hat angeschlagen. PLC und KLS haben rausgefunden, das Radioaktivität entsteht, wenn man das Titanoxid mit den Deuteronen beschiesst und als netten Nebeneffekt entsteht der farbige Lichtbogen. Die Radioaktivität muss natürlich abgeschirmt werden und das Titangemixdingsda braucht einen Stabilisator, damit man es in einen festen Stoff verwandeln kann. Der ist dann auch nicht mehr radioaktiv. Beim Aushärten entstehen wabenförmige Würfel, die ganz leicht abzutransportieren sind. Haben sie berechnet. Hat Sigla nicht was von absaugen gesagt? Scheint nicht mehr notwendig zu sein.
Tja, leider habe ich meine Bleihaube gerade verliehen. Haha. Eine 10×10 Meter Bleihaube. Wo soll ich die bitte lagern? Und wofür? Ich habe bisher eher selten experimentierfreudige Außerirdische in meiner Umgebung gehabt. Sonst, ja sonst hätte ich mir natürlich die Bleihaube zugelegt. Ein bisschen Ironie wird ja wohl noch erlaubt sein… Ich glaube, ich habe noch Draht im Keller. Diesen Hasendraht. Den habe ich irgendwann mal gekauft, um die Katzen von meinem Gemüsebeet hinten im Garten abzuhalten. Die Katzen fanden den Draht gut, haben das als zusätzlichen Ansporn angesehen, noch tiefere Löcher zu buddeln. War im wahrsten Sinne des Wortes „für die Katz’“.
Ich hole den Hasendraht, alle meine Frotteehandtücher – wozu sollen die denn sein? – und Geschenkbänder herbei. Knete habe ich keine da, aber Salzteig kann ich schnell herstellen. Was? Aus 18 kg Mehl? Haben die noch alle Antennen auf der Zinne? Sigla ist inzwischen auch rein gekommen und zusammen breiten die Nerds mir ihren Plan aus. Der Hasendraht wird über die Stäbe gespannt. Zwischen den Lücken werden die Kringelbänder durchgeführt und verknotet. Darauf werden die Handtücher ausgebreitet. Das ersetzt die Bleihaube, meinen die. Nennt sich Pseudo-Safari-Technik. Na, ich weiß ja nicht. Unter Safari habe ich mir bis jetzt was anderes vorgestellt. Tiere in Afrika und so. Ihr wisst schon. Die Abschirmvorrichtung Marke Eigenbau erscheint mir ein bissel zu easy. Angeblich werden da Ionen zwischen dem Metall des Drahtes und dem Leichtmetall der Geschenkbänder ausgetauscht und Frottee verbindet das zu einer kompakten Masse….Ich habe da meine Zweifel.
„Darf ich nochmal nachhaken, wozu ihr soviel Salzteig braucht? Mehr wie ein Kilo Mehl habe ich nicht da. Da müsstet ihr wohl einkaufen gehen.“ PLC redet wie ein Wasserfall. Bin ich gar nicht gewöhnt. „Das wird unsere Stabilisator. Der Salzteig oder die Knete bindet das gasförmige Titanoxid, sowie es unter der Haube auf die Erde fällt. Daher müssen wir natürlich die ganze Erde damit überziehen. Für den ersten Test reicht uns aber auch ein Kilo. Die Waben sammeln wir dann auf und lagern sie in deinem Keller, bis Sigla abreist.“ Erbost und aufgebracht kreische ich: „Euch ham se wohl durch den Pullover gestillt! In meinem Keller wird kein radioaktives Material gelagert. Außerdem ist der eh schon total voll.“ Endlich meldet sich KLS mal zu Wort. „Miri Mies. Auf Yügöwämiß-Q9* werden die Pullover vor der Brustfütterung abgelegt. Meine Mutter zum Beispiel hat mich und meinen Zwillingsbruder Königmann Tiruton..“, ich höre gar nicht mehr zu. Oh Scheisse! Der hat auch noch einen Zwillingsbruder. Hoffentlich kommt der nicht auch noch auf die Idee als Legat durch die himmlischen Sphären zu schleichen und Unheil anzurichten.
Wir kommen überein, dass Hubers die gebundene Radioaktivität bestimmt besser vertragen als ich. Zur Wohnung von Sigla gehört die rechte Seite der Doppelgarage, da kann er das Zeug gerne lagern. Da fällt mir ein, dass ich ihn die ganze Zeit schon mal fragen wollte, womit er eigentlich auf die Erde gekommen ist. Muss ja ein Raumschiff oder so gewesen sein. Schreibe ich mir gleich auf den Notizblock, damit ich es nicht wieder vergesse. Frage ich ihn morgen. Ich rühre und knete den Salzteig, während die Techniker draußen weiter basteln. Nach zwei Stunden ist der Bleihaubenersatz fertig, der Salzteig sowieso und ein Probedurchgang wird gestartet. Scheinbar sind PLC und KLS zufrieden mit dem Ergebnis. 5 Waben tragen sie nach nebenan. Und dann sind sie für heute verschwunden.
Wollt ihr wissen wie die Geschichte weiter geht und auf welchem Weg und mit welchen Gefährt Sigla auf die Erde kam? Geduld. Kommt Zeit, kommt Aufklärung. Evtl. Oder auch nicht, wer weiß das schon….
Kapitel 5
Frau Hölle-Bau hat mir gerade noch gefehlt
Während ich gerade meine Zeitschrift „Die schicke Mitte“ lese und durchblättere fällt mir auf, dass sich Sigla heute noch gar nicht gemeldet hat. Nachdem er gestern mit Phil-Luc-Camus in der Garage verschwunden ist, herrscht Funkstille. Wir kennen uns erst vier Tage und schon habe ich mich so sehr an ihn gewöhnt, dass ich ihn glatt vermisse. Etwas anderes vermisse ich allerdings gar nicht und das ist das personifizierte Grauen in Person meiner Vermieterin Frau Hölle-Bau, deren schrille Stimme ich sogar durch die geschlossenen Fenster vernehmen kann.
„Die wird mir den Schaden bezahlen! Mein florales Designerbeet ist zerstört. Komm, Wernfried. Du musst der mal den Kopf zurecht rücken“, schreit sie ihren Herrn Gatten (oder heißt es Begatter?) an. Ich ahne bereits, was da auf mich zukommt. Apropos florales Designerbeet. Sowas gab es hier seit meinem Einzug vor 11 Jahren nicht. Anfangs konnte man wenigstens noch Rasen erahnen, inzwischen ist das nur noch ein Feldforschungsgebiet für Bryophytologen.
Die Klingel schrillt und gleichzeitig versucht die Hölle-Bau meine Haustür zu Kleinholz zu verarbeiten. Vermutlich gelingt ihr das sogar, wenn ich schnell genug bin, denn auch die Türe hat schon bessere Zeiten gesehen. „Herzlich Willkommen. Wie schön sie mal wiederzusehen“, heuchle ich. „Treten sie doch ein.“ Mit einem gekonnten Schupser werde ich zur Seite geschoben und Familie Hölle stürmt in mein Wohnzimmer. Sie, also die Frau Hölle, schaut sich um und zieht die Nase kraus, als sie meinen Bücherstapel auf dem Tisch entdeckt. „Mein Mann hat ihnen etwas mitzuteilen“, sagt sie und rammt dem armen Pantoffelheld den linken Ellenbogen in die Rippen. Wenn sie wenigstens das Rückgrat hätte, selbst rumzumosern, aber da schickt sie lieber ihn – Herrn Hölle – vor. Er sinkt peinlich berührt in sich zusammen, räuspert sich und sagt dann mit zittriger Stimme: “ Liebe Frau Mies. Wir waren gerade auf der Durchreise und dachten, wir schauen mal wieder nach dem Rechten. Schön haben sie es hier. Ich hoffe, sie fühlen sich weiterhin wohl hier oder haben sie ein Anliegen?“
Frau Hölle-Bau läuft langsam rot-livide an. Ihr Blutdruck ist bestimmt schon über die 180 drüber und der Puls bei mindestens 120. Das sehe ich an den Adern, die sich durch den speckigen Hals pressen und kurz vor dem Bersten sind. „Wernfried! Komm auf den Punkt!“ Wernfried fügt sich in sein Schicksal. „Der Vorgarten, Frau Mies. Sie haben den umgestaltet und meine Frau wollte sagen, dass es schön gewesen wäre, wenn sie das mit uns abgesprochen hätten. Sieht spannend aus, was ist das für eine Skulptur?“, interessiert ihn. Ich glaube, ich suche Deckung. Lange halten die Venen dem Druck nicht mehr Stand. „Sie haben unseren Garten zerstört. Sie werden für den entstandenen Schaden aufkommen und eine Fachfirma wird sich darum kümmern, den alten Zustand wieder herzustellen. Betrachten sie dies als Abmahnung. Bei einem nochmaligen Verstoß gegen die Hausordnung droht die Kündigung“, blökt die Hölle-Bau mich an.
Die Fachfirma, die es schafft, DEN Zustand mit dem Moos wieder herzustellen will ich sehen. Die machen sich doch nicht freiwillig das Geschäft kaputt. Die Situation ist so absurd. Ich muss mir den Lachanfall verkneifen. Sie, die Furie in Menschengestalt und er, das Weichei. Wobei mir Herr Weichei lieber ist. Was den bei ihr hält, frage ich mich.
Mit ernstem Gesichtsausdruck und vollkommenem Unschuldsbewußtsein rede ich mich um Kopf und Kragen (ich werde Sigla jedenfalls nicht der Hölle freigeben): „Geehrte Frau Hölle-Bau, lieber Herr Hölle. Ich bin selber entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung und wollte sie noch heute davon unterrichten. Gestern morgen war hier noch alles in bester Ordnung. Als ich am Nachmittag aus der Türe trat, um die Wege zu fegen und die Treppen zu putzen, damit ich meiner wöchentlichen Kehrwochenpflicht nachkomme und dabei war meine Intention gleich noch die gelben Tonnen rauszustellen, da heute die Müllabfuhr kommt bzw. heute morgen kam und die graue Tonne wollte ich auch mal wieder mit dem Gartenschlauch säubern, damit bei zunehmender Wärmeentwicklung sich keine Maden entwickeln, da traf ich Herrn Maier von gegenüber. Sie wissen, der Herr Maier mit A I nicht der mit E Y, der lässt sich zum Glück nicht mehr blicken, seit die Polizei ihn wegen Ruhestörung in Gewahrsam genommen hatte. Herr Maier, der mit A I, ging gerade mit seinem Hund Taxi spazieren. Finden sie den Namen nicht auch sehr lustig? Ich habe mich anfangs gewundert, warum in unserer ruhigen Nebenstrasse so häufig nach einem Taxi gerufen wird, zumal Taxen selten freiwillig vorbei fahren. Die kommen eigentlich nur, wenn man sie vorher bestellt. Wissen sie, als ich im Dezember in den Urlaub fliegen wollte, da rief ich in der Taxizentrale an, um ein Gefährt zu ordern, aber da sagte man mir, dass ich das mindestens 24 Stunden vorher machen muss, weil sie nur noch auf Vorbestellung vorbei kommen, sonst verdienen sie ihr Geld besser am Busbahnhof. Da steigt immer jemand ein. Jedenfalls schaffte ich es noch rechtzeitig zum Flieger, weil meine Freundin Gerlinde bereit war mich zu fahren, obwohl sie sich nach der Nachtschicht gerade erst hingelegt hatte. Man kann sowas ja nicht ahnen. Niemals hätte ich sonst….“
„Wir freuen uns das sie sich so wohl fühlen, Frau Mies und wünschen ihnen noch einen schönen Tag. Sollte es in den nächsten zwei Wochen Probleme geben, wenden sie sich bitte an Hubers, die fungieren während unserer Abwesenheit als Hausmeister. Aber das wissen sie ja“, meint Herr Hölle. “ Komm Häschen, wir müssen los.“ Häschen? Wenn die Hölle-Bau ein Häschen ist bin ich eine gezähmte Stubenfliege. Mein Plan ist jedenfalls aufgegangen. Solange reden, bis die vergessen haben, was sie wollten. Leider müssen sie nochmals durch den Vorgarten, um ihren Fiat Panda zu erreichen. „Denken sie an meine Worte. Abmahnung! So geht das nicht“, kreischt sie noch beim Einsteigen.
Sigla. Wo ist der nur? Ich glaube, ich gehe mal rüber und schaue nach ihm. Als ich an der geöffneten Garage vorbei komme höre ich ein summendes Geräusch und es riecht nach… ja, nach was? Süßlich, mit einer scharfen Note. Ich schaue in die Garage und sehe – keine fliegende Untertasse. Ein unglaubliches Gefährt parkt darin. Räder hat es keine. Zumindest kann ich keine sehen. Das Ding schwebt 10 cm über dem Boden. Es ist golden. Am ehesten kann man es mit einem VW Beetle vergleichen. Das Design ähnelt sich. Nur das auf dem Dach drei Haifischflossen nebeneinander montiert sind. Insgesamt wirkt es, als sei es aus Chiffon und nicht aus Blech oder Stahl gefertigt. Darin sitzen PLC und Sigla. Die bemerken mich nicht mal. PLC hat sein Laptop auf den Knien und tippt irgendwas ein. Sigla dreht an verschiedenen Knöpfen. Mal steigert sich dadurch das Summen, mal verstummt es. Ich schlussfolgere, dass Sigla mit diesem Auto – oder wie nennt sich das? – auf die Erde kam. Da hebt er sein Haupt und entdeckt mich.
„Miri. Welch atemberaubender Anblick deiner Physis. Sei gegrüßt. Phil-Luc-Camus und ich versuchen soeben den Antrieb zu drosseln und tauglich für die hiesigen Pfade zu machen, damit ich mich frei und unauffällig bewegen kann“, erklärt KLS. Unauffällig. Klappt bestimmt. Nee, ist klar, ein goldenes Auto ohne Räder, dafür aus Chiffon gefertigt und mit Haifischflossen auf dem Dach fährt hier ja haufenweise rum. „Warum riecht es hier eigentlich nach einem Joint? Raucht ihr etwa Gras?“, will ich wissen. „Das ist der innovative Naturalienantrieb“, sagt nun PLC, um auch mal was zur Diskussion beizutragen. „Auf Yügöwämiß-Q9* gleiten sie mit einer Mischung aus Beifusskraut und Capsaicinextrakt durch die Luftwege. Als Benzinersatz. Sehr nachhaltig und Ressourcen schonend. Wusstest du, dass der Boden des Lucanus – so heißt das Modell – aus Eis besteht? Damit verhindert man Reibungswärme. Die würde entstehen, wenn man ungeschützt über den Einhornglitzer gleitet, der die Milchstrasse mit den anderen Galaxien verbindet.“
Ich will auf jeden Fall auch mal in dem Ding drin sitzen. Cooles Teil. Tatsächlich öffnet Sigla den Reißverschluss und lässt mich auf der Rückbank einsteigen. Wobei Rückbank nicht ganz richtig ist, denn das Auto/Raumfahrzeug/wieauchimmer sieht aus wie gespiegelt. Zwei gleiche Hälften aneinander. Vier Sitze. Je zwei vorne und hinten, aber die Sitze jeweils zu ihrem vorne gerichtet. „Wenn du jetzt losfliegst und ich hier gegen die Richtung unterwegs bin wird mir schlecht“, doziere ich. „Musst du gar nicht. Sollte ich losfliegen, dann kannst du den Sitz in der unteren Etage haben“, unterrichtet mich Sigla. Schwups, fährt der Lucanus hoch und stößt fast an die Garagendecke. Eine Stiege führt in die untere Etage, die ebenso angeordnet ist wie oben. Nur ohne die Knöpfe. „Wir finden es praktischer, wenn man nicht nachdenken muss beim Einsteigen.“
Logo. Die spinnen, die Yügöwämißen. „Wegen deines Aufbaus im Garten hatte ich eben mächtig Ärger. Meine Vermieter wollen, dass alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt wird. Ich konnte dich gerade noch raushalten. Wenn die was von Außerirdischen gehört hätten, dann hätte ich sicher die fristlose Kündigung auf dem Tisch gehabt. Wann gedenkst du genug Titan abgebaut zu haben?“, frage ich Sigla. Der meint, er sei innerhalb von drei Tagen fertig. Mehr Titan sei da nicht rauszuholen. „Ich habe eine andere Entdeckung gemacht, der ich nachzugehen gedenke, liebe Miri. PLC hat mich auf die Idee gebracht. Bei uns gibt es deutlich zu wenig Nachwuchs. Wir sterben langsam aus. Woran das liegt, weiß ich noch nicht, aber ich werde kompetente Erdbewohner studieren, wie sie ihren Nachwuchs zeugen, austragen und auf die Welt werfen. Das Hauptproblem bei uns ist, dass die Frauen zwar schwanger werden, aber die Winzlinge schlüpfen nicht. Sie bleiben einfach in den Leibern drin.“ Ei, will der beim Sex zuschauen? Oder einer Entbindung beiwohnen? Ich habe Kopfkino und das ist keine romantische Komödie, sondern eher ein Horrorfilm.
Verabschieden wir Miri, Sigla, PLC, die Hubers und die Hölle-Baus in den wohlverdienten Feierabend und harren der Dinge, die sich entwickeln. Es ist nicht aller Abend Tag.
Kapitel 6
Sigla verbündet sich mit Caro
„Wo warst du heute?“
Hallo? Gestern hat mich Sigla selbst im Stich gelassen und ich musste nach ihm suchen und heute kontrolliert er mich? Geht gar nicht!
„Guten Abend, Sigla. Ich war unterwegs. Was dagegen?“, will ich wissen.
„Mit wem? Wo? Warum? Was hast du gemacht? Ich wollte mich heute um das Projekt Nachwuchs kümmern und du hättest mich dabei unterstützen sollen, aber du glänztest durch Abwesenheit“, meint er.
Eindeutig zu viele Fragen im persönlichen Bereich. Geht den gar nichts an, dass ich mal ein Date hatte. Kommt selten genug vor. Sibylle habe ich über eine App kennengelernt. Wir schreiben nun schon seit zwei Wochen hin und her. Allerdings wohnt sie in Gütersloh. Heute hatte sie einen Außentermin bei mir um die Ecke und so kam es, dass wir uns spontan verabredet haben. Ist eine ganz sympathische Frau. Mehr kann ich auch noch nicht dazu sagen.
„Sigla, ich ahne nicht, wie ich dich unterstützen könnte. Ich werde dich bestimmt nicht irgendwo hin bringen oder begleiten, wo du dem Beischlaf von irgendwem beobachtest. Ich bin keine Spannerin und ich habe auch keine Lust verhaftet zu werden, nur weil du eine Komplizin brauchst. Von mir aus fahr‘ in die Stadt und such dir ein Etablissement im Rotlichtbezirk. Da solls solche mit Kucklöchern geben.“
Sigla kann mir nicht folgen. Ihm stehen die Fragezeichen buchstäblich auf die Stirn geschrieben. Gerade als er zu einer Erwiderung ansetzen will klopft es ans Wohnzimmerfenster. „Ach du Scheisse!“, entfährt es meinem Munde. Caro steht davor und grinst. In der rechten Hand hat sie eine rote Rose, mit der sie nun hektisch winkt. Ich zögere. Da fährt mich Sigla an: „Dort begehret jemand Einlass. Willst du nicht so höflich sein und die Balkontüre öffnen?“
Nein. Will ich nicht. Von Wollen ist hier definitiv keine Rede. Ich habe Caro das Tattoo immer noch nicht verziehen. Ganz zu schweigen von der aufgepumpten Oberweite. Sie klopft und trommelt gegen die Scheiben, dass es nur so wackelt. Bevor ich handeln kann, macht sich Sigla an der Balkontüre zu schaffen. „Gegrüßet seiet ihr, werte Dame. Mein Name ist Königmann Sigurjos Lapyszulati, Miri nennt mich allerdings der Einfachheit halber nur Sigla, welches ich dir großzügigerweise auch zugestehen würde, sofern du mir deinen Namen sagest.“
„Tür zu! Es zieht! Und wag‘ es ja nicht einzutreten“, pfeife ich Caro an, der das egal ist. Sie hat schon die Füße auf meinen Teppich gesetzt. „Hi, ich bin Caro. Bist ja ein schräger Vogel. Geile Augenfarbe, wo hast du die Kontaktlinsen her? Die brauche ich für Halloween“, macht sie sich mit Sigla bekannt. Der versichert ihr, dass er nicht wisse, was Kontaktlinsen seien und die Augenfarbe original wäre. Ich wende mich ab und laufe in die Küche. Ich brauche dringend einen Kaffee. Am besten mit Rum, Cognac oder Ouzo. Habe ich aber alles nicht im Haus.
„Miri, es gehört sich nicht, die Bühne zu verlassen, während der Vorstellung.“ Meine gute Laune geht langsam den Bach runter. Muss ich mich von einem Alien maßregeln lassen? Ich glaube kaum.
„Miri. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Ich habe das eingesehen. Komm, lass es uns nochmal miteinander probieren“, sagt Caro zu mir, fällt auf die Knie und streckt mir die Rose entgegen. „Versöhnung?“ Pfft. So easy wird das nicht. „Vergiss es!“
Lang und breit rattert Caro nochmal die Geschichte runter. Angeblich hätte sie sich nur wegen mir operieren lassen. Um mir zu gefallen. Haha. Dabei habe ich immer gesagt, dass ich Schönheits-Op’s abartig finde. „Willst du meine Frau werden?“ Na, das ist der Gipfel. Das hätte sie mich mal besser vor dem Desaster fragen sollen. Darauf habe ich immer gewartet, aber es kam nichts. „Nö. Punkt. Raus jetzt.“
Jetzt mischt sich Sigla noch mit ein und versucht mich von den Vorzügen einer Ehe zu überzeugen. Ich glaube, bei dem hackts. Wenn jetzt noch PLC auftaucht und ins gleiche Horn stößt, dann schnappe ich mir den Lucantus und düse über den Sternenhighway nach wohinauchimmerHauptsacheweitweg.
Für heute ist Feierabend. Ich scheuche beide vor die Türe und knalle diese gezielt zu. Tief durchatmen. Morgen ist auch noch ein Tag. Hach, Mistkram, geht es mir durch den Kopf. Kaum lernt man eine tolle Frau kennen, kommt die „alte“ Frau wieder und ich weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen. Caro oder Sibylle? Ich versuche mir einzureden – allerdings erfolglos – das ich Caro niemals verzeihen kann und keine Gefühle mehr für sie habe. Und dann gleite ich heulend an der Tür nach unten und kauere mich auf den Boden.
Ein Zettel wird unter der Haustür durchgeschoben und ich will ihn eigentlich ungelesen zerknüllen. Das ist aber nicht Caros Handschrift. Deshalb schaue ich durch meinen Tränenschleier drauf und dort steht in krakeliger Schrift: Lass uns morgen früh dringend reden. Habe soeben das Signal erhalten, dass ich zurück muss nach Yügöwämiß-Q9*. Mir bleiben nur noch 24 Stunden auf Mytricäm. Beste Grüße KSL
Warum muss Sigla zurück? Wie geht es mit Caro und Sibylle weiter und welchen Gefühlen wird Miri nachgeben?…Ratet mit. Kommentare erwünscht ?
Kapitel 7
Die Rückkehr zum Planeten Dings
Angewidert schaue ich in den Spiegel. Meine Augen sind noch ganz verquollen von gestern. Die Tränensäcke wölben sich vor, sodass ich Derrick Konkurrenz machen kann. Mein Kopf dröhnt. Und dann fällt es mir wieder ein. Siglas Zettel, dass er zurück muss nach Yügöwämiß-Q9*. Nein, das darf nicht sein. Warum?
Ich ziehe mir schnell meinen ausgeleierten Jogginganzug a la Cindy aus Marzahn an. Wann kam ich eigentlich auf die Idee, mir einen rosa Plüschanzug zuzulegen? Aber das ist jetzt zweitrangig. Ich muss rüber zu Sigla und schauen was da los ist.
“Warum musst du zurück?”, überfalle ich Sigla, nachdem er die Türe geöffnet hat. Da steht er in einem goldenen Raumanzug mit Kapuze vor mir. In der Hand hält er das Agendenkosmoskop, welches hektisch blinkt. “Willst du nicht drangehen? Da blinkts”, werfe ich ihm entgegen. “Das ist nur eine eingehende Schriftdepesche. Kann warten. Komm doch rein, Miri. Möchtest du ein Heißgetränk?”
Ein Kaffee geht immer, aber ich will jetzt endlich wissen, was los ist. Während Sigla Kaffeepulver in die Bodumkanne gibt und der Wasserkocher vor sich herbrummt sagt er: “Das wir Dihydrogenmonoxidmangel haben, weißt du ja schon. Leider komme ich nicht mehr dazu noch mehr Titan abzubauen. Aber mit den 5 Waben können wir eine Weile arbeiten. Das Parlament beruft mich zurück, weil den Astrophysikchemikern im Stellarneutronenmikroskop eine seltsame Wolkenformation aufgefallen ist, die mit 15 Quasarmetern auf uns zukommt. Bisher wissen wir nicht, woraus sie besteht und ob sie gefährlich für unseren Planeten werden kann. Deshalb muss ich heim. Ich bin der einzige Universumsforscher im Umkreis von 8 Auszeiten mit Zusatz Nephologie. Meine Dissertation habe ich über den Tyndall-Effekt am Beispiel des Planeten Gilongu geschrieben.”
Obwohl Sigla sich in den letzten sechs Tagen sprachlich unsereins ziemlich angenähert hat, verstehe ich ob der Fachtermini nur die Hälfte. Ich muss wohl die gute, alte Tante google bemühen, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Wolke hat angeblich die Form einer Waffel. Herzförmige “Blätter”, die miteinander verwoben sind. Aber das aller ungewöhnlichste ist, dass in der Mitte ein Loch das Licht der Spektrosphäre durchlasse. Eine Hole Punch Cloud. Die Farbe, meinen die Forscher auf Yügödings, changiere hellblau-hellgrau bis zu einem Touch von türkis. Man wisse noch nicht, ob es eine Mutter- oder Tochterwolke sei.
“Sigla, ich werde dich vermissen. Musst du wirklich gehen? Kommst du wieder? Wirst du uns vergessen? Ich hoffe, du wirst nur gutes über uns erzählen. Meine Türe steht die für immer offen. Ich hoffe, das weißt du”, und schon breche ich wieder in Tränen aus. Das Kerlchen ist mir so ans Herz gewachsen. Oh man.
“Meine Wohnung hier ist für zwölf Monate im voraus bezahlt. Im Moment kann ich nicht absehen, wie lange ich auf Yügöwämiß-Q9* gebraucht werde. Wenn uns für das Dihydrogenmonoxidproblem keine zeitnahe Lösung einfällt, muss einer von uns auf jeden Fall nochmal herkommen und Titan synthetisieren. Ob ich das sein werde, ist allerdings nicht zwingend so. Wenn nicht, werde ich aber dafür sorgen, dass meine Schwippschwägerin Zarizabase Zinazinsa Zehweh entsendet wird. Mit der wirst du dich gut verstehen. Außerdem ist sie eine Schönheit, auch ohne Oberweitenoperation. Vielleicht könnten wir sogar verwandt werden…”, sinniert Sigla vor sich hin – oder heißt es her?
Ernsthaft? Oha. Was wird jetzt aus dem Angebot, dass er uns alle mitnimmt zum Planeten Dings? Ich heule und heule und heule. Ein Wasserhahn ohne Abstellknopf. Blöder Ernst des Lebens. Ich will den Typ nicht mehr. Also Ernst. Nicht Sigla. Den will ich schon.
“Schau mal, da kommt Phil-Luc-Camus. Der wird meine Wohnung für die nächsten Wochen hüten, bis ich näheres weiß. Wir haben das Agendenkosmoskop mit dem Laptop synchronisieren können. Das heißt, du kannst mir jederzeit schreiben. Wir können auch skypen. Hat PLC in ein komprimiertes Dateiformat umgewandelt, sodass ich nun – wie heißt das bei euch? App? – ein Programm aufrufen kann. Ist ein bissel kompliziert gewesen, da eure Satelliten und das GPS nicht bis in die Tiefen des Weltraums vordringen. Der letzte Satellit senden nun ein Signal, welches auf dem Einhornglitzer der stellaren Schnellstrasse von Diamant zu Diamant weitergeleitet wird. Schau nicht so ungläubig. Es wird funktionieren”, doziert KSL.
Ich schaue aus der Dachluke, damit er nicht sieht, dass ich immer noch weine. Ich sehe meinen Vorgarten von hier aus. Die Ywisstäbe, die Transpontermikronenapparatur und die selbstgebastelte Schutzhaube – alles schon entfernt. Rasen wächst noch nicht wieder, aber er hat alles begradigt. Nichts weißt mehr auf die aufregendste Woche meines Lebens hin.
“Ich muss los, Miri Mies bzw. Miri Klifitter-zu-Jawyn. Nun konnte ich das mit dem Namenswechsel nicht mehr eruieren. Ich werde dich von meinem Planeten aus davon in Kenntnis setzen. Ich kenne da einen Onomastiker. Den werde ich bitten, Klarheit zu bringen. Sei nicht traurig. Wir werden uns wiedersehen.” Sigla schnappt sich alle seine Sachen und gemeinsam steigen wir die Treppen herunter. Er parkt den Lucantus aus der Garage aus. Dann nimmt er mich fest in den Arm, schwingt nochmal seine Hüfte an meine und steigt endgültig ein. Bevor er die Türe schließt reicht er mir noch einen Briefumschlag. “Erst öffnen, wenn ich weg bin.” Dann startet er den leisen Motor. Während ich noch denke, dass bestimmt gleich die ganze Straße bevölkert wird, wenn er mit dem abgespacten Fahrzeug loszuckelt, löst sich dieses auf, wie ein Nebelschleier, und wird unsichtbar.
Jetzt ist er weg. Scheisse. Ehrlich. Ich winke ins Leere, in der Hoffnung, dass er mich noch sieht. Da kommt PLC um die Ecke. “Ist er schon weg?” “Ja, gerade eben. Noch keine 20 Sekunden her. Du hast ihn verpaßt”, sage ich. “Was hast du da in der Hand?”, fragt mein Neffe. Der Briefumschlag! Ich öffne ihn mit zittrigen Händen und ziehe die Karte heraus. Und obwohl mir die Tränen nun in doppelt schneller Anzahl die Wangen runter laufen, muss ich schmunzeln.
Kapitel 8
Nachricht an meinen Nachbarn Sigla vom Planeten Dings
Lieber Sigla,
nun bist du bereits eine ganze Weile zurück auf deinem Planeten Yügöwämiß-Q9* und seitdem habe ich nicht mehr von dir gehört. Ich habe dir aber einiges zu erzählen und ich hoffe, dass du Zeit für ein Plauderstündchen hast. Netterweise hat mir Phil-Luc-Camus mit seinem Fachwissen geholfen, sodass ich keine Bedenken habe, dass diese Nachricht dich auf dem Display deines Agendenkosmoskops erreichen wird.
Seit deiner überstürzten Abreise kann ich keine Nacht mehr richtig schlafen. Ich mache mir Gedanken, wie es dir wohl geht und ob du gut angekommen bist. Deine neongrünen Augen verfolgen mich bei Tag und Nacht. Jetzt, wo endlich der Frühling vor der Türe steht und alles grün wird, werde ich täglich an sie erinnert. Mein Herz krampft sich dann zusammen und der Puls beschleunigt sich. Wenn ich an dich denke, durch fährt mich ein wohliger Schauer.
Sigla, wo bist du nur? Warum kannst du nicht bei mir sein? Was hast du nur mit mir gemacht?
Du hast dich still, leise, unauffällig und doch nachhaltig in meine Gedanken eingeschleust. Ich vermisse dich und halte es fast nicht aus, dich nicht zu sehen. Deine Sprache, deine Worte, die ich nicht immer verstand, die mich aber in der Seele berührten, fehlen mir. Ich möchte dich in meine Arme schließen, dich drücken und dir den Rest meiner kleinen Welt zeigen. Ich möchte mit dir Träumen und den Garten aufräumen.
Bitte komm zurück oder nimm mich mit in dein Universum. Ich will hier nicht alleine rumhocken. Ich möchte den Regenbogen mit dir kunterbunt anmalen und Bananen gerade biegen. Mit dir will ich den Mond rot streichen und die Venus zum Tanz einladen. Ich will die Milchstrasse durchschwimmen und die Spiralgalaxie hinab rutschen. Wir werden Zwergengalaxien aufplustern und wie Riesen erscheinen lassen und Quasare abtönen. Der Nebel wird sich lichten und die Sonne wird auch den letzten Winkel des Weltalls erhellen.
Ich möchte mit dir so viele Kinder zeugen, wie es Planeten gibt. Wir werden aus den Ringen des Saturn unsere Hochzeitsringe schmieden und alle Monde zum Fest laden.
Letztlich bringe ich es mal auf den Punkt:
Ich habe mich unsterblich in dich verliebt! Komm zurück zu mir!
Deine Miri
P.S. Kannst du bitte dafür sorgen, dass der Nachbar von Karo-Tina Aldente nicht mehr bei mir klingelt, sondern zu Karo zurück kehrt und ihr endlich auch gesteht, dass er sich verliebt hat?
Kapitel 9
Pssst…
Pssst!…Pssst!
Was? Wie? Wo? Welches Geräusch hat mich jetzt gerade geweckt. Ein leichtes Brummen, eine Vibration. Ich wische mir den Schlaf aus den Augen. Wieviel Uhr haben wir denn? WAS?! 2:41 Uhr in der Nacht. Wer – zum Deibel – schreibt um die Geisterstunde eine Email?
Woahwoah! Sigla! Ich fasse es nicht und öffne sofort die App. Mein Puls beschleunigt sich und mein Herzchen wummert. Ich traue mich gar nicht, die Email zu lesen, aus Angst, dass ich ihn überfordert habe mit meinem Geständnis. Aber ich bin sooooo verliebt. Man, wie konnte das nur passieren. Miri Mies, du dumme Kuh, wie alt bist du eigentlich? Du verhältst dich gerade wie ein Teenie.
Ich klicke die Mail wieder zu, weil ich mich nicht traue, sie zu lesen. Was, wenn er mich nicht mag? Was, wenn er nicht zurück kommen darf? Was, wenn er mich mag und zurück kommt? Uah!
Nein, das Lesen muss bis zum Morgen warten, wenn ich mich beruhigt und meine Gedanken sortiert habe. Licht aus!
Kapitel 10
Er ist wieder da. Und mit ihm das (Gefühls)Chaos
Miri Mies du doofe Nuss. Menno. Los jetzt.
Ich öffne endlich meinen Emailaccount. Oh man, die Nachricht von Sigla. Die habe ich total vergessen zu lesen. Dabei war ich doch so aufgeregt, dass er sich stande pede bei mir gemeldet hat. Stundenlang lag ich in der kalten Aprilnacht wach vor Aufregung und Vorfreude und erst beim Morgengrauen konnte ich Schlaf finden.
Wie konnte das passieren, dass ich dann am nächsten Morgen nicht mehr dran dachte? Oje. Ich habs vermasselt. Wäre mir heute nicht spontan eingefallen, meine Emailpostfächer mal wieder zu entmüllen, hätte ich die Nachricht wohl nie gelesen. Soweit unten, wie sie im Postfach gelandet ist.
Jetzt aber schnell aufklicken und schauen, was mir Sigla geschrieben hat.
Schnief. Ich muss mich mal kurz sammeln bevor ich weiterlesen kann. Wo ist ein Taschentuch, wenn mans braucht…
Schwägerin. Zinsbumsa Zehweh. Wer heißt schon so? Die kann gar nicht nett sein. Mit dem Namen. Blöde Zicke. Ich will meinen Sigla. Sigla. Sigla. Sigla. Sigla.
Ich schreie gleich.
Oh man. Sigla denkt bestimmt, dass ich ihn nicht mehr will, weil ich mich monatelang nicht gemeldet habe. Meine Gefühle fahren mit mir Achterbahn. Chaos. Scheisse. Scheisse. Scheisse.
Ich brauche jetzt einen ordentlichen Kaffee und einen Nougatplunder. Ich muss ihm schreiben. Mich entschuldigen für das, was unentschuldbar ist.
Doch wie soll ich ihm das erklären?
Alle autobiografischen Zufälligkeiten aus dem Leben der Autorin sind mit voller Unabsichtlichkeit beabsichtigt gewesen und dürfen sinnfrei im Kontext interpretiert werden. Auch Gerüchte haben immer ein Körnchen wahren Migrationshintergrunds. Ich danke allen, die an der Reise zum Planeten Dings teilgenommen haben. Sollte ich per Kommentar, Email, Telefon, persönlicher Beratung oder sonstwie angebettelt werden, Sigla und Konsorten nicht im Dunkel des Universums verschwinden zu lassen, könnte es sein, dass die Geschichte eines Tages auf dem Ursprungsblog ventilierpartikel.wordpress.com weiter gesponnen wird. Gehabt euch wohl!
Copyright, Vervielfältigung und Veröffentlichung – auch nur auszugsweise – bedarf für alle Teile der schriftlichen Zustimmung der Autorin. Verlage, die mir ein Buchprojekt anbieten wollen sind gerne eingeladen, dies zu tun. 🙂
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