Kontraste: Zwischen Massentourismus und Einsamkeit

Besuchermassen am Aoraki

2. Reisebericht

Mir brennt es heute auf der Seele, deshalb muss ich jetzt was schreiben.

Gestern war ich am Aoraki oder auch bekannt als Mount Cook. Die Fahrt dorthin ging entlang des Lake Pukaki. Übrigens wieder so ein See mit unwirklich türkisblauem Wasser. Es war nicht wirklich viel Verkehr, aber doch ein paar mehr Autos unterwegs als abseits der Highways.

Ankunft am Information Center in Mount Cook Village. Es standen schon ein paar Autos und Campervans auf dem Parkplatz, aber in überschaubarer Größenordnung. Ich hatte mir den Wanderwege zum Hooker Lake ausgesucht, der direkt an der Information anfängt. Keine 200 Meter weiter treffe ich auf die erste Gruppe von Asiaten. Ich vermute, dass hauptsächlich Chinesen unterwegs sind, kann mich aber täuschen.

Der Weg selbst ist sehr moderat zu laufen. Ein Schotterweg,  der sich mit wenig Steigung und Gefälle durch das Tal windet. Man trifft immer wieder Pärchen oder kleinere Menschengruppen, die alle das gleiche Ziel haben. Neuseeland ist eben touristisch.

Vorbei geht es an malerischen Berührungen und Wasserfällen vorbei. Über drei Swinging Bridges. Und dann?

Hooker Lake

Der Hooker Lake. Wunderschön vor der Kulisse des Aoraki. Aber…. Menschenmassen am Kiesstrand. Das hätte gut und gerne auch in Mallorca sein können, wären nicht Eisberges im See. Ich war wirklich schockiert. Mit soviel Leuten auf einem Fleck habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Ich bin dann erstmal ein paar Meter weiter zu den Felsen gelaufen.

Kurioserweise sass dort ein asiatisches Paar mit aufgespanntem Regenschirm. Ein ähnliches Bild bot sich mir letztes Jahr in Tasmanien auch.

Ich blieb also nicht sehr lange. Es war mir einfach zu unruhig dort. Musik aus der einen Ecke, lautes Geschrei aus der anderen. Auf dem Rückweg kamen mir dann immer mehr Wandergruppen von etwa 10 Personen entgegen. Nichts mit purer Idylle.

Ich wurde dann noch von einen Vogel angegriffen und am Kopf getroffen. Das muß ein seltsames Bild gewesen sein. Andere Wanderer hatten es mitbekommen und mich gefragt, ob alles in Ordnung sei. Der Vogel ging gezielt nur auf mich los. Warum? Keine Ahnung. Irgendwie setzt sich das mit den Vögeln auch fort. Auch die hatte ich im letzten Jahr immer um mich. Allerdings wurde ich sonst nur neugierig bestaunt.

Lake Oahu

Kontrastprogramm heute. Ich habe mir den Lake Oahu Track ausgesucht. Anfahrt von Twizel aus nur 20 min. Der Weg gehört zum Te Araroa Track bzw. zum Alpes 2 Ocean Trail. Ich vermute, dass ich mir den Weg mit etlichen Radfahrern und Wanderern teilen muss. Doch hier ist niemand. Der Abschnitt ist 7 km lang und gehört für heute mir ganz allein.

Ein geschotterter Weg führt immer am See entlang. Man könnte ihn sicher sogar mit Kinderwagen oder Rollstuhl bezwingen. Absolute Stille und Einsamkeit mit grandiosen Panoramablick. Die Stille tut fast schon in den Ohren weh, weil man das nicht gewohnt ist. Ich höre nichts außer meinen Schritten und meinem Atem. Wenn ich stehen bleibe, höre ich den Pulsschlag in meinem Ohr, evtl etwas Vogelgezwitscher und das sanfte Schwappen der Schaumkronen, sowie sie an die Ufersteine kommen.

Es gibt sie also doch, die stillen und geheimen Ecken in einem,  bei Touristen beliebten Land. Erst auf dem Rückweg kommen mir 2 ältere Damen auf dem Rad entgegen. Die einzigen Menschen, mit denen ich mir das Revier teilen muss.

Lange saß ich am Ufer und habe die Ruhe genossen, bevor ich gen Town Center Twizel fuhr, um noch ein paar Postkarten für die lieben Freunde in der Heimat zu verschicken.

Mal schauen, ob sich in der nächsten Zeit ein Mittelding zwischen Einsamkeit und Massentourismus heraus kristallisieren kann.

© DieReiseEule 12/2016

Liane und Herr R.

Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.

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9 Kommentare zu „Kontraste: Zwischen Massentourismus und Einsamkeit“

  1. Deine Bilder sind echt ein Hingucker – danke dafür und der Bericht ist wirklich toll geschrieben – fast hat man das Gefühl es mit Dir zu erleben.
    Asiatinnen haben vor nichts soviel Angst wie vor gebräunter Haut – der Porzellanteint ist in ihrer Kultur häufig noch ein Zeichen von Anmut, Wohlstand und gar Weiblichkeit. Dafür greifen sie neben Bleichmitteln eben auch zu Regenschrimen und Ski-Masken im Sommerurlaub … Bihaku beschreibt in China eine Frau mit hellen (weißen) Teint … Ein Sprichwort aus China besagt das einem Menschen mit heller weißer Haut alle Makel verzeihen werden …
    Junge Damen, welche sich gegen diese “Kultur” auflehnen und gebräunt sind werden Gangoru (schwarzes Gesicht) genannt … Dennoch was bei uns der Selbstbräuner und das Solarium sind ist dort Bleichmittel und Aufhellungskosmetik … Hat aber wenig mit dem weißen Make-Up (Oshiroi) der Geishas zu tun – die sollte eher ano dazumal (als es nur Kerzenlicht gab) das Gesicht der Geisha in diesem Licht betonen …
    Sorry manchmal komm ich in den Klugscheißer-Modus …

    1. Ist doch ganz spannend..😊 und viele haben tatsächlich einen Mundschutz an. Hut auf sowieso. Aber den trage ich auch. Die Sonne sticht hier mehr. Gruß vom Ozonloch

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