[Reisetagebuch] Vom Etoscha nach Tsumeb und zur Safari Lodge

Tag 12  – Start in Etoscha

Herzschmerzen. Wir verlassen heute den Etoscha Park. Guide Gustav meldet uns ab. Neben der Rezeption steht ein Baum, den wir bisher nicht beachtet haben. Gustav erklärt, dass es sich um einen Marulabaum handelt. Aus dessen Früchten wird der berühmte Amarula-Likör hergestellt.

Das Wetter ist wechselhaft. Regen, Sonne, Regen, Sonne. Typisch deutsch beklagen wir uns ein wenig darüber, aber für die Namibier ist Regen immer willkommen, da er so selten ist.

“Der April ist das Bielefeld Namibias”, sagt uns Gustav. Heißt: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Regen kennt man nur aus Mythen. Und doch gibt es ihn. Ab und zu.

Wir sind auf dem Weg nach Tsumeb, der Stadt der ehemaligen Kupferminen. Die kleinen Häuser im viktorianischen Stil erinnern mich an Unsere kleine Farm oder Bonanza. Fast jedes Häuschen hat eine Veranda. Die meisten Gebäude sind gut erhalten oder saniert.

Ilse Schatz – die regionale Berühmtheit in Tsumeb

Am Heimatmuseum werden wir rausgelassen. Im Inneren befinden sich Exponate der Kolonialzeit. Das Museum wurde 1975 von Ilse Schatz gegründet. Es befindet sich in den denkmalgeschützten Räumen der früheren Deutschen Privat Schule. Ilse Schatz wurde als Kind deutscher Auswanderer in Südafrika geboren und heiratete später Wolfgang Schatz, mit dem sie 5 Kinder bekam. Wolfgangs Vater war Direktor der OMEG – Otavi Minen- und Eisenbahn Gesellschaft.

Ilse interessierte sich stark für die Geschichte des Ortes und der Buschleute, half als Lehrerin, Ärztin und Hebamme der Bevölkerung und erwarb sich hohes Ansehen. Bald schrieb sie Aufsätze und Abhandlungen, um das Erbe zu bewahren. Sie wollte unbedingt, dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät und gründete mit dem Nachlass des Schwiegervaters das Museum.

In den Folgejahren trug sie unermüdlich hunderte Exponate zusammen und archivierte sie. 2017 verstarb sie im Alter von 88 Jahren, aber ihr Erbe lebt weiter.

Das Museum

In der ethnologischen Abteilung beginnt der Rundgang. Wir erhalten Einblick in das raue Leben und die Kultur der Ovambo, Kavango, San, Himba und Herero. Einen Raum weiter sehen wir Artefkate des 1. Weltkriegs. Besondere Bedeutung haben hier einige Munitionskarren bzw. Kanonen, die Tsumeber Hobbytaucher aus dem Schlamm des Otjikotosee geborgen haben. In monatelanger Kleinarbeit wurden sie gereinigt und resaturiert.

Der dritte Raum ist den Minenarbeiten gewidmet. Man sieht Bilder vom Bau der Otavibahn, die von Swakopmund nach Tsumeb führte. Viele der geborgenen Mineralien aus den Minen können in den Schaukästen bewundert werden.

Zum Abschluss kommt noch eine sagenhafte Briefmarkensammlung und auf dem Außengelände erwarten uns alte Dampflokomotiven. Die Dame hinter dem Empfang spricht uns auf Deutsch an. Sie ist sehr engagiert und man merkt ihr die Liebe zu ihrer Arbeit an. Anita kauft sich das Buch Wenn es Krieg gibt, gehn wir in die Wüste. Ich kaufe noch 2 Postkarten und dann werden wir von Gustav wieder zum Toyota gebeten.

Die Otjiwa Safari Lodge

Mit Blick auf eine alte Dampflok im Bahnhof von Tsumeb fahren wir zur nächsten Unterkunft, der Otjiwa Safari Lodge. Wir sind gespannt. Ein langer Privatweg führt uns von der Hauptstraße weg, an einem See vorbei zum Hauptgebäude.

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Speisesaal der Otjiwa Safari Lodge
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Aufenthaltsraum im Großwildjäger-Stil
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Cafe Terrasse

Wie immer meldet Gustav unsere Gruppe an und erhält die Schlüssel zu den Apartmenthäusern. Es werden eisgekühlte Tücher und hausgemachter Eistee gereicht. Anita und mich nimmt er sofort zur Seite und steckt uns den Schlüssel zum Haus 3 zu. “Das ist das schönste und beste Quartier. Nehmt schnell den Schlüssel, bevor diskutiert wird”, flüstert er uns zu.

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Jeder erhält seinen Schlüssel. Wir laufen zu den Apartments. Es wird immer dunkler. Ein Gewitter zieht auf. Die Koffer werden vor das Haus gefahren und abgeladen. Die Häuser stehen unweit eines kleinen Sees, den wir durch die Lücken sehen.

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Vor den Gebäuden gibt es einen tollen Kinderspielplatz, der zur Zeit aber verwaist ist. Jedes Haus hat eine Terrasse vor dem Eingang. Mit einem gemauerten Grill. Hätten wir nicht Vollpension, könnten wir hier unsere Abendessen zubereiten. Noch sieht das Haus relativ unspektakulär aus. Wir treten ein und stehen sofort in der Wohnküche. Diese ist komplett ausgestattet.

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Die Apartments

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Um die Ecke herum sind zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten. Wir öffnen die Schiebetür im Schlafzimmer und befinden uns auf einer weiteren Terrasse. Mit direktem Blick auf den See. Wunderbar. Die Terrasse ist überdacht, sodass man bei leichtem Regen dennoch das Naturschauspiel bewundern kann.

Später sehen wir, dass die anderen Apartments etwas kleiner sind und die Lage nicht ganz so optimal. Sofort ärgern sich Heidi und Kurt darüber, dass sie angeblich ständig benachteiligt werden. Ihnen würde man immer nur die schäbigsten Gebäude überlassen – was natürlich so nicht stimmt, denn auch das Häuschen ist liebevoll eingerichtet.

Anita und ich setzen uns auf die Terrasse und beobachten ein paar Vögel. Plötzlich landet ein Rotbauchwürger vor uns und schreitet würdevoll hin und her. Leider wendet er uns die meiste Zeit sein Hinterteil zu. Was will uns das sagen?

In der Ferne hören wir Donnergrollen. Es wird immer dunkler und Wind kommt auf. Sicher wird es gleich ungemütlich, dabei wollten wir doch noch auf Pirschfahrt über das Privatgelände gehen.

Kurz und heftig gehen die Schauer runter. Als es endlich nachlässt, werden wir von Gustav mit dem Schirm abgeholt. Ein paar Gäste kommen gerade gut durchnässt von ihrer Fahrt wieder. Doch der Hausherr meint, das Wetter würde jetzt halten und will die Pirschfahrt wagen.

Abendsafari

Also besteigen wir den Wagen. Die Wege sind nach dem Schauer aufgeweicht. Doch bereits nach wenigen Metern kreuzen 2 Warzenschweine den Weg. Im hohen Gras kann man nur ihre gerade in den Himmel gestreckten Schwänze sehen.

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Auf einem kleinen Hügel soll ein Sundowner gereicht werden. Wir fahren kreuz und quer durch das Gelände. Würde man uns hier aussetzen, wären wir hilflos. Das Gelände ist viel zu groß und unübersichtlich. Ich bewundere den Fahrer, für den scheinbar nicht jeder Weg gleich aussieht.

Wir sehen 4 Rhinozerosse, Löffelhunde, Blessantilopen, Springböcke, einen Kampfadler, Sekretäre, Steinböcke, Strauße und Weißschwanz-Gnus.

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Im Licht der untergehenden Sonne kommen wir auf dem Aussichtspunkt an. Doch kaum haben wir die Kühlbox geöffnet, zieht erneut ein Gewitter auf und hastig klauben wir alles zusammen.

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Aus dem kleinen Flüßchen, dass vorhin noch gemütlich und romantisch durch den Park floss wird nun innerhalb kürzester Zeit ein reißender Fluß. Zum Glück ist die Brücke breit genug und wir kommen noch rechtzeitig am Haupthaus an.

Dort wird uns das Abschiedsessen serviert. Oh man, morgen geht es wieder gen Heimat nach Deutschland. Bis eben dachten wir noch, wir könnten den Gedanken weit von uns weisen.

Nach dem Mahl waten wir durch den Schlamm zu unseren Apartments und legen uns schlafen. Mal sehen, was uns morgen noch erwartet, denn der Flug geht erst am Abend.

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Aus Schutz der handelnden Personen der Reisegruppe sind die Namen künstlerisch angepasst.


© DieReiseEule 1/2019

6 Kommentare zu „[Reisetagebuch] Vom Etoscha nach Tsumeb und zur Safari Lodge“

    1. Aufmunterndes Lob, danke Schwerti! Bis Montag habe ich hoffentlich auch den letzten Bericht fertig. Der liest sich dann – hoffe ich – genau so gut.
      LG und schönes Wochenende

    1. Danke, Miriam. Das Foto hing auch noch, aber an dem Tag hatte ich nicht so Lust aufs fotografieren. Manchmal muss man einfach nur genießen…
      Bei den San waren war auch, aber schon vorher. Für uns geing es danach nur noch nach Windhoek und dann nach Hause.
      LG Liane

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